Wegen dem Coroavirus Covid-19 bzw. SARS-CoV-2 hält die Welt den Atem an. Die Pandemie hat mittlerweile Dimensionen erreicht, die bisher vielleicht gerade mal in den pessimistischten Annahmen für möglich gehalten wurden. Der Direktor der Weltgesundheitsorganisation [WHO], Tedros Adhanom Ghebreyesus, spricht sogar bzgl. der Bekämpfung des Coronavirus davon, dass sich die Welt im Krieg befände.
Und so dramatisch dieser Vergleich auch erscheinen mag, so treffend ist er letztlich. Denn bei der Coronavirus-Pandemie geht es in der Tat auf der einen Seite um das Verteidigen, sprich Eindämmung der Ausbreitung und Versorgung der Infizierten. Und auf der anderen Seite ums Angreifen, also um das Entwickeln eines geeigneten Impfstoffes, der die Menschen vor dem Coronavirus schützen kann.
125 Nanometer großer „Feind“
Auf der ganzen Welt arbeiten Forscher daran, ein Mittel gegen den „Staatsfeind Nummer 1“, das Coronavirus, zu finden. Und dieser „Staatsfeind“ ist gerade mal 125 Nanometer [nm] groß.
Exkurs
Nur zum Vergleich: ein Nanometer ist im Vergleich zu einem Meter ungefähr so klein wie der Durchmesser einer 1-Cent-Münze im Vergleich zu dem unseres Erdballs. Ein Nanopartikel verhält sich zur Größe eines Fußballs ungefähr so wie ein Fußball zur Größe unseres Planeten Erde. Ein Nanometer ist ein Millionstel Millimeter, ein Zehnmillionstel Zentimeter, ein Tausendmillionstel Meter, ein Milliardstel Meter.
Aber wie so oft im Leben kommt es auch im Falle des Coronavirus nicht auf die Größe an, sondern auf die Fähigkeit, sich zu verbreiten, sich in fremde Organismen einzuschleusen. Das Coronavirus ist quasi ein „Angreifer“, den es gilt abzuwehren.
Der Kampf gegen das Coronavirus findet sozusagen auf mehreren Stufen statt. Die 1. Stufe betrifft uns alle, denn jede und jeder von uns ist aktuell davon betroffen. Es geht dabei darum, die Ausbreitung des Coronavirus zu minimieren bzw. zu verlangsamen, damit das Gesundheitssystem nicht überlastet wird und nicht zusammenbricht.
Das kann nur dadurch gelingen, wenn jede und jeder von uns den Kontakt zu anderen Menschen so weit wie möglich zurückfährt und einschränkt, Stichwort häusliche Isolation bzw. #SocialDistancing. Und wenn wir doch außer Haus müssen, um notwendige Besorgungen zu erledigen, ist es oberstes Gebot, zu anderen Menschen einen Mindestabstand von 1,5 Metern zu halten.
Doch als ob die geschlossenen Schulen, Universitäten, Theater, Kinos, Geschäfte, Sportvereine, Restaurants, Kaffeehäuser etc. nicht schon genug wären, ist ab 6. April auch das Tragen von Mund-Nasenschutzmasken in Supermärkten Pflicht. Das schützt zwar nicht per se davor, sich selbst anzustecken. Allerdings schützt es davor, dass Menschen, die unerkannter Weise das Coronavirus bereits in sich tragen, damit andere anstecken.
Stufe II der Coronavirus-Bekämpfung spielt sich nicht in den eigenen vier Wänden ab, sondern in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen des Landes. Denn obwohl bei ungefähr 80 Prozent der infizierten Personen der Verlauf der Krankheit ein leichter ist, verläuft die Krankheit bei jeder/ jedem 5. dann doch schwer – wovon vor allem die besonders gefährdeten Gruppen der älteren Menschen und jener mit chronischen [Vor-] Erkrankungen betroffen sind.
Da der neue Erreger vor allem die unteren Atemwege befällt, haben die Infizierten überwiegend einen trockenen Husten, Atemnot und/ oder bei schwereren Fällen eine Lungenentzündung. Und eben diese Symptome gilt es mit den zur Zeit vorhandenen Medikamenten zu behandeln, um die Schwere des Verlauf und die Sterberate zu senken.
Die allermeisten dieser Arzneimittel werden bereits seit vielen Jahren zur Behandlung anderer Erkrankungen eingesetzt. Das ist ein großer Vorteil: ihre Verträglichkeit ist bereits belegt, was die Zulassung und Erprobung für Covid-19 enorm erleichtert.
Parallel dazu wird natürlich auch intensiv an der Entwicklung neuer Medikamente geforscht. In China beispielsweise haben schon früh antivirale Medikamente, die ursprünglich gegen Ebola, HIV oder Hepatitis C entwickelt wurden, Erfolge bei der Behandlung von schweren Fällen von Corna gezeigt. Mit Hilfe dieser antiviralen Medikamente konnte die Vermehrung der Coronaviren blockiert werden.
Und weil bei schweren Covid-19 Erkrankungen besonders die Lunge betroffen ist, können auch Medikamente helfen, die die Lunge entlasten oder stärken. Dazu zählen etwa Arzneimittel, die gegen die sogenannte cystische Lungenfibrose zugelassen sind und einer Vernarbung von geschädigtem Lungengewebe entgegenwirken.
Doch der „Krieg gegen das Coronavirus“ wird letztlich auf der dritten Stufen gewonnen: nämlich durch die Entwicklung eines geeigneten Impfstoffs, sozusagen „der heilige Gral“, mit dem sich das Problem Coronavirus nachhaltig lösen lässt. Denn gäbe es eine Impfung, würde diese gegen das Coronavirus schützen und es könnte sich nicht mehr weiter verbreiten.
Eine Impfung wäre quasi eine Art Training für das eigene Immunsystem. Dabei würde eine Substanz geimpft, die dem Erreger, vor dem geschützt werden soll, ähnelt, beispielsweise ein abgetöteter Erreger, oder Bruchteile des Erregers. Das Immunsystem „lernt“ dann sozusagen die Struktur des Fremdkörpers, merkt sich diese und produziert eigene hochwirksame Antikörper. Wenn es dann zu Kontakt mit dem tatsächlichen Erreger kommt, kann der Körper dank seiner Antikörper direkt darauf reagieren und eine Infektion wird im Keim erstickt.
Was in der Theorie eigentlich ganz einfach klingt, ist in der Praxis aber schwer. Denn es hat sich bisher als unmöglich erwiesen, das gesamte Coronavirus für einen Impfstoff derart abzuschwächen, dass es einerseits unschädlich ist und andererseits als Impfstoff taugt. Was es daher – neben den ausreichenden finanziellen Mittel für die Forschung – braucht, ist vor allem eines: Zeit.
Wettlauf gegen die Zeit, die man nicht hat
Selbst wenn alles glatt läuft, rechnen Expert*innen damit, dass allerfrühestens Anfang 2021 ein Impfstoff in größeren Mengen zur Verfügung stehen wird. Denn bevor es soweit ist, geht es darum, einen möglichen Impfstoff im Labor zu entwickeln, und seine Wirkung, Aufbau und Herstellbarkeit zu prüfen, zu adaptieren und zu optimieren – und das dauert in der Regel Monate.
Sobald ein Erfolg versprechender Wirkstoff vorliegt, wird dieser an Tieren erprobt. Das geschieht vor allem deshalb, um die Wirkung und eventuelle Nebenwirkungen zu testen. Erst danach werden erste Versuche in den sogenannten klinischen Phasen an Menschen durchgeführt bzw. potentielle Impfstoffe an Menschen getestet. Auch hier geht es wieder um den Impfschutz und die Nebenwirkungen. Und über beides lassen sich nur über eine Beobachtung der Probanden von mehreren Monaten ausreichend Erkenntnisse gewinnen.
Würde man jetzt beispielsweise bei den klinischen Tests die Zeit dafür abkürzen, wäre das extrem gefährlich: Wird nämlich eine gefährliche Nebenwirkung übersehen, weil diese eventuell erst nach Monaten auftritt, während mit dem Impfstoff aber womöglich schon Hunderte Millionen Menschen geimpft sind, kann die Impfung am Ende schädlicher sein als die Infektion selbst.
Werden schließlich alle Test positiv abgeschlossen, muss ein möglicher Impfstoff noch von den zuständigen Zulassungsbehörden – in der EU etwa die EMA, in den USA die FDA – begutachtet und zugelassen werden. Danach kann die Massenproduktion des Impfstoffes beginnen.
Bis es daher soweit ist, heißt es für uns alle: zu Hause bleiben, Abstand halten und trotz allem das Beste daraus machen. In diesem Sinn: bleiben sie gesund!
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