Kurz nicht aufgepasst, und schon hat man sich mit dem Messer geschnitten, das Knie aufgeschlagen, ist irgendwo dagegen gelaufen, hat sich aufgeschürft – kurz: kleinere Verletzungen sind schnell einmal passiert. Und schon sind wir beim Thema „Wundheilung und -versorgung“: Denn wer weiß schon wirklich, ob Wunden besser mit oder ohne Pflaster heilen? Oder heilen Wunden wirklich, wenn es juckt? Schmerzen tiefe Wunden mehr als weniger tiefe? – Lesen sie hier, wie sie Wunden richtig versorgen bzw. was dabei stimmt und was ins Reich der Mythen gehört.
Mythos #01: Pflaster sind eine Brutstätte für Keime und Bakterien
Aus dem Reich der Mythen
Moderne Pflaster sind keimfrei und schützen die Wunde vor äußeren Einflüssen wie Bakterien und Schmutz. Sie halten die Wunde sauber und minimieren somit das Risiko einer Infektion. Außerdem schützen Pflaster als eine Art Polster vor Druck und Reibung.
Wichtig: Natürlich muss die Wunde sorgfältig und gründlich gereinigt werden, bevor sie ein Pflaster anwenden.
Mythos #02: Wunden brauchen nur am Anfang ein Pflaster
Aus dem Reich der Mythen
Viele nutzen ein Pflaster meist nur am Anfang für 1-2 Tage nach der Verletzung bzw. überhaupt nur, bis die Blutung gestoppt ist. Anschließend wird keines mehr verwendet, damit „Luft an die Wunde kommt„. Untersuchungen haben allerdings gezeigt, dass die Wundheilung der meisten Verletzungen deutlich besser abläuft, wenn sie bis zur vollständigen Heilung mit einem Pflaster geschützt sind. Dabei muss natürlich darauf geachtet werden, dass die Pflaster nicht zuletzt aus hygienischen Gründen regelmäßig gewechselt werden.
Mythos #03: Wunden heilen am besten an der frischen Luft
Aus dem Reich der Mythen
Dieser Mythos zählt seit Generationen zu jenen, die sich wahrscheinlich am hartnäckigsten halten. Zwar heilen kleinere Abschürfungen an der Luft durchaus auch von selbst. Aber oberstes Gebot für eine optimale Wundheilung ist, Wunden immer zu reinigen und anschließend mit einem keimfreien und atmungsaktiven Pflaster oder Wundverband zu versorgen. Trocknet die Wunde – an der frischen Luft – nämlich aus, werden bestimmte Enzyme deaktiviert und Zellen, die zur Wundregeneration wichtig sind, sterben ab.
Mythos #04: Je tiefer die Wunde, desto größer die Schmerzen
Aus dem Reich der Mythen
Grundsätzlich ein verständlicher und nachvollziehbarer Irrtum. Aber unterm Strich ist genau das Gegenteil der Fall: Je tiefer eine Wunde ist, desto weniger Schmerz wird wahrgenommen. Das liegt daran, dass die meisten Nervenendungen nicht tief im Gewebe, sondern direkt unter der obersten Hautschicht (Epidermis) sitzen. Oberflächliche Wunden wie zB Brand- oder Schürfwunden verursachen deshalb größere Schmerzen. Tiefe Wunden tun zwar weniger weh, heilen allerdings schlechter und sind daher auch anfälliger für unschöne Narben.
Wichtig: tiefe, stark blutende Wunden sollten möglichst von einem Arzt/ Ärztin versorgt werden.
Mythos #05: Schlecht heilende Wunden können ein Zeichen für ernsthafte Erkrankungen sein
Fakt
Wenn eine Wunde trotz aller Bemühungen über einen längeren Zeitraum nicht abheilen, ist das oftmals ein Hinweise darauf, dass die Selbstheilungskräfte des Körpers überfordert sind. Das kann auf eine Erkrankung wie zB Durchblutungsstörungen, Diabetes, Erkrankungen des Venen-, Arterien- und Lymphsystems, Herzschwäche, beeinträchtigtes Immunsystem oder auch auf eine Tumor hindeuten. In diesem Fall sollten sie unbedingt mit ihrem Arzt/ Ärztin darüber sprechen und ggf. weitere Untersuchungen durchführen.
Mythos #06: Wenn die Wunde juckt, heilt sie
Ja und nein
Einerseits ist ein leichter Juckreiz in der Tat eine typische Begleiterscheinung bei der Wundheilung. Grund dafür: heilende Wunden schütten Histamin aus, das wiederum den Juckreiz auslöst. Aber andererseits deutet ein akuter Juckreiz v.a. in Kombination mit einer starken Rötung, pochendem Schmerz oder sogar Eiter auf eine Entzündung hin. In so einem Fall sollten sie die Wunde so rasch wie möglich von ihrem Arzt/ Ärztin anschauen lassen, da derartige Beschwerden auf eine Infektion oder Ekzeme hindeuten.
Mythos #07: Je besser die Versorgung der Wunde, desto kleiner die Narbe
Fakt
Eine richtige und fachmännische Reinigung und Versorgung der Wunde hilft, das Risiko für Narbenbildung deutlich zu minimieren. Das fördert den Heilungsprozess und unterstützt die Ausbildung einer stabilen Narbe. Unschöne Narben entstehen nämlich vor allem dann, wenn es zu einer Infektion der Wunde zB durch Verunreinigungen kommt.
Mythos #08: Mit Honig heilen Wunden schneller
Ja und Nein
Mit Honig heilen mittelschwere Brandwunden, bei denen die obersten Hautschichten betroffen sind und bei denen es auch zu Wundinfektionen kommen kann, um ca. vier bis fünf Tage schneller als mit herkömmlichen Brandwunden-Behandlungen.
Das liegt daran, dass Honig die Feuchtigkeitsbildung der Wunde positiv beeinflusst, die Bildung von neuem Gewebe und neuer Haut begünstigt und Entzündungen hemmt.
Bei schwer heilenden und/ oder chronischen Wunden sollte Honig nicht eingesetzt werden.
Mythos #09: Salzwasser ist gut für die Wundheilung
Ja und nein
Wie heißt es so treffend: die Dosis macht das Gift! Grundsätzlich müssen Wunden ja immer sorgfältig gereinigt werden. Dadurch wird die Wunde befeuchtet, die Keimbelastung reduziert und die Wundheilung gefördert. Dabei ist im Fall des Falles aber auf die richtige Salzkonzentration zu achten. Eine physiologische Kochsalzlösung zur Reinigung von Wunden sollte 0,9% Salzgehalt aufweisen.
Meerwasser oder Salzlösungen zum Spülen der Nase eignen sich daher auf Grund der zu hohen Salzkonzentration auf keinen Fall! Sie trocknen nämlich die Wunde aus und verzögern so die Wundheilung. Darüber hinaus ist Meerwasser meist voller Schmutz und Keime ist, wodurch sich die Wunde zusätzlich noch entzünden kann.
Mythos #10: Wer die Wundkruste abkratzt, bekommt eine Narbe
Ja und nein
Wenn auf der Wunde noch eine Kruste festsitzt, sollte man auf keinen Fall daran herumkratzen oder versuchen, diese zu entfernen. Sonst kann zum einen die Wunde erneut aufgerissen bzw. infiziert werden, was die Heilung hinauszögert. Und zum anderen kann es tatsächlich zu einer unschönen Narbenbildung kommen. In der Regel löst sich die Wundkruste bei oberflächlichen Wunden bei der Reinigung mit einer Haut- oder Narbenölpflege von selbst.
Bei tiefen Wunden wiederum können eitrige Wundkrusten die Heilung verschlechtern und sollten daher abgetragen werden. Das sollte aber nicht selbst gemacht werden, sondern von ihre Arzt/ Ärztin.
Mythos #11: Zum Desinfizieren am besten Alkohol verwenden
Aus dem Reich der Mythen
Alkohol zur Reinigung von Wunden ist nicht nur schmerzhaft, sondern schädigt darüber hinaus auch das Wundgewebe. Zur Reinigung und Desinfektion von Verletzungen eignen sich spezielle antiseptische Wundsprays, neutrale Natriumchloridlösungen, oder – wenn im Notfall nichts anderes verfügbar ist – sauberes, lauwarmes Wasser.
Mythos #12: Tiefe Wunden nach sechs Stunden nicht mehr nähen
Fakt
Tiefe Wunden ab ca. einem Zentimeter müssen innerhalb von sechs Stunden nach der Verletzung genäht oder mit speziellen Hautklebern verschlossen werden. Grund dafür: Nach ungefähr sechs Stunden besteht ein hohes Infektionsrisiko, da Keime bereits in die Wunde gewandert sein können. Näht man nun die Wunde zu, würde man diese „einschließen“, was zu Entzündungen und im schlimmsten Fall zu einer Blutvergiftung führen würde.
Hinweis
Bitte beachte sie, dass alle oben genannten Ratschläge eine medizinische Beratung und Behandlung durch ihren Arzt/ Ärztin nicht ersetzen können. Das gilt vor allem bei größeren und/ oder großen Verletzungen, die in jedem Fall ärztliche Hilfe benötigen!
(Bild: Pixabay.com)