Online-Reisebüros werben oft mit verlockenden Slogans wie „Flüge vergleichen und günstige Angebote finden“ oder „Günstige Flüge schnell und einfach finden„. Das Ziel ist klar: bei den Konsumenten soll der Eindruck erweckt werden, dass Flugtickets bei solchen Anbietern deutlich günstiger zu bekommen sind, als bei einer Buchung direkt auf der Website einer Airline. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat sich die gängigsten Online-Reisebüros angesehen und anhand von drei verschiedenen Reise-Szenarien geprüft, ob die Flugbuchung bei einem Online-Reisebüro wirklich günstiger ist als direkt bei der Fluglinie.
Flugbuchungen an Hand von drei Szenarien
Für die Erhebung wurden die Preise bei eDreams, Expedia, Fluege.de, GoToGate, Opodo, Travelgenio und Kiwi für folgende Szenarien abgefragt:
Szenario 1: je eine Wochenendreise für zwei Personen nach Paris und Amsterdam;
Szenario 2: eine Familienreise für vier Personen nach Palma de Mallorca;
Szenario 3: je ein Langstreckenflug für eine Person nach New York und Bangkok.
Unmittelbar nach der Abfrage beim Online‑Reisebüro erfolgte die Preisüberprüfung für denselben Flug direkt bei der vorgeschlagenen Airline. Das Ergebnis war eindeutig: In 33 von 43 Fällen war die Buchung direkt bei der Fluglinie günstiger. Der durchschnittliche Preisunterschied lag bei rund neun Prozent und konnte in Einzelfällen bis zu 38 Prozent betragen. Oder anders formuliert: das Versprechen, jedes noch so versteckte Flug-Schnäppchen zu finden bzw. dass es „bei uns die günstigsten Flüge“ gäbe, entpuppt sich zumeist als ein leeres.
Bequem und schnell sind sie allemal, die Online-Reisebüros
Wir wollen jetzt aber nicht die Angebote bzw. Serviceleistungen der Online-Reisebüros schlecht reden. Denn zugegeben, bequem und schnell sind sie allemal. Wer eine Kreditkarte plus Computer, Laptop, Tablet oder Handy zur Hand hat, kann mit wenigen Klicks ganz entspannt von der Couch aus sein Flugticket buchen. Noch dazu, wenn man nicht die Seiten der Fluggesellschaften selbst abklappern muss, sondern der speziell dafür programmierte Suchroboter das für einen erledigt und die Preise vergleicht – und zwar innerhalb weniger Sekunden.
Hat man – bzw. der Suchroboter – ein passendes Angebot gefunden, kann dieses zumeist auch gleich über dasselbe Portal gebucht werden. Mit der gebuchten Fluglinie hat man so im Normalfall erst beim Check-in am Flughafen zum ersten mal direkt zu tun.
Zusatzangebote machen den Endpreis oft teurer
Hat man nun aber einen günstigen Flug bei einem Online-Reisebüro gefunden, fällt – leider zum Nachteil der Konsumenten – ein weiterer Aspekt auf: die auf den ersten Blick günstigen Angebote sind nämlich nicht selten mit [fragwürdigen] Zusatzangeboten oder bestimmten Bedingungen verknüpft. Die Folge: der Endpreis des Fluges wird so oft höher als der ursprünglich angegebene.
Online-Reisebüros finanzieren sich zum Teil auch über derartige Zusatzpakete mit zweifelhaftem Nutzen. Solche Pakete können zB besondere Reiseversicherungen oder eigene Kreditkarten sein, die mitunter aufdringlich beworben werden. Fluglinien sind hier in der Regel weniger penetrant. Dh, bevor sie fix buchen, sollten sie unbedingt das berühmte „Kleingedruckte“ lesen.
Eindeutiges Ergebnis: besser direkt buchen bei der Airline
Der VKI empfiehlt daher, im Fall des Falles ein paar zusätzliche Klicks auf die Seite der Airlines zu machen. Wer ein wenig Mehraufwand bei Buchungen in Kauf nimmt, schont nicht nur die Geldbörse, sondern im Ernstfall auch seine Nerven.
„Die Preisersparnis ist ohnehin nicht der einzige gute Grund, besser direkt bei der Airline zu buchen“, erläutert Dr. Barbara Forster, Juristin im Europäischen Verbraucherzentrum (EVZ). „Bucht man den Flug direkt bei der Airline, ist klar, dass diese auch der Ansprechpartner bei Fragen und Problemen ist. Beim Kauf über ein Online‑Reisebüro hat man jedoch zwei Vertragspartner. Hier können leicht Schwierigkeiten mit den Zuständigkeiten auftreten, wenn einmal etwas schiefläuft. Nicht selten werden die Konsumenten dabei im Kreis geschickt“, so Barbara Forster weiter.
„Vor allem wenn man eine Flugverbindung mit mehreren Teilstrecken bucht, können Probleme auftreten. Von Online-Reisebüros werden häufig günstige Verbindungen mit Teilstrecken von verschiedenen Fluglinien vorgeschlagen. Wird dann eine Teilstrecke annulliert oder kommt es zu einer Verspätung und der Anschluss wird verpasst, kann das zu erheblichen Unannehmlichkeiten und hohen Kosten führen.“
Fazit der Verbraucherschützer: Suchen bei Online-Reisebüros ja, buchen besser direkt bei der Airline.
Service
Den vollständigen Bericht inkl. Preisbeispielen finden sie in der April-Ausgabe der Testzeitschrift KONSUMENT und auf www.konsument.at.
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