Gibt es den Muttertag schon seit tausenden von Jahren – bereits 250 vor Christus wurde für römische und griechische Göttinnen eine Art Muttertagsfest abgehalten – so gibt es den Vatertag [in Österreich] erst seit 1956. Seit diesem Jahr werden alle Väter immer am zweiten Sonntag im Juni gefeiert. Wir haben das zum Anlass genommen, ein paar Fakten über diesen „Feiertag“ zusammen zu tragen.
Vatertag – eine Geschichte
Es begann, wie so vieles, in den Vereinigten Staaten von Amerika. Im Jahr 1910 rief eine gewisse Louisa Dodd – beeinflusst durch den Muttertag – eine Bewegung zu Ehren der Väter ins Leben: den Father´s Day. Die Motivation dazu kam aus ihrer eigenen Familie, kümmerte sich doch ihre Vater um seine sechs Kinder, nachdem seine Frau bei der Geburt des jüngsten gestorben war.
Die Idee, auch die Väter zu ehren, fand in den folgenden Jahren mehr und mehr Anhänger. Schließlich gab US-Präsident Calvin Coolidge 1924 eine Empfehlung zur Einführung eines eigenen Feiertages an die einzelnen Bundesstaaten heraus. Auf einen bestimmten Tag zur Feier der Väter legte man sich allerdings erst viel später fest. Es dauerte nämlich bis zum Jahr 1966, als Präsident Lyndon Johnson den 3. Sonntag im Juni als Father´s Day einführte. 1974 erhob Präsident Richard Nixon den Vatertag letztlich in den Rang eines offiziellen Feiertages.
Österreich: ein Herz für den Vatertag
In Österreich gilt der Wiener Helmut Herz als Begründer des Vatertags. Im Jahr 1955 steckte die Textilbranche in einer Krise. Herz hatte damals eine Idee, wie die Wirtschaft wieder angekurbelt werden kann: Ein eigener Vatertag, konzipiert als Familienfest, sollte in der Sommerzeit den Konsum wieder ankurbeln. Dazu wurde nicht nur ein „Vatertagskomitee“ eingerichtet, sondern auch im Radio über die Aktion berichtet. Doch der Vatertag wurde nicht als „neues“ Fest verkauft, sondern als Familientag, der nun wieder stärker gefeiert werden sollte.
Herz selbst wurde am ersten Vatertag 1956 von seinem Sohn mit einer Zeichnung beschenkt. Daraus entwickelte er die Idee eines großen Malwettbewerbs. Die Kinder sollten den Beruf ihres Vaters zeichnen. Knapp 80.000 Zeichnungen wurden eingereicht, sein Ziel, Väter und ihre Kinder zusammenzubringen, gelungen.
Seither wird in Österreich der Vatertag immer am 2. Sonntag im Juni gefeiert.
Deutschland: Männer unter sich
In Deutschland wird der volkstümliche Vatertag immer an Christi Himmelfahrt begangen, dem 40. Tag des Osterfestkreises. Er wird vor allem in Ostdeutschland auch als „Herrentag“ bezeichnet. In Sachsen, Thüringen und Teilen Brandenburgs wird auch die Bezeichnung „Männertag“ verwendet.
Auch bleiben Männer bei unseren Nachbarn am Vatertag gerne unter sich. Statt Familienfeier zieht man mit den besten Freunden in durchaus feucht-fröhlichen Runden von einer Bar zur nächsten, wobei auch kinderlose Herren gerne mitgenommen werden.
Schweiz: Nachzügler in Sachen Vätertag
In der Schweiz wird der Vatertag als solches traditionell eigentlich nicht gefeiert. Er wird lediglich in Migrantenfamilien aus Deutschland und in Grenzregionen vereinzelt begangen.
Erst im Jahr 2007 wurde der „Vätertag“ als Fest- und Aktionstag inoffiziell in der Schweiz eingeführt. Seit 2009 wird er jeweils am ersten Sonntag im Juni landesweit gefeiert und soll Wertschätzung für väterliches Engagement zum Ausdruck bringen.
Im Unterschied zu Vatertagen in anderen Ländern besteht der Vätertag in erster Linie aus einem Väter-Kinder-Aktionstag und zielt auch auf eine politische Dimension: Die Rahmenbedingungen für ein engagiertes Vatersein in Beruf, Familie und Gesellschaft sollen verbessert werden.
Im Tessin wird der Vatertag wie in Italien am Josefstag, dem 19. März gefeiert, dem Fest des hl. Josef.
Geschenke, Blumen und Zeit
Ähnlich wie der Muttertag wird auch der Vatertag mit kleinen Geschenken oder Blumen begangen. Allerdings haben sich keine großen Bräuche rund um den Vatertag entwickelt. Man trifft sich mit der Familie, isst gemeinsam und verbringt Zeit zusammen.
Die Kommerzialisierung des Vatertages hat zwar in den letzten Jahren stetig zugenommen, ist allerdings (noch) nicht so ausgeprägt wie zum Muttertag. Während viele Ehefrauen, Freundinnen und Kinder nach den passenden Geschenken suchen, lassen viele andere den Vatertag auch einfach unter den Tisch fallen.
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