Sabine bückte sich, um ihrer körperlich eingeschränkten Mutter zu helfen, und brach sich dabei die Wirbelsäule. Franziska brach sich die Hüfte, nachdem sie zu Hause über den Teppich gestolpert war. Obwohl sich die beiden Frauen nicht kennen, haben sie doch etwas gemeinsam: Sie wussten nicht, dass sie unter Osteoporose leiden.
Diese Erkrankung führt dazu, dass die Knochen schwach und zerbrechlich wie Glas werden. Menschen mit Osteoporose können sehr schnell Knochenbrüche erleiden – selbst nach dem kleinsten Sturz aus dem Stand, durch einfaches Niesen oder wenn sie sich vornüberbeugen, um sich die Schuhe zu binden.
Mehr Frauen als Männer leiden unter Osteoporose
Weltweit erleidet jede dritte Frau und jeder fünfte Mann ab dem 50. Lebensjahr eine Osteoporose bedingte Fraktur. Etwa 200 Millionen Menschen sind betroffen. Alarmierend, wenn man weiß, dass sich im Durchschnitt alle drei Sekunden eine Fraktur ereignet, die auf Osteoporose zurückzuführen ist.
Nicht zuletzt auf Grund dieser Zahlen ruft die International Osteoporosis Foundation [IOF – die weltweit größte Nichtregierungsorganisation, die sich der Knochengesundheit und der Osteoporose-Prävention verschrieben hat] zusammen mit ihren 250 Mitgliedsorganisationen weltweit alle älteren Menschen dazu auf, die Risikofaktoren der Osteoporose ernst zu nehmen. Jede/ r sollte unbedingt seinen Arzt/ Ärztin aufsuchen, wenn er/ sie einem erhöhten Risiko ausgesetzt ist.
Anzeichen, die auf Osteoporose hindeuten
Es gibt viele Faktoren, die auf eine möglicherweise zugrundeliegende Osteoporose hinweisen können. Zu den häufigsten Anzeichen gehören:
- Knochenbrüche nach einem Sturz mit geringem Trauma bei Menschen über 50
- Abnahme der Körpergröße um mehr als 4 cm
- langfristige Einnahme von Glukokortikoiden oder anderen knochenschädigenden Medikamenten
- körperliche Gebrechlichkeit
- Untergewicht
- Vorbelastung der Eltern durch Osteoporose
- oder eine Hüftfraktur
Eine schnelle und einfache Möglichkeit, sich über mögliche Risiken zu informieren bzw. zu testen bietet der IOF-Risikotest für Osteoporose.
Nicht auf die leichte Schulter nehmen!
Eine Fraktur im hohen Alter kann das Leben grundlegend verändern. Akute Schmerzen, langwierige Rehabilitation, Langzeitbehinderung, Abhängigkeit von Pflegepersonen und der Verlust der Lebensqualität und Selbstständigkeit sind keine Seltenheit. Hüftfrakturen können lebensbedrohlich sein.
Der Verlust von Körperfunktionen sowie vor allem auch der Selbständigkeit stellen einen schwerwiegenden Eingriff ins tägliche Leben dar: 40% der Betroffenen können nach einem Vorfall nicht selbstständig gehen und 60% sind ein Jahr danach weiterhin hilfebedürftig. Aufgrund dieser körperlichen Beeinträchtigungen sind 33% der Betroffenen ein Jahr nach einer Hüftfraktur auf umfassende Hilfe angewiesen oder müssen in einem Pflegeheim versorgt werden.
„Die eigene Knochengesundheit muss für alle Erwachsenen zur Priorität werden. Der Erhalt starker Knochen und Muskeln ist der Schlüssel zu einer aktiven, mobilen Zukunft im Alter. Wenn sie einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, zögern sie nicht, ihren Arzt/ Ärztin auf eine Untersuchung und gegebenenfalls auf eine geeignete Behandlungsstrategie anzusprechen. Heute gibt es eine breite Palette wirksamer Osteoporose-Therapien, die das Risiko von Hüft- und Wirbelsäulenfrakturen um bis zu 40% bzw. um 30-70% reduzieren“, so IOF-Präsident Professor Cyrus Cooper.
Knochengesundheit braucht besondere Priorität
Die IOF fordert die zuständigen Gesundheitsbehörden außerdem auf, der Knochengesundheit besondere Priorität einzuräumen und damit die kostspielige menschliche und wirtschaftliche Belastung durch Frakturen in ihren jeweiligen Ländern zu verringern.
„Als Experten auf diesem Gebiet drängen wir gemeinsam mit unseren Patientenvertretern auf globale Maßnahmen. Große Behandlungslücken führen dazu, dass selbst für Hochrisikopatienten kein Schutz vor Frakturen geboten wird. Eine Person, die bereits eine Fraktur erlitten hat, ist stark anfällig für weitere Knochenbrüche. Das Risiko einer erneuten Fraktur innerhalb des ersten Jahres ist in diesem Fall fünfmal höher als sonst. Dennoch werden etwa 80 % dieser Patienten weder zutreffend diagnostiziert noch im Hinblick auf die zugrundeliegende Osteoporose behandelt“, fügt Professor Cooper hinzu.
Eine Schlüsselstrategie zur Schließung der Behandlungslücke und der globalen Frakturkrise ist die Einführung von sogenannten Fracture Liaison Services (FLS) in allen Krankenhäusern, die Frakturpatienten behandeln. Solche koordinierten, multidisziplinären Leistungen verbessern die Patientenversorgung und tragen dazu bei, die Häufigkeit von Sekundärfrakturen zu reduzieren – was letztlich zu einer Senkung der enormen frakturbedingten Versorgungskosten weltweit führt.
Tipps zur Vorbeugung
Wer Osteoporose vorbeugen will, sollte die bekannten Risikofaktoren minimieren. Für ein starkes Knochengerüst sind regelmäßige Bewegung, Kalzium und Vitamin D ganz besonders wichtig.
Hier die wichtigsten Tipps
- Achten sie auf eine kalziumreiche Ernährung. Erwachsene sollten pro Tag zwischen 1.000 und 1.500 Milligramm Kalzium aufnehmen.
- Essen sie regelmäßig Produkte mit viel Vitamin D, zum Beispiel fettreiche Fischsorten – wie Hering, Lachs, Makrele, Heilbutt oder Thunfisch –, Fischöl und Eigelb.
- Wenn die Sonne scheint – gehen sie raus! Im Sommer fünf bis 15 Minuten täglich, im Frühling und Herbst zehn bis 25 Minuten täglich. Dann kann der Körper einen Großteil seines Vitamin D-Bedarfs decken, indem er das Vitamin selber herstellt.
- Meiden sie Lebensmittel, die sehr viel Phosphat enthalten – unter anderem Fleisch- und Wurstwaren, Schmelzkäse, Cola. Sie hemmen die Kalzium-Aufnahme im Darm und fördern die Kalzium-Freisetzung aus den Knochen.
- Verzichten sie auf Tabak bzw. hören sie mit dem Rauchen auf und Alkohol und trinken sie nicht zu viel Kaffee.
- Ein weiterer unverzichtbarer Baustein der Osteoporose-Vorbeugung: regelmäßige Bewegung – am besten mehrmals pro Woche laufen, wandern, walken oder tanzen. Denn körperliche Aktivität hat eine wichtige schützende und stärkende Wirkung auf das Knochengerüst, da sie die knochenaufbauenden Zellen aktiviert.
#BewegungISTgesund
Ernährung und Bewegung beeinflussen aber nicht nur den Aufbau der Knochensubstanz, sondern verringern auch die Geschwindigkeit und die Intensität der Abbauvorgänge.
(Bilder (v.o.n.u.): Pixabay.com (2x), IOF)