Wie täglicher Sport das Leben verlängern kann, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf die Regionalanästhesie hat und wie Pelvic Care Nurses Patientinnen mit gynäkologischen Tumorerkrankungen unterstützen. Viele aktuelle Gesundheits- und Medizinthemen – nachzulesen hier und im neuen Vinzenz magazin, das sie auch als Pdf downloaden können.
Sport ist wichtig – für Körper und Geist
Er setzt sein Wissen in die Praxis um und radelt jeden Tag in die Arbeit. Dr. Gerhard Vavrovsky, Leiter der Physikalischen Medizin und Rehabilitation im St. Josef Krankenhaus Wien, appelliert in der aktuellen Ausgabe des Vinzenz magazins an alle: „Mehr als 95 Prozent der Einflussfaktoren auf unsere Gesundheit liegen außerhalb des Gesundheitssystems, also in uns.“
Warum Sport so wichtig ist: „Die Muskulatur ist nicht nur ein Bewegungsorgan, sondern ein wichtiges Stoffwechsel- und Steuerungsorgan. Der arbeitende Muskel schüttet Hunderte Zellbotenstoffe, sogenannte Myokine, aus.“ Diese stärken das Immunsystem, das Gehirn, den Darm, den Knochenstoffwechsel sowie Leber und Bauchspeicheldrüse. Konsequente körperliche Aktivität steigert das psychische Wohlbefinden, und reduziert Depression und Ängste.
Wichtig dabei: Man sollte die tägliche Trainingseinheit, egal, welche Sportart sie zum Schwitzen bringt, subjektiv als anstrengend empfinden. Wer nach der Aktivität jedoch kaltschweißig oder völlig verausgabt ist, für den war die Belastung zu groß. Das Motto lautet: „Anstrengen, aber nicht überanstrengen„.
Vavrovsky betont zudem, dass die tägliche Bewegung nicht nur bei ernsten Krankheiten nützt, sondern tatsächlich verjüngend wirkt. „Altwerden ist Muskelkraftverlust.“ Hilfreich ist deshalb eine Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining.
Optimaler Startzeitpunkt: Am besten sofort.
Sport = ‚Medizin‘ und kann unser Leben verlängern
Studien zeigen aber auch eindeutig eine lebensverlängernde Wirkung von Sport, unter anderem bei Brustkrebs, sowie bei Prostata- und Dickdarmkrebs, Melanomen und höchstwahrscheinlich Gebärmutterkrebs. Vavrovsky nennt Zahlen aus einer breit angelegten Studie über Bewegung mit Brustkrebspatientinnen in unterschiedlichen Stadien und mit unterschiedlichen Brustkrebsarten.
Alle hatten selbstverständlich die bestmögliche medizinische Behandlung erhalten. Von 100 Frauen haben ohne Berücksichtigung des wöchentlichen Bewegungsumfangs drei Viertel die ersten zwölf Jahre überlebt. Von 100 Frauen, die zusätzlich zur medizinischen Behandlung täglich vier Kilometer gegangen sind, haben 92 die ersten zwölf Jahre überlebt. Aber von 100 Patientinnen, die zusätzlich zur Therapie täglich in 30 Minuten vier Kilometer weit gelaufen sind, haben 98 die ersten zwölf Jahre überlebt.
Fazit des Mediziners: gewisse Brustkrebsarten lassen sich mit gewissen Behandlungsformen behandeln. Aber bei allen, wirklich allen, ist Bewegung besser als keine Bewegung.
Natürlich sollen dadurch keinesfalls falsche Hoffnungen geweckt bzw. können auch keine Prognosen für den Einzelfall getroffen werden – denn letztlich geht es dabei um statistische Werte. Doch fest steht: jede und jeder hat durch Bewegung einen großen Überlebensvorteil selbst in der Hand – nicht nur bei Krebserkrankungen, auch bei anderen chronischen Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
#BewegungISTgesund
Digitalisierung des Gesundheitswesens
Was vor Jahren mit der Einführung der e-card und der elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) begonnen hat, zieht nun immer weitere Kreise und gestaltet das Gesundheitswesen neu. Ein Beispiel dafür ist die Telemedizin, sprich: Patienten können aus der Ferne die Expertise einer Spezialistin oder eines Spezialisten erhalten. Aber auch elektronische Vereinbarung von Ambulanzterminen oder der Einsatz von Operationsrobotern ist Teil dieser Entwicklung.
„Die Digitalisierung wird den Patientinnen und Patienten noch mehr Selbstbestimmung ermöglichen als bisher„, ist Dr. Michael Heinisch, Geschäftsführer der Vinzenz Gruppe, überzeugt. „Sie erhalten mehr Freiheit und werden den Ort und die Zeit bestimmen, wann und wo sie ihre Gesundheitsdienstleistung konsumieren.“
Wobei die Zukunft eindeutig in Richtung Prävention gehen wird. So bringen immer mehr Technologieunternehmen Geräte auf den Markt, mit denen der persönliche Gesundheitszustand permanent überwacht werden kann.
Dennoch bleibt auch im Zeitalter der Digitalisierung der zwischenmenschliche Kontakt ein wesentlicher Faktor. Oder anders gesagt: Künstliche Intelligenz (KI) wird künftig mehr und mehr Medizinerinnen und Mediziner unterstützen, aber keinesfalls ersetzen. Heinisch: „Denn immer noch kann in der Medizin der Mensch das größte Vertrauen geben.“
Die Zukunft der Regionalanästhesie
Technische Entwicklungen, Digitalisierung und neue Methoden der Schmerztherapie revolutionieren auch das Fachgebiet der Anästhesie. Primarius Dr. Manfred Greher, Ärztlicher Direktor und Vorstand der Abteilung für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie im Herz-Jesu Krankenhaus Wien, verrät im neuen Vinzenz magazin zukunftsträchtige Entwicklungen.
„Dazu gehört beispielsweise ein Roboter, der eine Regionalanästhesie durchführen kann, während Ärztin oder Arzt ihn ortsunabhängig per Joystick bedient.“ Brandneu und extrem hilfreich ist ein kleines, tragbares Ultraschallgerät, das Ärztinnen und Ärzte in Verbindung mit einem Tablet-Bildschirm oder einem Mobiltelefon unterwegs unterstützt. Und in der Schmerztherapie wird es laut Greher künftig immer mehr um die individuelle Dosierung und Wirkdauer von Medikamenten gehen.
„So beschäftigt sich etwa eine Forschergruppe mit nach Bedarf freigesetzten Medikamenten. Dabei wird das Lokalanästhetikum an den Nerv gespritzt und erst durch einen äußeren Impuls wie zum Beispiel mittels Ultraschall freigesetzt.“
Schwester mit Spezialauftrag
Kerstin Paul-Holzinger ist eine sogenannte „Pelvic Care Nurse„. Darunter versteht man eine spezialisierte Pflegeexpertin, die Patientinnen mit Unterleibserkrankungen durch alle Phasen der Erkrankung begleitet. Als Mitglied des therapeutischen Teams am Gynäkologischen Tumorzentrum im Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern berät sie in allen Fragen von Diagnostik und Therapie. Sie hat dabei eine Schlüsselrolle in der interdisziplinären Zusammenarbeit.
„Bei uns werden alle Unterleibstumore, wie zum Beispiel Eierstock- und Gebärmutterhalskrebs behandelt.“ Die Diagnose und auch Therapie macht vielen Frauen Probleme. Die Pelvic Care Nurse ist für alle Fragen da: „Vom Haarverlust bis zum Thema Sexualität – vieles, das sie sehr belastet und sie verständlicherweise ungern bei der Visite ansprechen.“
(Bilder: Pixabay.com)