Unter dem Begriff Rheuma werden in etwa 400 verschiedene Erkrankungen zusammengefasst, die vor allem eines gemeinsam haben: Schmerzen und Einschränkungen des Bewegungsapparats. Dabei sind Gelenke, Knochen und Bindegewebe in irgendeiner Form vom Krankheitsgeschehen betroffen.
Allerdings können rheumatische Entzündungen nicht nur den Bewegungsapparat, sondern auch Herz und Gefäße betreffen. Außerdem zeigt sich, dass begleitende Erkrankungen von Herz und Gefäßen bei Menschen mit rheumatischen Entzündungserkrankungen häufiger auftreten als bei gesunden. Rheuma-PatientInnen haben ein erhöhtes Risiko für entzündliche Aktivitäten auch in den Wänden der Blutgefäße. Dabei kommt es vermehrt zu einer Verkalkung der Gefäßwände [Arteriosklerose], was Gefäßkomplikationen bis hin zu Herzinfarkt und Schlaganfall zur Folge haben kann.
Wer an Rheuma leidet, sollte daher regelmäßig – mindestens alle fünf Jahre – zur Herz-Vorsorgeuntersuchung beim Kardiologen/ Kardiologin.
Rheuma – eine Volkskrankheit
Laut Österreichischer Rheumaliga ist hierzulande jede/ r Zweite mindestens einmal in ihrem/ seinem Leben mit einer rheumatischen Erkrankung konfrontiert. Mehr als zwei Millionen ÖsterreicherInnen leiden jährlich an Schmerzen am Stütz- und Bewegungsapparat. Ca. ein Prozent davon ist von einer chronisch entzündlichen rheumatischen Erkrankung betroffen. In Deutschland leiden etwa 20 Millionen Menschen an einer rheumatischen Erkrankung.
Das Risiko eines Rheumapatienten/ einer Rheumapatientin, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden, entspricht dem eines Patienten/ einer Patientin mit Diabetes mellitus [Zuckerkrankheit] beziehungsweise dem eines zehn Jahre älteren Patienten/ Patientin ohne Rheuma. Eine Herzschwäche [Herzinsuffizienz] tritt bei älteren PatientInnen mit rheumatoider Arthritis doppelt so häufig auf wie bei gleich alten Personen ohne Rheuma. Oder anders gesagt: Rheuma sollte auf keinen Fall auf die leichte Schulter genommen werden.
Verschiedene Arten von Rheuma
Mit Rheuma werden grundsätzlich Beschwerden am Stütz- und Bewegungsapparat mit fließenden, reißenden und ziehenden Schmerzen bezeichnet, die oft mit funktioneller Einschränkung einhergehen. Eine Einteilung kann getroffen werden in entzündliche [zum Beispiel Arthritis], nicht-entzündlich rheumatische [zum Beispiel Arthrose] und stoffwechselbedingte rheumatische Erkrankungen [zum Beispiel Gicht].
Obwohl wie erwähnt jede/ r Zweite im Laufe ihre/ seines Lebens mit der Diagnose Rheuma konfrontiert wird, warten viele Betroffene zu lange, bis sie einen Arzt/ Ärztin aufsuchen, weil sie bei ihren Symptomen nicht an Rheuma denken. Dabei geht allerdings sehr wertvolle Zeit verloren, um entzündliche Prozesse einzudämmen und die Lebensqualität zu verbessern. Denn: Je früher die Krankheit diagnostiziert wird, desto früher kann mit einer Therapie begonnen werden, um Folgeschäden zu vermeiden.
Wenn sie länger als 5-6 Wochen an Gelenksschmerzen leiden oder Schwellungen an den Gelenken und/ oder Morgensteifigkeit haben, sollten sie rasch zu ihrem Hausarzt/ Hausärztin. Bei Verdacht auf eine entzündliche rheumatische Erkrankung wird ihr Hausarzt/ Hausärztin sie an einen Facharzt/ Fachärztin für Rheumatologie oder an eine Rheumaambulanz überweisen, bei Arthrose ist der Facharzt/ Fachärztin der Orthopädie zuständig.
Vorsicht bei Symptomen wie Brustschmerzen und Luftnot bei Belastung
Vor allem die Arterien, die den Herzmuskel mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen, die sogenannten Herzkranzgefäße, können von einer Arteriosklerose betroffen sein. Liegt zusätzlich eine rheumatische Erkrankung vor, beschleunigt sich die Arteriosklerose, Ablagerungen in den Gefäßen, Plaques genannt, drohen schneller aufzureißen und leiten Katastrophen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall ein.
Diese Gefahr steigt insbesondere dann, wenn die Betroffenen zusätzlich erhöhte Blutfettwerte [Cholesterin], Bluthochdruck, Diabetes oder Übergewicht haben. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Rheuma-Patienten neue Symptome wahrnehmen: Brustschmerzen oder Luftnot bei Belastung, die zuvor problemlos bewältigt wurden, sollte man ernst nehmen und umgehend den Arzt/ Ärztin aufsuchen.
Vorsorge bei Rheuma-PatientInnen muss noch höheren Stellenwert haben
Damit es gar nicht erst zu Herz- und/ oder Gefäßkomplikationen bei PatientInnen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen bis hin zu Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzschwäche kommt, muss der Vorsorge ein noch höherer Stellenwert als bislang eingeräumt werden. Die Vorsorge umfasst eine Laboruntersuchung und eine Ultraschalluntersuchung des Herzens und der Gefäße, ebenso EKG und bildgebende Verfahren wie CT und/ oder MRT zur Feststellung von Durchblutungsstörungen des Herzens und Ablagerungen in den Gefäßen.
Auch bei größeren Umstellungen der Rheuma-Therapie wird geraten, unbedingt auch das Herz- und Gefäßrisiko zu überprüfen. Neben der medikamentösen Behandlung der entzündlichen Krankheitsaktivität und Einstellung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck und erhöhten Cholesterinwerten ist ein gesunder Lebensstil von Bedeutung: Neben einer gesunden Ernährung und dem Verzicht auf das Rauchen ist die regelmäßige Bewegung bzw. regelmäßiger Sport von besonderer Bedeutung. Wobei man jetzt nicht gleich jede Woche einen Marathon laufen muss. Im Grunde genügt es schon, beispielsweise regelmäßig im Garten herumzuwerkeln – gerade jetzt im Spätherbst ist dort ohnehin einiges zu tun. Oder man geht jeden Tag etwa 30 Minuten [in flotterem Tempo] spazieren – das ist nicht nur gut für den Körper, sondern auch für den Geist 😉
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