Viele von uns können dem Genuss einer guten Tafel Schokolade nur schwer widerstehen. Egal, ob hell oder dunkel, süß oder zartbitter – Schokolade steht meistens ganz oben auf der Hitliste der Süßigkeiten. Global 2000 und Südwind haben nun über 20 Produkte auf Pestizide und ökologische und soziale Qualität getestet, Stichwort Schokoladen-Check. Erschreckend dabei: nur ein Produkt ist fair und bio. Vereinzelte Produkte beinhalten sogar wahre Pestizid-Cocktails!
Konkret haben Global 2000 und Südwind 21 Eigenmarken-Schokoladentafeln von österreichischen Supermärkten getestet und nach ihrer ökologischen und sozialen Qualität mit einem Ampelsystem bewertet. In zwölf getesteten Schokoladentafeln wurden Pestizide festgestellt – bis zu vier verschiedene Substanzen in einem einzigen Produkt!
Keine direkten Gesundheitsrisiken
Die festgestellten Mengen in den Schokoladentafeln bergen zwar keine direkten Gesundheitsrisiken für die Konsumen, einige der Chemikalien (wie zB Endosulafn, Chlorpyrifos, Cypermethrin, Deltamethrin und Permethrin) sind allerdings hormonell wirksam und entfalten ihre Wirkung auch in kleinsten Mengen. Daher ist es ratsam, die Aufnahme selbst geringer Mengen von Pestiziden zu vermeiden. Schließlich nimmt man Pestizide ohnehin über viele Lebensmittel zu sich.
Schokoladen-Check zeigt: Sozial und ökologisch bedenklich
Sieben Eigenmarken-Tafeln wurden als sozial und ökologisch bedenklich eingestuft. Grund für diese Einschätzung sind die prekären Umwelt- und Produktionsbedingungen im Kakao-Anbau, wie der von Südwind und GLOBAL 2000 präsentierte Report „Bittersüße Schokolade – Hinter den Kulissen der internationalen Schokoladenindustrie“ (Pdf Download des Reports am Ende des Artikels) aufzeigt.
Manche der gefundenen Pestizide in der EU verboten
Mehr als die Hälfte der weltweit verfügbaren Kakaobohnen werden in der Elfenbeinküste, in Ghana und in Indonesien produziert. In der Kakao-Produktion werden nach wie vor Pestizide eingesetzt, die in der EU aufgrund ihrer Gefährlichkeit für Mensch und Umwelt längst verboten sind. Die nachgewiesenen Pestizid-Rückstände in den getesteten Schokoladen deuten auf einen massiven Einsatz von Pestiziden in der Produktion hin – mit enormen negativen Folgen für die Gesundheit der Kakao-Bauern und die Umwelt.
Extrem schwierige Arbeits- und Einkommensverhältnisse im Kakao-Anbau
Der Kakao-Anbau ist nicht rentabel: In Ghana verdienen Kakaobäuerinnen und -bauern rund 80 Cent am Tag, in der Elfenbeinküste rund 50 Cent. Über zwei Millionen Kinder arbeiten in dieser Region unter missbräuchlichen Bedingungen im Kakaoanbau. Der Gewinn für die Bauern und Bäuerinnen ist so gering, dass sie keine Landarbeiter bezahlen können. So müssen die eigenen oder fremde Kinder die anstrengende und gefährliche Arbeit erledigen.
Um Kinderarbeit auszuschließen und ein faires Einkommen für Bäuerinnen und Bauern sicherzustellen, sollten Konsumenten beim Kauf ihrer Schokolade auf das FAIRTRADE-Siegel achten.
Qualität muss nicht teuer sein
Die Test zeigen jedenfalls, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen Preis und Qualität gibt. Manche teure Premium-Produkte wurden als sozial und ökologisch bedenklich beurteilt, während günstige Eigenmarken-Produkte sehr wohl soziale und ökologische Mindeststandards nachvollziehbar einhalten. Insgesamt 15 Schokolade-Produkte wurden aufgrund der prekären Umwelt- und Produktionsbedingungen im Kakaoanbau als sozial und ökologisch bedenklich eingestuft.
Unternehmenseigene Nachhaltigkeitsinitiativen der Schokolade-Anbieter wurden im Schokoladen-Check nicht berücksichtigt, da sie auch für die Konsumenten nicht am Produkt nachvollziehbar sind.
Weitere Informationen
Bittersüße Schokolade – Hinter den Kulissen der internationalen Schokoladenindustrie (Pdf, deutsche Kurzversion)
Bittersweet chocolate – The truth behind the international chocolate industry (Pdf, englische Originalversion)
Bilder: Global 2000, Pixabay.com