Eigentlich sollte der 1. Oktober, der „Tag der älteren Menschen„, ein Tag der Freude sein, an dem man der älteren Generation „Danke“ sagt. Allerdings ist dieser Tag auch einer, an dem man sich ganz besonders für ältere Menschen einsetzt und auf ihre Lebensumstände aufmerksam macht. In diesem Sinn sieht der Pensionistenverband Österreichs [PVÖ] in der Altersdiskriminierung ein nach wie vor weit verbreitetes und besonders großes Übel unserer Zeit, das leider immer häufiger zu Tage tritt.
PVÖ-Präsident Dr. Peter Kostelka: „Ob das die pauschale Bezeichnung als ‚Risikogruppe‘ ist, ob das der Versuch des Wegsperrens älterer Menschen aus dem öffentlichen Leben ist, ob das die Verweigerung der Verlängerung der Kreditkarte ist oder das Nichtgewähren eines Badsanierungskredit durch die Banken, die Altersgrenzen bei einigen Mietwagen-Anbietern, der Ausschluss älterer Dienstnehmer*innen von beruflichen Fortbildungsangeboten, die gängige bildliche Darstellung älterer Menschen mit Rollator, die sprachliche Verächtlichmachung als ‚Kukident-Generation‘, die viel zu kleine Schrift auf Verpackungen oder das Hinausdrängen aus dem Verkehr durch zu kurze Ampelphasen bei den Fußgängerübergängen – Altersdiskriminierung ist vielfältig, oft subtil. Aber Altersdiskriminierung ist kein Kavaliersdelikt und muss gestoppt werden!“
Rechtsbasis von Justizministerin gefordert
Kostelka hat bei seinem kürzlich stattgefundenen Gespräch mit Justizministerin Alma Zadic gefordert, dass künftig auch rechtlich – analog dem Gleichbehandlungsgesetz für die Arbeitswelt – gegen Altersdiskriminierungen auch in diesen Fällen vorgegangen werden kann. In mehr als 30 Staaten Europas ist dies bereits möglich, in Österreich bedauerlicherweise noch nicht.
Kostelka: „Der Pensionistenverband wird nicht locker lassen, ehe man gegen Altersdiskriminierung gesetzlich und gerichtlich vorgehen kann. Ältere Menschen verdienen Respekt und es ist eine gesellschaftliche Aufgabe aller, ältere Menschen nicht länger diskriminierend zu behandeln!“
#AlterNEUdenken
Es ist sehr bedauerlich, dass in der öffentlichen Debatte ältere Menschen meist auf Krankheit und Pflege, also auf Personen, die Unterstützung brauchen, reduziert werden. Dabei gibt es doch immer mehr sehr aktive alte Menschen, die am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und sich familiär wie zivilgesellschaftlich engagieren bzw. engagieren wollen. Gerade die Corona-Krise hat uns wieder gezeigt, welche Lücken Großeltern hinterlassen, die etwa für die Kinderbetreuung nicht zur Verfügung stehen können.
Nicht zuletzt deshalb ist es ein Gebot der Stunde, ein anderes, neues Bild von älteren Menschen in unserer Gesellschaft zu zeichnen.
#AlterNEUdenken
Man muss sich gesellschaftliche Teilhabe auch leisten können
Doch „nur“ das Alter neu zu denken, reicht nicht. Denn gleichzeitig bestehen nach wie vor viele altersdiskriminierende Probleme, die ein Altern in Würde nicht ermöglichen: so ist zum Beispiel Alterseinsamkeit ein großes Problem, die nur dann wirksam reduziert werden kann, wenn sich aktive Seniorinnen und Senioren ihren Wunsch nach gesellschaftlicher Teilhabe auch leisten können.
Viele ältere Menschen, insbesondere Frauen, sind von Armut betroffen. Sie können sich eine Teilnahme an kulturellen wie sozialen Veranstaltungen daher nicht leisten. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, die Digitalisierung von älteren Menschen während und auch nach der Corona-Krise voranzutreiben. Sie ist für die Pflege von Beziehungen und die Aufrechterhaltung eines selbstbestimmten Lebens von großer Bedeutung und kann so Einsamkeit reduzieren. Zum Beispiel dann, wenn es unmöglich ist, mit der Familie oder mit Freundinnen und Freunden direkten Kontakt zu haben. Die Möglichkeit, per Videokonferenz die Enkelkinder zu sehen, die etwa im Ausland leben oder, im Fall von eingeschränkter Mobilität, autonom Bankgeschäfte online erledigen zu können, ist wichtig für die soziale Teilhabe.
Welttag der älteren Menschen – 365 Tage im Jahr
Der Welttag der älteren Menschen bietet eine gute Gelegenheit, die Seniorinnen und Senioren in den Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit zu stellen. Eine Aufmerksamkeit, die eigentlich 365 Tage im Jahr eine Selbstverständlichkeit sein sollte.
Durch die höhere Lebenserwartung sprechen Demograf*innen von den sogenannten „alternden Gesellschaften“ Europas. Hinter diesem nüchtern klingenden Schlagwort steckt jedoch viel mehr: Zusätzliche Lebensjahre, die individuell bestmöglich verbracht und genutzt werden wollen. Wenn das zu Hause nicht mehr gelingt, bieten österreichweit Pflegekompetenzzentren, Senior*innenkompetenzzentren sowie Tageszentren und betreute Wohneinrichtungen eine qualitativ hochwertige Alternative. Hier werden die älteren Menschen mit Herz, Engagement und Kompetenz von diplomiertem Pflegepersonal betreut und begleitet.
Gerade im Corona-Lockdown und angesichts der öffentlichen Gesundheitslage macht sich der hohe Qualitätsstandard der heimischen Pflegeleistungen bewährt und die älteren Menschen haben eine Stelle, auf die sie vertrauen und im Zweifelsfall zurückgreifen können. Sie sichern auch im Fall gesundheitlicher und/ oder körperlicher Einschränkungen das Wohlergehen der älteren Menschen. Trotz aller durchaus positiven Aspekte des heimischen Pflegebereichs darf aber nicht vergessen werden, das auch hier Reformen dringen notwendig sind – Stichwort #Pflegereform –, um die Qualität der Pflege auch in den kommen Jahren sicher zu stellen.
(Bilder: Pixabay.com)