Dass man im Unglücks-Fall des Falles erste Hilfe leistet ist – egal wann und wo – eine Selbstverständlichkeit. Ist in Städten und Dörfer im Normalfall in wenigen Minuten ein Arzt oder Rettungsdienst zur Stelle, kann es in der freien Natur eine „Ewigkeit“ dauern, bis Hilfe kommt. Lesen sie hier wertvolle Tipps, was bei Outdoor-Erster Hilfe zu beachten ist.
Notrufnummern immer parat haben
In Europa ist die allgemeine Notrufnummer vereinheitlicht: Mit 112 kommen sie überall sofort zu einer Notrufzentrale, die ihnen weiter hilft. Sollten sie außerhalb Europas unterwegs sein, informieren sie sich unbedingt vorab über die relevanten Notrufnummern. Sollten sie sich außerhalb der Zivilisation aufhalten, sollten sie immer bedenken, dass überhaupt kein Rettungsdienst kommen kann. Sie sind also im Unglücksfall Ersthelfer und Arzt zugleich – dh, sie müssen zunächst den Patienten beruhigen und stabilisieren. Für den Fall, dass kein Profi zeitnah kommen und sich um die verletzte Person kümmern kann, lesen sie hier einige wichtige Tipps für Blutungen und Knochenbrüche.
Wenn man zB in den Bergen an einen Unglücksort kommt, ist es besonders wichtig, sich zunächst ruhig und aufmerksam umzusehen. Versuchen sie, so gelassen und entspannt wie möglich zu bleiben, auch wenn sie den Impuls verspüren, möglichst schnell etwas unternehmen zu müssen! Frage sie sich zuerst, was genau passiert ist und ob es noch immer Gefahrenquellen gibt. Dh, zu allererst müssen sie den Unfallort absichern, bevor sie sich um den Verletzen kümmern.
Erste Diagnose | Notruf absetzen | gefunden werden
Die weiteren Soforthilfemaßnahmen unterscheiden sich in der Regel nur unwesentlich von der Ersten Hilfe innerhalb von Städten und Ortschaften. Überprüfen also zunächst, ob der Verletzte bei Bewusstsein ist und führen sie dann eine Diagnose seines Zustands durch. Die entscheidenden Merkmale sind: Leblosigkeit, Bewusstseinsstörung bis hin zur Bewusstlosigkeit und bei ansprechbaren Personen starke Blutungen sowie Schmerzen im Brustbereich. In solchen Fällen liegt auf alle Fälle eine lebensbedrohliche Situation vor und es ist höchste Eile geboten!
Für das weitere Vorgehen ist es wichtig, ob sie sich in einem Gebiet befinden, in dem mit ärztlicher Hilfe zu rechnen ist – oder ob sie auf sich allein gestellt sind. Wenn ein Notruf möglich ist, achten sie darauf, dass sie ganz genau angeben, wo sie sich befinden. Versuchen sie, ihre Position durch GPS-Daten, Karten, Wege, Orientierungspunkte, etc. möglichst genau zu bestimmen. Oder lassen sie ihr Handy orten!
Behalten sie dann ihr Telefon bis zum Eintreffen der Rettungskräfte bereit und telefonieren sie nicht mit anderen Personen. Oftmals sind mehrere Rückrufe von den Rettungskräften notwendig, um sie zu finden. Für alle weiteren Rettungsmaßnahmen ist es von höchster Wichtigkeit, dass sie von den Rettern auch gefunden werden. Eine Abweichung von nur einem oder zwei Kilometern bedeutet im Gelände einen enormen Zeitverlust!
Wenn ihr Standort versteckt ist und sie nicht der einzige Unverletzte sind, machen sie sich am besten einen Treffpunkt aus, von dem sie die Rettungskräfte abholen. Betonen sie dabei deutlich, dass sie sich im unwegsamen Gelände befinden. Sollte eine Rettung mit dem Hubschrauber notwendig sein, machen sie sich am Boden deutlich sichtbar, sodass die Piloten sie gut aus der Luft erkennen können. Haben sie Sichtkontakt zum Hubschrauber, stellen sie sich als „Yes“ mit schräg nach oben ausgestreckten Armen hin.
Bewegen von Verletzten vermeiden
Regel Nr. 1: Bergen oder bewegen sie keine Personen, solange sie nicht wissen, was ihnen genau fehlt. Möglicherweise kann das weitere Verletzungen verursachen (etwa bei Wirbelsäulenverletzungen). Es sei denn, der Unfallort birgt Gefahren, die größer sind als das Risiko einer Verletzung durch den Bergungsvorgang.
Regel Nr. 2: Sorgen sie auf jeden Fall dafür, dass der Patient nicht auskühlt. Gerade Waldböden können sehr kalt sein und trotz sommerlich warmen Temperaturen können geschwächte Personen schnell auskühlen. Egal bei welchem Wetter: Wärmeerhalt ist sehr wichtig!
Blutungen stoppen
Um starke Blutungen zunächst etwas abzumildern, können sie den betroffenen Körperteil hochhalten, sodass das Blut gegen die Erdanziehungskraft anfließen muss. Wichtig ist, möglichst schnell einen Druckverband anzulegen. In Einzelfällen kurzfristig abdrücken oder abbinden!
Sollte sich noch ein Fremdkörper in der Wunde befinden, drücken sie die Haut seitlich dagegen. Entfernen sie den Fremdkörper zunächst nicht, da er ihnen bereits einen Teil der Arbeit abnimmt und die Wunde verschließt! Wenn sie „nur“ die Zeit überbrücken müssen, bis ein Arzt kommt, sollten sie daran nichts ändern. Denn sobald sie einen Fremdkörper aus der Wunde entfernen, kann eine heftige Blutung beginnen, die auch zum Verbluten des Patienten führen kann.
Wenn sie kein Erste-Hilfe-Set dabei haben, müssen sie eine Druckverband aus den Materialien improvisieren, die sie zur Verfügung haben. Oft machen wir uns dabei Gedanken wegen möglicher Infektionen und trauen uns nicht, etwas auf eine Wunde zu legen, das nicht vollkommen steril ist. Das Stoppen der Blutung hat allerdings in einer Notfallsituation immer Priorität vor einem sterilen Verband!
Als unterste Schicht sollten sie das sauberste verwenden, was sie an Tüchern, Stoffen oder T-Shirts zur Hand haben. Als Verband eignen sich vor allem Halstücher, Schals und T-Shirts. Um möglichst viel Druck auf die Wunde auszuüben, können sie in die höheren Schichten auch einen Stein oder einen kleinen Ast einbinden. Besser sind aber weiche Polster, die im Idealfall kein Blut aufnehmen können, zB eine Packung Taschentücher.
Erste Hilfe bei Knochenbrüchen
Wenn die Vitalfunktionen nicht eingeschränkt sind und sie akute Blutungen gestoppt haben, können sie sich als nächstes um etwaige Knochenbrüche kümmern. Wenn Rettungsdienst oder Arzt kommen und der Patient nicht bewegt werden muss, brauchen sie dabei nicht viel mehr tun, als das verletzte Körperteil abzupolstern und so zu stabilisieren, damit die Schmerzen am geringsten sind. Eventuell kann leichtes Kühlen gegen die Schmerzen helfen.
Ist keine professionelle Hilfe zu erwarten und müssen sie den Patienten mit einem Beinbruch zum Krankenhaus oder Arzt bewegen, sollten sie den Bruch schienen. Als Faustregel gilt bei einem Bruch: auch die benachbarten Gelenke sollten geschient werden (zB bei einem Bruch im Schienbein auch Sprunggelenk und Knie schienen). Nutzen sie dafür alles, was sich zum Binden eignet und achten sie darauf, dass die Knoten jeweils auf der Seite des unverletzten Beines liegen.
Als Schiene können sie entweder Äste, ein Stück Rinde oder auch eine aufgeschnittene Wasserflasche aus ihrem Gepäck verwenden, die sie an mehreren Stellen mit Tüchern am gebrochenen Arm fixieren.
Anschließend können sie aus einem weiteren Tuch oder T-Shirt eine Schlaufe binden, in die der Verletzte seinen Arm legen kann, um diesen zu schonen.
Wenn die Hand gebrochen ist, wickeln sie diese zunächst vorsichtig in ein weiches Material ein, so dass sie keinen weiteren Schaden nehmen kann und fixieren sie sie dann mit einem Tuch am Körper.
Achten sie darauf, dass sie die Hand dabei direkt unterhalb des Halses auf die Brust binden, denn durch diese hohe Position wird sie weniger anschwellen. Wenn einzelne Finger gebrochen sind, können sie sie – wie den Arm – mit kleinen Ästen oder Baumrindestücken schienen.
Fazit zum Thema Outdoor-Erste Hilfe
Die wichtigste Regel bei der Ersten Hilfe lautet: helfen! Einen Überblick verschaffen, einen Notruf absetzen, den/ die Verletzten versorgen und Ruhe bewahren. Je nach Situation kann es aber dauern, bis diese Hilfe eintrifft.
In dieser Situation können sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit Maßnahmen helfen, wie sie sie auch aus „normalen“ Erste Hilfe-Kursen kenne: Absichern, lebensrettende Sofortmaßnahmen einleiten, Ruhe ausstrahlen und danach die weniger lebensbedrohlichen Verletzungen behandeln.
Wertvolle Tipps finden sie in der Broschüre Erste Hilfe für Bergsportler (in Pdf-Form) vom Deutschen Alpenverein.
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