Wenn ältere Menschen immer dünner werden und mehr und mehr abnehmen, steckt nicht zwangsläufig immer sofort eine Krankheit dahinter. Mitunter spielen hier ganz andere Faktoren eine Rolle. Doch wie lässt sich gegen dieses ungewollte Verlieren von Gewicht gegensteuern? Wir haben uns mögliche Ursachen und was man dagegen machen kann einmal näher angeschaut.
Abnehmen, ja. Aber zu viel ist auch ungesund
Hand auf´s Herz: das eine oder andere Kilo weniger um die Hüften würde wahrscheinlich der einen oder dem anderen von uns eigentlich ganz gut tun. Doch bei Seniorinnen und Senioren schaut die Sache mit den purzelnden Kilos doch ein wenig anders aus. Denn bei älteren Menschen kann ein Gewichtsverlust durchaus auch unangenehme Folgen haben, da sie neben Leistungsfähigkeit auch Muskulatur verlieren.
Die mögliche Konsequenz einer schwächeren Muskulatur ist unter anderem ein erhöhtes Sturzrisiko, das im schlimmsten Fall wiederum oft auch langwierige Krankenhausaufenthalte nach sich ziehen kann. Viele Seniorinnen und Senioren wollen auch gar nicht [bewusst] abnehmen. Die Kilos purzeln oft ungewollt.
Daher stellt sich die Frage: Ab wann ist das ungewollte Abnehmen bedenklich? Als quasi einfache Faustregel gilt: wenn ein älterer Mensch mehr als zehn Prozent seines Körpergewichts innerhalb eines halben Jahres «ungewollt» verliert, ist es kritisch.
Was steckt dahinter? Die möglichen Ursachen sind vielfältig.
In der Regel hat man sein Gewicht immer ganz gut unter Kontrolle, sprich bis auf kleinere Schwankungen bleibt es zumeist gleich – natürlich abgesehen davon, wenn man «bewusst» ein paar Kilos abnehmen möchte. Kommt es nun bei älteren Menschen zu ungewolltem Gewichtsverlust, sollte man schon bei ersten Anzeichen einen Arzt/ Ärztin aufsuchen. Denn hier gilt – wie sonst auch: je früher aktiv gegengesteuert wird, desto besser für die Patientin/ Patienten.
Generell kann man sagen, dass es nicht die „eine“ Ursache dafür gibt, sondern diese zumeist vielfältig sind, sprich in der Regel spielen immer mehrere Faktoren eine Rolle: Ein ungewollter Gewichtsverlust kann, muss aber nicht zwingend, die Folge einer einer Tumorerkrankung sein. Aber auch ein unerkannter Diabetes oder eine Funktionsstörung der Schilddrüse sind mögliche Ursachen. Neurologische Erkrankungen wie Parkinson oder eine beginnende Demenz-Erkrankung können ebenfalls zu ungewolltem Gewichtsverlust führen. Gleiches gilt für schlecht sitzende Zahnprothesen oder Schluckstörungen.
Darüber hinaus können auch bestimmte Medikamente als Nebenwirkung Appetitlosigkeit haben. Und auch Patientinnen und Patienten mit einer depressiven Stimmung verspüren mitunter weniger Appetit und essen über einen längeren Zeitraum nicht die gewohnte Menge.
Oft lässt sich die Ursache für den ungewollten Gewichtsverlust schon bei einem Gespräch mit der Patientin/ dem Patienten [zumindest] eingrenzen.
Ein Beispiel
Ein Mann isst seit dem Tod seiner Frau nur mehr unregelmäßig. Zur Trauer über den Verlust kommt noch hinzu, dass seine Frau alleine für das Kochen im Haus zuständig war. In solch einem Fall kann im Arztgespräch bereits der Tipp helfen, sich Mahlzeiten beispielsweise per „Essen auf Rädern“ liefern zu lassen, um wieder regelmäßig ausgewogenes Essen am Tisch zu haben.
Der Faktor Einsamkeit
Ein weiterer Aspekt ist, dass viele Menschen im Alter oft alleine und einsam sind. Viele kommen damit nicht klar, alleine essen zu müssen. Sie sollten daher so oft wie möglich in Gesellschaft essen und dazu beispielsweise Angehörige, Freunde oder Nachbarn einladen – natürlich nur unter der Voraussetzung, dass es die aktuelle Situation rund um die Covid-19-Pandemie erlaubt.
Wenn bestimmte Medikamente für die Appetitlosigkeit verantwortlich sind, kann ein Arzt/ Ärztin zumeist ein gleichwertiges Präparat verordnen, das nicht diese Nebenwirkung hat. Oder unter Umständen auch die Dosis des Medikaments reduzieren, um zumindest weniger stark an etwaigen Nebenwirkungen zu leiden – Hinweis: Besprechen sie Änderungen bei der Einnahme von notwendigen Medikamenten IMMER mit ihrer Ärztin/ ihrem Arzt!
Oft führt aber auch ein veränderter Geschmackssinn bei älteren Menschen dazu, dass sie Essen generell als „fad“ empfinden. Weil man dieses Empfinden aber kaum wiederherstellen kann, kann man sich in diesem Fall mit einem einfachen Trick helfen: im Zweifel einfach etwas stärker würzen.
Ausreichend Eiweiß gegen Muskelschwund
Viele Menschen im Alter schaffen große Portionen nicht mehr. Für sie ist es daher ratsam, mehrere kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt zu essen, um die notwendige Kalorienzufuhr sicher zu stellen.
Wichtig dabei ist, immer genügend Eiweiß zu sich zu nehmen, da dies dem altersbedingten Muskelschwund vorbeugt. Eiweißhaltig Nahrungsmittel sind beispielsweise Fleisch, Fisch, Eier, Käse und Milch, aber auch Erbsen und Linsen. Für den Muskelerhalt braucht der Körper aber auch ausreichend Mineralstoffe und Vitamine. Daher sollte man viel frisches Obst und Gemüse, Nüsse, Vollkornprodukte und gesunde Öle wie Oliven- oder Rapsöl in seinen Speiseplan einbauen.
Damit der Spaß am Essen nicht verloren geht – und weil ja letztlich auch das Auge mitisst –, sollte das Gericht appetitlich auf dem Teller angerichtet sein, und nicht einfach lieblos drauf gepackt. Sollten sie unter Schluckstörungen leiden, bietet es sich oft an, die Mahlzeiten in pürierter Form einzunehmen. Denn schön dekoriert kann auch ein Brei dazu anregen, gleich zweimal zuzuschlagen 🙂
Sollte aber das normale Essen für die nötige Kalorienzufuhr nicht ausreichen oder funktionieren, kann hochkalorische Zusatznahrung eine Lösung sein. Diese kohlenhydrat- und eiweißreichen Kalorienbomben gibt es zum Trinken in vielen Geschmacksrichtungen. Damit lässt sich auch eine Hauptmahlzeit im Bedarfsfall ganz gut ersetzen.
(Pixabay.com)