Tag täglich mehr Nutzerinnen und Nutzer, mehr Daten, mehr Anwendungen, mehr Kommunikation – richtig, die Rede ist vom „Netz der Netze“ – kurz vom Internet. Gerade in diesem außergewöhnlichen Jahr – Stichwort Corona-Pandemie bzw. Lockdown mit Physical Distancing – hat das Internet einmal mehr gezeigt, wie wichtig es mittlerweile nicht nur für unseren beruflichen Alltag ist. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen, so viel ist fix. Aber wann und wie hat diese Entwicklung eigentlich begonnen? Wir haben uns mal auf die Spurensuche [ins Netz] begeben 🙂
«Lo» – oder: es begann mit einem Crash
«Lo» – so kurz und simpel war die erste Nachricht, die über das Internet verschickt wurde. Das war am 29. Oktober 1969 und es war der erste Testlauf, bei dem die US-amerikanische University of California mit dem Stanford Research Institute verbunden werden sollte.
Für die erfolgreiche Übermittlung der ursprünglich geplanten Nachricht brauchte es damals übrigens zwei Anläufe – oder etwas ironisch formuliert: der erste Versuch endete mit einem Absturz, denn dabei brach die Verbindung bereits nach der Eingabe von zwei Buchstaben ab. Aber ein paar Minuten später war der Fehler behoben und der Informatik-Student Charles S. Kline konnte wie geplant das vollständige Wort «Login» erfolgreich übermitteln.
Damit gelang eigentlich DIE revolutionäre technische Entwicklung schlechthin, die aber im Jahr der Landung auf dem Mond von dieser sprichwörtlich überstrahlt wurde. Bis dahin konnten nämlich nur Computer gleicher Bauart miteinander kommunizieren. 1969 gelang es erstmals, dass auch Rechner mit unterschiedlichen Betriebssystemen Informationen austauschen konnten.
Die ersten eMails Anfang der 1970er
Anfangs waren vier US-amerikanische Forschungseinrichtungen über das sogenannte ARPANET [Advanced Research Projects Agency] miteinander verbunden – sozusagen der Vorläufer des heutigen Internets. Damals wurde das ARPANET nur von wenigen Spezialisten genutzt, weil die Bedienung kompliziert und die Nutzung teuer waren.
Es dauerte entsprechend auch noch etliche Jahre, bis das Internet stärker in den Alltag der Menschen vordrang. Als sich 1971 die Anwender erstmals Nachrichten in Form einer eMail schicken konnte, hatte das ARPANET gerade einmal 15 Knoten [mittlerweile sind es weit über 500 Millionen]. Zwei Jahre später wurden dann die ersten Verbindungen mit Rechnern außerhalb der USA in Oslo und London aufgebaut.
Es dauerte dann noch einmal zehn Jahre, bis ein weiterer wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Internets erreicht wurde, um vor allem die Qualität der Datenverbindungen zu verbessern: 1983 wurde das TCP/ IP-Protokoll eingeführt, mit dem im Prinzip noch heute Daten übertragen werden. Bei diesem Verfahren werden die Nachrichten zunächst in kleine Pakete aufgeteilt, dann unabhängig voneinander im Netz übertragen und beim Empfänger wieder zusammengesetzt. Die grundlegende Entwicklungsarbeit an dem TCP/ IP-Protokoll hatten die beiden US-Wissenschaftler Robert Kahn und Vinton Cerf geleistet.
US-Militär trieb die Weiterentwicklung voran
Beim Design des Netzes spielten auch Forderungen der Militärs eine Rolle. So wollte beispielsweise das US-Verteidigungsministerium ein Netzwerk haben, das auch großflächigen Ausfällen nach feindlichen Angriffen standhalten kann. Allerdings herrscht Uneinigkeit darüber, wie groß der militärische Aspekt bei der Entwicklung des Internets letztlich tatsächlich gewesen ist.
Dass eher die Wissenschaftler als die Militärs die Eigenschaften des Internets definierten, kann man [auch] an einem gravierenden Mangel ablesen, der es bis heute plagt. In dem TCP/ IP-Protokoll gibt es quasi keine eingebauten Sicherheitsfunktionen. Denn die Entwickler folgten der Vision, dass jeder jedem im Netz vertraut. Dieser „Geburtsfehler“ erleichtert allerdings bis heute Cyber-Kriminellen ihre Machenschaften.
Wer hat´s erfunden?
Den eigentlichen Siegeszug hat das Internet im Jahr 1990 angetreten. In diesem Jahr hat das Nuklearforschungsinstitut CERN im schweizerischen Genf das World Wide Web erfunden und den ersten Internetbrowser mit einer grafischen Oberfläche entwickelt. Das brachte den Durchbruch, weil InternetnutzerInnen nun durch einfaches Klicken auf Web-Links weltweit und in Sekundenschnelle durch das Netz surfen konnten.
Starkes Wachstum
Heute, 51 Jahre nach dem ersten drahtlosen Übermitteln einfacher Nachrichten, hat sich das Bild deutlich gewandelt. Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie erreicht der digitale Datenverkehr im Jahr 2020 weltweit neue Rekordwerte. Und selbst ohne eine derart unvorhergesehene Entwicklung gewinnt das Datennetz zunehmend an Bedeutung. Büroarbeit ohne Internetverbindung, Heimkino ohne Streaming, Spielekonsole ohne Onlinezugang, Smartphone ohne Social Media? All das klingt längst undenkbar.
Da überrascht es wenig, dass die ExpertInnen von Cisco Systems davon ausgehen, dass sich diese Entwicklung weiter fortsetzen wird. Im aktuellen Cisco Annual Internet Report prognostiziert das Telekommunikationsunternehmen einen deutlichen Anstieg der aktiven Internetnutzerzahlen. Der soll bereits im Jahr 2023 weltweit bei 5,3 Milliarden Menschen liegen. Das entspricht 66 Prozent der Weltbevölkerung.
Zeit für eine kurze Schätzfrage
Macht den Großteil der Online-Nutzung im Jahr 2023 der geschäftliche oder der private Betrieb aus? Wer auf private Nutzung tippt, liegt goldrichtig – das Verhältnis könnte dennoch überraschen. Denn fast 75 Prozent des gesamten Internetverkehrs gehen auf das Konto von Privatanwendern. Der Großteil des globalen Datenverkehrs wird übrigens durch Videostreaming generiert, weil einerseits immer mehr Menschen non-linerares Entertainment genießen [Anmerkung: Videos über das Internet und nicht mehr klassisches TV-Programm], und andererseits die Bildauflösung immer weiter zunimmt.
Steigende Anforderungen
Ein derartiges Wachstum stellt natürlich die gesamte Online-Infrastruktur auf die Probe. Sowohl Mobil- als auch Fest- und Glasfasernetze müssen in den kommenden Jahren entsprechend große Sprünge machen, um den erwarteten Datendurchsatz stemmen zu können.
Ein Ausbau der Netzqualität ist nicht nur im öffentlichen Raum nötig, sondern letztlich auch im privaten. Aktuelle Notwendigkeiten wie Home-Office und Home-Schooling stellen heimische Netzwerke vor neue Herausforderungen. Wenn mehrere Videokonferenzen parallel laufen, während in anderen Zimmern Musik, Serien und/ oder Filme gestreamt werden, dann kommen viele Router schnell an ihre Grenzen. Da spielt es dann auch keine große Rolle, dass direkt am Hausanschluss eigentlich eine schnelle Internetleitung vorhanden ist. Denn es gibt [fast] nichts nervigeres, als eine langsame Internetverbindung 😉
(Bilder: Pixabay.com)