Die Reisebranche steht seit Beginn der Corona-Pandemie praktisch still. Reisebeschränkungen, Quarantäne, Infektionsrisiko – die Gründe dafür sind genauso schwerwiegend wie zahlreich. Und daran wird sich [so schnell] nichts ändern – zumindest solange nicht, bis ein wirksamer Impfstoff gegen das Corona-Virus für die breite Masse der Bevölkerung zugänglich ist. Doch was bedeutet das alles für 2021 und darüber hinaus? Hat sich aufgrund des Pandemie-Jahres das Reiseverhalten [langfristig] geändert? Wie steht es um den Spagat „Sehnsucht nach anderen Ländern“ versus „Gefahr bzw. Angst vor dem Virus“?
Das Online-Reiseportal eDreams ODIGEO hat sich diesen Fragen in einer globalen Studie* gewidmet. Die Ergebnisse geben Einblicke in das [veränderte] Reiseverhalten, das aktuelle Stimmungsbild gegenüber Reisen und die zukünftigen Pläne von Urlauberinnen und Urlaubern in Zeiten von Covid-19. Teil der Studie ist sowohl ein Blick in die vergangenen Monate als auch in gegenwärtige und zukünftige Reisetrends.
Andere Länder – andere Einstellungen
Gerade im Vergleich innerhalb der „großen“ europäischen Länder wie Deutschland, Frankreich, Italien oder auch Spanien deuten sich erste Unterschiede bei den Reisenden an, die die Reisebranche auch über das nächste Jahr hinaus begleiten werden.
So war ein sicheres Gefühl der aktuellen Situation gegenüber für die Befragten entscheidend, um einen Urlaub in den Sommermonaten zu machen. Gaben 36,7 Prozent der Deutschen an, auf Reisen Sorge vor der Ansteckung mit Covid-19 zu haben, waren es vergleichsweise nur 20,1 Prozent der Franzosen, die diese Meinung teilten. In Spanien und Italien wandte man sich dem Reisen nur zögerlich zu, ein Drittel der Befragten [Spanien: 34,8 Prozent, Italien: 33,3 Prozent] gab an, dass ihnen das Risiko einer Ansteckung im Urlaub zu groß erscheint.
Ein besonderer Sommertrend: Urlaubsverzicht oder Heimaturlaub
Das Jahr 2020 und die Covid-19-Pandemie hat viele Lebensbereiche nachhaltig verändert – mit einem besonderen Einfluss auf die Pläne und Vorhaben von Reisenden weltweit. 35,2 Prozent aller befragter Personen gaben an, dass ihnen eine Reise in diesen Zeiten nicht sicher erscheint. Diese Angst war ein bestimmender Faktor, der sie dazu bewog, auf einen Sommerurlaub in diesem Jahr zu verzichten [30 Prozent].
In Deutschland gab sogar fast jede bzw. jeder Zweite [41 Prozent] an, in diesem Sommer keinen Urlaub angetreten zu haben. Ein weiteres Drittel sagte, dass sie aufgrund der allgemeinen Einschränkungen lediglich die Möglichkeit wahrnahmen, die Sehenswürdigkeiten im eigenen Land [30 Prozent] zu besuchen. Lediglich 29 Prozent der deutschen Reisenden wagten sich an einen Urlaub außerhalb des Heimatlandes und waren damit reisefreudiger als der internationale Durchschnitt [15,9 Prozent] – deutlich vor Ländern wie Portugal [13,7 Prozent], dem Vereinigten Königreich [11,9 Prozent] und den USA [9,6 Prozent].
Doch nicht nur je Bundesland, sondern auch unter den Geschlechtern variiert die Einstellung zum Urlauben. Frauen und Männer konnten zwar gleichermaßen den Sommerurlaub genießen und sich auf allgemeinen Maßnahmen verlassen [Frauen: 39,6 Prozent, Männer: 41,9 Prozent], unterscheiden sich jedoch in der Art und Weise stark: Frauen aus Deutschland kommen besonders in der freien Natur zur Ruhe, sei es am Strand oder Berggipfel, und sehen dort einen sicheren Rückzugsort während ihrer Reise [50,3 Prozent]. Hingegen gaben nahezu die Hälfte der deutschen Männer an, sich vor allem in Hotels und Ferienwohnungen sicher zu fühlen [40,4 Prozent]. Nur eine geringe Zahl der Befragten hat laut Studie ein dauerhaft mulmiges Gefühl [Frauen: 3,6 Prozent, Männer: 4 Prozent].
Bettina Lemeßier, PR-Managerin bei eDreams ODIGEO, zu diesen Ergebnissen: „Unsere Studie zeigt sehr deutlich, dass unser Gefühl von Sicherheit bei Reisen in Zeiten von Covid-19 von mehr abhängt, als nur den nationalen Vorgaben. Wie und wo wir uns in diesem herausfordernden Jahr erholen können, wird zu einer sehr persönlichen Entscheidung. Gerade der Weg in die freie Natur ist für viele von uns, mich eingeschlossen, eine echte Energiequelle.“
Der „Covid-19-Effekt“: Reisen im Kontext der Pandemie
Expertinnen und Experten beschreiben die Veränderungen im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Miteinander ausgelöst durch die aktuelle Ausnahmesituation als „Covid-19-Effekt„, der auch in den Studienergebnissen deutlich zu erkennen ist.
Bereits im Befragungszeitraum im September 2020 stuft mehr als ein Drittel aller Deutschen die derzeitige Situation als zu unsicher ein, um eine Reise in Betracht zu ziehen [37 Prozent]. Vor allem Personen ab dem 35. Lebensjahr mieden Urlaubspläne [35-44 Jahre: 39,8 Prozent, 45-54 Jahre: 43 Prozent, 55+ Jahre: 44,8 Prozent]. Diese Tendenz lässt sich auch global [35,6 Prozent] beobachten: 33 Prozent der Italiener und 35 Prozent der Spanier gaben an, dass sie einen Urlaub in Angesicht der aktuellen Zahlen als bedenklich ansehen.
Dem gegenüber schoben 16 Prozent aller Deutschen ihre Sorgen auf Reisen beiseite, solange die Maskenpflicht und Social Distancing eingehalten werden. Und 7 Prozent sehen keinerlei Veränderung zum vergangenen Jahr [Europäischer Vergleich: Spanien 2 Prozent, Italien 3 Prozent, Frankreich 8 Prozent].
Zuversicht – vor allem bei den jüngeren Generationen
Im Vergleich dazu zeichnet sich bei jüngeren Generationen jedoch Zuversicht für die Zukunft ab. Nehmen sie die aktuelle Situation durchaus ernst, haben sie vollstes Vertrauen in die Wirkung der allgemeinen Sicherheitsmaßnahmen und Hygienevorschriften – auch auf Reisen [53,9 Prozent der 18-24-Jährigen und 48,9 Prozent der 25-34-Jährigen]. Personen im Alter ab 55 Jahren vertreten diese Meinung weitaus zurückhaltender mit knapp 34 Prozent.
Für die Reisenden fällt hierbei auch ins Gewicht, dass sie bei ihren Buchungen für 2021 abgesichert sind. Rund 57 Prozent der Reisenden wünschen sich eine garantierte Rückerstattung für Reise und Unterkunft, sollten diese aufgrund von Covid-19 storniert werden.
Darüber hinaus gaben 46 Prozent der Deutschen an, dass sie einen Impfstoff gegen Covid-19 für notwendig halten, bevor sie wieder eine Reise ins Ausland buchen.
Trends in der Reiseplanung für 2021
Stieg zwar die Hoffnung auf eine [längere] Urlaubsreise ab Mitte des Jahres, zeigen sich 42 Prozent der Deutschen noch verhalten, wenn es um die kommende Urlaubsplanung für 2021 geht. Entsprechend wollen viele auf Kurzurlaube [28 Prozent] und/ oder Last-Minute-Buchungen [41,8 Prozent] ausweichen. Lediglich 18 Prozent der Umfrageteilnehmer gab an, schon im Voraus zu buchen, um so zum Beispiel besondere Angebote wahrzunehmen. Für ein Viertel der Befragten [24 Prozent] kommt derzeit eine Buchung gar nicht in Frage – ein Trend, der sich im Ländervergleich bestätigt. Denn auch in Frankreich oder Italien fühlen sich knapp ein Viertel der Befragten nicht wohl bei dem Gedanken, den kommende Urlaub für 2021 zu planen, möchten dies aber in naher Zukunft tun [Italien: 32 Prozent, Frankreich: 29 Prozent, Deutschland: 24 Prozent].
Viele Urlauber sind sich derzeit noch nicht sicher, auf welches Reiseziel ihre Wahl für 2021 fallen wird. 43 Prozent der Reisenden gaben an, bereits bekannten Domizilen vorzuziehen und 37 Prozent wollen nur in Länder verreisen, die auch durch die staatlichen Behörden als sicheres Gebiet gekennzeichnet sind.
Abseits der großen Sehenswürdigkeiten wollen sich die Menschen erholen und bevorzugen die folgenden Urlaubsreisen:
- Städtetrip [22 Prozent]
- Strandurlaub [18 Prozent]
- Aktivurlaub in der Natur [8 Prozent]
Über die Studie
*Im Rahmen der Studie/ Verbraucherumfrage wurden im September 2020 von OnePoll im Auftrag von eDreams ODIGEO 10.000 Männer und Frauen aus dem Vereinigten Königreich, den Vereinigten Staaten, Spanien, Deutschland, Frankreich, Italien, Portugal und Schweden zu ihren Reisegewohnheiten vor, während und nach der Covid-19-Krise befragt.
(Bilder: eDreams ODIGEO, Pixabay.com (3x))