„Statistisch gesehen sind trockene Augen einer der häufigsten Gründe für den Besuch beim Augenfacharzt bzw. Augenfachärztin. Besonders betroffen davon sind Frauen in den Wechseljahren. Beschwerden wie Fremdkörpergefühl – so als hätte man ein Sandkorn im Auge –, Rötung, Juckreiz, Augenbrennen oder verschwommenes Sehen stehen häufig im Vordergrund und schränken die Lebensqualität der betroffenen Personen zum Teil sehr deutlich ein,“ so Priv. Doz. Stefan Palkovits, Leiter der Sicca-Ambulanz im Augenverbund der Österreichischen Gesundheitskasse in Wien und Mitglied der Kommission für Trockenes Auge und Oberflächenerkrankungen der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft [ÖOG].
Bei einem gesunden Auge sorgt in der Regel ein komplexes Zusammenspiel für eine konsequente Befeuchtung der Augenoberfläche sowie eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen. Dieses Zusammenspiel besteht im Großen und Ganzen aus der Produktion der Tränen durch die Tränendrüse, der richtigen Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit und schließlich aus gesunden Lidrändern. Gemeinsam stellt es eine wichtige Schutzfunktion für das Auge dar.
Hormone und die Augen – eine [sehr] komplexe Symbiose
Zahlreiche Hormone in unserem Körper greifen ebenfalls in die sehr komplexe Regulation der Oberfläche der Augen ein. Dabei spielen sowohl männliche als auch weibliche Sexualhormone, wie beispielsweise Androgene, Östrogen oder Progesteron eine zentrale Rolle. So sind zum Beispiel Androgene für die Erhaltung der normalen Funktion der Tränendrüse und für die Regulation der Lipidproduktion der Talgdrüsen der Lider [Meibom-Drüsen] verantwortlich.
Frauen häufiger betroffen als Männer
Das Symptom „trockene Augen“ ist relativ häufig: Etwa ein Fünftel aller Menschen leidet darunter. Meist sind beide Augen betroffen. Manche Betroffene haben aber auch nur ein einzelnes trockenes Auge. Frauen sind in der Regel häufiger vom Trockenen Auge betroffen als Männer. Dies weist wiederum auf die Wichtigkeit der Rolle der Sexualhormone für den Erhalt eines intakten Tränenfilms hin.
Der Hormonstatus verändert sich mit zunehmendem Alter. So kommt es bei Frauen zu einer massiven hormonellen Umstellung ab dem 45. bis 50. Lebensjahr – den sogenannten Wechseljahren bzw. Klimakterium. In dieser Phase sinkt nicht nur der Östrogen-Spiegel deutlich, sondern auch der Androgen-Spiegel nimmt mehr und mehr ab. Beschwerden wie Hitzewallungen, Zyklusstörungen und Trockenheit der Haut und Schleimhäute treten auf, wobei die Ausprägung der einzelnen Beschwerden individuell sehr unterschiedlich sein kann.
Zusätzlich dazu kommt es oftmals auch zu einem vermehrten Auftreten des Trockenen Auges. Dies kann sich – je nach Schweregrad – als Fremdkörpergefühl, Verschwommensehen, erhöhte Lichtempfindlichkeit, Druckgefühl im Auge oder paradoxerweise auch als vermehrtes Tränen der Augen äußern. Das liegt daran, dass durch die ständige Reizung des Auges bereits geringfügige Einflüsse wie zum Beispiel ein leichter Wind Augentränen auslösen.
Zahlreiche Faktoren können das System unserer Augen zusätzlich negativ beeinflussen. Dazu gehören unter anderem Entzündungen des Auges und der Lidkante, eine verminderte Tränenproduktion oder auch äußere Umwelteinflüsse, wie beispielsweise vermehrte Bildschirmarbeit oder trockene Umgebungsluft [zum Beispiel durch Klimaanlagen oder durch das Aufdrehen der Heizung], oder andere Erkrankungen wie Diabetes. All das kann das Gleichgewicht zwischen Tränenproduktion und Verdunstung stören und zu einem Trockenen Auge führen. Ein weiteres wichtiges Regulationssystem unseres Körpers spielt in diesem Zusammenhang auch eine essentielle Rolle, nämlich – wie erwähnt – die Hormone.
Ursachen unbedingt abklären lassen
„Letzlich kann nur der Besuch beim Augenfacharzt oder bei der Augenfachärztin Klarheit schaffen, ob diese Beschwerden auf ein Trockenes Auge zurückzuführen sind oder andere Ursachen haben,“ meint Doz. Palkovits. In leichten Fällen bringen für die Patientinnen und Patienten oft schon einfache Maßnahmen wie die Erhöhung der Luftfeuchtigkeit oder Arbeitspausen bei häufiger Bildschirmarbeit eine spürbare Erleichterung. Bei stärkeren Beschwerden können je nach Ausprägung der Erkrankung befeuchtende Augentropfen oder eine anti-entzündliche Therapie erforderlich sein.
Ihr Augenarzt/ ihre Augenärztin kann sie dahingehend beraten. Auf der Website der ÖOG finden sie neben weiteren Informationen auch einen Augenarztfinder.
Wichtig
Gehen sie nicht erst zum Augenarzt/ Augenärztin, wenn sie Beschwerden oder gar Schmerzen haben. Gehen sie regelmäßig – zumindest ein mal pro Jahr – zu einer Vorsorge-/ Kontrolluntersuchung. Ihre Augen werden es ihnen danken 😉
(Bilder: Pixabay.com)