Österreich ist ein Land der Kaffeetrinker. Das kann man durchaus so sagen, denn pro Kopf und Jahr werden von jedem von uns ca. acht Kilogramm Kaffee konsumiert. Das sind immerhin rund drei Tassen täglich. Und in neunzig Prozent der heimischen Haushalte wird Kaffee regelmäßig getrunken. Nur, wie ist das jetzt wirklich mit dem Kaffee? Ist er nun gesund oder eher doch nicht? Wir sind der Frage mal auf den Grund gegangen.
Was von Kaffee wirklich zu halten ist
Die einen schwören auf Kaffee, weil er morgens die Lebensgeister weckt, den Kreislauf in die Höhe bringt und nicht zuletzt, weil er gut schmeckt. Andere meiden Kaffee wiederum, weil sie meinen, er mache sie nervös, lasse das Herz pochen und raube ihnen den Schlaf, wenn sie am Nachmittag noch eine Tasse trinken würden.
Klar ist: Kaffee enthält Koffein, und Koffein wirkt anregend. Der Gehalt ist je nach Kaffeesorte und Zubereitung unterschiedlich. 100 ml Filterkaffee enthalten ca. 80 mg Koffein. Zum Vergleich: Die gleiche Menge Cola bringt es auf gerade einmal 10 mg. Koffein dockt im menschlichen Körper an bestimmten Molekülen auf Zellen an, sogenannten Adenosinrezeptoren und verdrängt dabei den körpereigenen Botenstoff Adenosin, der Müdigkeit auslöst. Bekannt ist auch, dass Koffein die Herztätigkeit beschleunigt, Harndrang auslöst, die Bronchien leicht erweitert und die Konzentration fördert. Manche Menschen reagieren auf den Wachmacher mit Schweißausbruch, zittern und sind nervös – vor allem, wenn sie größere Mengen Koffein zu sich genommen haben.
Koffein wirkt – und zwar bei jedem Mensch anders
Der aufmunternde Effekt von Koffein tritt meistens nach 15 bis 30 Minuten ein und kann mehrere Stunden anhalten. Wie schnell das Koffein im Körper abgebaut wird, schwankt stark von Mensch zu Mensch und wird unter anderem von den Genen beeinflusst. Ist es beim einen nach vier Stunden zur Hälfte abgebaut, finden sich bei anderen auch noch nach acht Stunden 50 Prozent des aufgenommenen Koffeins im Körper.
Wer regelmäßig Kaffee trinkt, gewöhnt sich daran und reagiert weniger stark auf das Koffein als jemand, der nur selten zugreift. Wie lange und wie intensiv Koffein im Körper wirkt, ist individuell sehr unterschiedlich. Wer zB ohnehin öfter schlecht schläft, sollte daher entweder ganz auf Kaffee verzichten oder die letzte Tasse schon am frühen Nachmittag trinken.
Kaffee und Blutdruck – wie steht´s damit?
Wer an Bluthochdruck leidet, fragt sich oft, ob er nicht doch Kaffee lieber meiden sollte, denn Koffein soll ja – so die viel verbreitete Meinung – den Blutdruck in die Höhe treiben. Doch seien sie beruhigt: der Effekt ist nicht allzu groß. Laut der Deutschen Herzstiftung steigt der Blutdruck für 20 bis 30 Minuten um zirka 10 bis 20 mmHG an. Bei regelmäßigem Konsum fällt der Anstieg sogar noch schwächer aus. Kaffee ist deshalb für Bluthochdruckpatienten erlaubt. Zurückhaltung ist lediglich bei sehr hohen Blutdruckwerten geboten.
Und: Direkt vor dem Blutdruckmessen sollte man aus den genannten Gründen besser keinen Kaffee trinken.
Kaffee entzieht dem Körper Wasser
Hierbei handelt es sich wohl um einer der hartnäckigsten Irrtümer beim Thema Kaffee. Alleine die Tatsache, dass der Kaffee selber fast ausschließlich aus Wasser besteht, weist schon auf die falsche Fährte hin. Koffein wirkt lediglich über komplexe molekulare Mechanismen im Körper harntreibend, aber auch nur dann, wenn man es eher selten trinkt. Im Hochsommer ein heißer Kaffee in der prallen Sonne führt natürlich zu vermehrtem Schwitzen, eine direkte Wasserausscheidung wirkt durch Kaffee aber nicht vermittelt. Trinkt man allerdings eine Kanne auf einmal, sieht es natürlich anderes aus. Nur unter uns: das wäre bei einer Kanne Kamillentee aber nicht anderes… 😉
Magenprobleme wegen Kaffee?
Kaffee wirkt sich auf Magen und Darm aus – das kann praktisch jeder, der Kaffee trinkt, an sich selbst beobachten. Manch einem schlägt er auf den Magen, der andere freut sich über eine flotte Verdauung. Allerdings ist nicht der Kaffee selber dafür verantwortlich, es kommt vielmehr auf die Röstung an. Kaffeebohnen werden von den Herstellern oft bei sehr hoher Temperatur und gleichzeitig kurzem Zeitraum (etwa 90 Sekunden) geröstet. Problematisch ist dabei, dass sich bei dem Prozess verschiedene Bitterstoffe bilden. Diese sind es letztendlich, die den Magen angreifen können. Eine längere und schonendere Röstung bringt einen sehr magenfreundlichen und bekömmlichen Kaffee hervor. Alternative bei kurzgerösteten Bohnen: Milch im Kaffee macht ihn verträglicher für die Magenschleimhaut.
Soll man Kaffee im Kühlschrank aufbewahren?
Diese Frage ist mit einem klaren „Nein“ zu beantworte. Durch seine poröse Oberflächenstruktur neigt Kaffee nämlich dazu, sämtliche andere Gerüche – und davon gibt es im Kühlschrank einige – aufzunehmen. Wer möchte schon, dass sein Kaffee nach Käse oder Zwiebel schmeckt? Das eigene Aroma hingegen wird immer schwächer. Verschärfend kommt hinzu, dass der Kaffee sehr viel Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft aufnimmt. Bei den Temperaturschwankungen durch das rausnehmen und wieder reingeben in den Kühlschrank kann sich zudem Kondenswasser bilden, das in das Pulver einziehen und ihm somit Aroma entziehen kann. Im ungünstigsten Fall kommt es sogar zu Schimmelbefall.
Ideal ist die Aufbewahrung an einem trockenen Ort, der etwas unter der Zimmertemperatur liegt.
Wieviel Koffein ist ok?
Grundsätzlich ist der Koffeingehalt von Kaffee abhängig von Sorte, Zubereitung und Röstverfahren und pendelt zwischen 40 und 120 Milligramm pro Tasse (150ml). Laut europäischer Lebensmittelbehörde EFSA sollten nicht mehr als 200 Milligramm Koffein auf einmal und maximal 400 Milligramm pro Tag eingenommen werden. Das entspricht ungefähr zwei Tassen Filterkaffee zum Frühstück beziehungsweise etwa vier über den ganzen Tag verteilt.
Da Kaffee von Mensch zu Mensch so unterschiedlich wirkt, ist es schwer, potenziell gesundheitsfördernde oder ungesunde Effekte auf die Allgemeinheit zu übertragen. Was aber unbestritten ist: Kaffee ist ein sehr schmackhaftes Getränk, das sehr genussvoll sein kann. Und ein gut zubereiteter Kaffee oder Espresso aus frisch gerösteten Kaffeebohnen kann den Tag gleich viel schöner machen 🙂
(Bilder: Pixabay.com)