Im Jahr 2009 initiierte die Weltgesundheitsorganisation WHO die jährliche weltweite Kampagne „SAVE LIVES: Clean Your Hands“, in deren Rahmen auch der jährliche „Internationale Tag der Händehygiene“ stattfindet. Die Kampagne soll dazu beitragen, die Händehygiene im Gesundheitswesen – aber auch in unserem Alltag – zu verbessern. Dadurch sollen auch oft lebensbedrohliche Infektionen minimiert werden. Das Datum 5.5., des „Tages der Händehygiene“, steht dabei symbolisch für die fünf Finger des Menschen, die alle sorgfältig gereinigt werden sollten.
Händehygiene – eine der effektivsten Präventionsmaßnahmen
Das Motto dieses Gesundheitstages für 2021 ist „Sekunden retten Leben – wasche Deine Hände„. Die internationale Kampagne setzt ihren thematischen Schwerpunkt bei der Hygiene im Kontakt von Gesundheitspersonal mit Patientinnen und Patienten. Jede Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied. Abstand halten, testen und Maske habe wir als Schutz vor einer möglichen Corona-Infektion sozusagen verinnerlicht. Genauso kommt es aber auch darauf an, sich die Hände zu waschen oder zu desinfizieren – denn schließlich setzen wir uns mit den Händen zum Beispiel die Maske auf.
Reinhild Strauss, Leiterin der Abteilung für Krankenhaushygiene und Gesundheitssystem-assoziierte Infektionen [hospital acquired infections – HAI] betont die Bedeutung der Händehygiene besonders auch in der jetzigen Corona-Pandemie: „Händehygiene ist eine der effektivsten Präventionsmaßnahmen, die ohne viel Aufwand weltweit und in jedem Setting der Gesundheitsversorgung angewendet werden kann.“
Auch für Elisabeth Presterl, Leiterin der Nationalen Referenzzentrale für Krankenhausinfektionen, ist Händehygiene „das einfachste und wirksamste Mittel gegen Infektionen im Krankenhaus“. Vor allem auch angesichts der steigenden Zahl antibiotikaresistenter Keime in medizinischen Einrichtungen sei die Verbesserung der Händehygiene beim Gesundheitspersonal essentiell.
Mehr Hygienebewusstsein denn je zuvor
Im Zuge der SARS-CoV-2-Pandemie hat Händehygiene in der breiten Öffentlichkeit eine neue Bedeutung und Aktualität bekommen. „Händehygiene ist viel stärker im Lebensalltag der Menschen verankert und es besteht mehr Hygienebewusstsein denn je zuvor. Das ist erfreulich, denn wer sich regelmäßig und gründlich die Hände wäscht, entfernt wirksam Krankheitserreger von den Händen und trägt damit zum Schutz für sich und andere bei,“ sagt Prim. Univ.-Prof. Dr. Walter Hasibeder, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesie, Reanimation und Intensivmedizin [ÖGARI] und Leiter der Abteilung für Anästhesie und operative Intensivmedizin am Krankenhaus St. Vinzenz in Zams.
„Schon die Kleinsten haben vielfach im Kindergarten gelernt, dass Händewaschen mindestens so lange dauern sollte wie zum Beispiel das zweimalige Singen von ‚Happy birthday‘. Und der Desinfektionsspender ist auch außerhalb von Gesundheitseinrichtungen zur Selbstverständlichkeit geworden.“ Eine Umfrage unter 1.000 Personen in Österreich hat zuletzt im Dezember 2020 gezeigt, dass 73 Prozent der Befragten seit Beginn der Corona-Krise explizit mehr auf Hygiene achten.[1]
Davor war das diesbezügliche Bewusstsein hierzulande nicht allzu deutlich ausgeprägt. Eine Erhebung der Meinungsforschungsinstitute BVA France und Gallup aus 2015/ 2016 reihte Österreich in Sachen Händehygiene-Kultur nur auf Platz 46 von 63.[2] Der zentrale Indikator war in der Untersuchung, wie viel Prozent der Bevölkerung nach der Toilettenbenutzung immer die Hände waschen.
Studien zeigen Effektivität von Händehygiene gegen Infektionen
Dass die regelmäßige und vor allem auch richtig durchgeführte Händehygiene zur Eindämmung Infektionen unterschiedlichster Art eine zentrale Bedeutung hat, wird durch zahlreiche Studien belegt. So zeigte beispielsweise eine Untersuchung der London School auf Hygiene and Tropical Medicine, dass das Händewaschen mit Seife 84 Prozent gefährlicher Erreger auf den Händen beseitigt – bei Waschen mit Wasser alleine ist das nur bei 48 Prozent der Erreger der Fall.[3]
Hygiene sollte uns weiter begleiten und schwere Infektionen verhindern
Es sei wichtig, dass uns die neue Händehygiene-Kultur und das diesbezüglich geschärfte Bewusstsein auch weiter erhalten bleiben, so ÖGARI-Präsident Prof. Hasibeder: „Denn zum einen wird es auch im weiteren Pandemieverlauf, auch mit Impfung, nach wie vor wichtig sein, Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten. Zum anderen sollten wir auch darüber hinaus diese neue Kultur beibehalten. Denn sie kann auch ganz ohne Pandemie zahlreiche Leben retten.“
Händehygiene ist nicht zuletzt ein wichtiger Schlüssel zur Infektionsprophylaxe – insbesondere auch, was die bereits erwähnten im „Gesundheitssystem erworbenen Infektionen“ [HAI] betrifft, die im stationären Bereich und insbesondere auch nach Operationen und in der Intensivmedizin ein großes Thema sind. Verbessert sich die konsequente Umsetzung von Händehygiene in einer Spitalsabteilung, so zeigte eine finnische Studie, dann geht zugleich auch die Rate von HAI deutlich zurück.[4] Eine rezente Studie aus Pakistan zeigte auf, dass es im untersuchten Spital seit Beginn der Pandemie zu einem Rückgang von HAI gekommen ist. Die Autorinnen und Autoren gehen von einem Zusammenhang mit der verstärkten Händehygiene – unter anderem gemessen am Verbraucht von Händedesinfektions-Mitteln – zurück.[5]
50 Prozent weniger Infektionen
Aus Sicht der WHO ist Händehygiene „die effektivste Maßnahme“, um die Verbreitung von Infektionen in Gesundheitseinrichtungen zu reduzieren: So ließen sich bis zu 50 Prozent der Infektionen vermeiden, die im Zuge medizinischer Behandlungen entstehen, sowie HAI und Antibiotikaresistenzen nachhaltig vermeiden. Zudem sei das auch sehr kosteneffizient, denn es wären durch die Implementierung von Händehygiene Einsparungen erzielbar, die 16-mal höher liegen als die Kosten anderer Implementierungsmaßnahmen.[6]
„Aus gutem Grund kommt der Händehygiene ganz besonders in Gesundheitseinrichtungen ein hoher Stellenwert zu. Die richtige Händehygiene vor und nach jedem direkten Patientenkontakt ist die wichtigste Maßnahme, die das Krankenhauspersonal ergreifen kann, um die Übertragung gefährlicher Erreger von einer Patientin oder einem Patienten auf die oder den anderen – oder auf sich selbst – zu vermeiden,“ betont Prof. Hasibeder. „Daher müssen wir auch die ‚neue Normalität‘ beim Hygienebewusstsein nutzen, um die bestehenden Empfehlungen lückenlos umzusetzen.“
Dabei komme auch den Patientinnen und Patienten selbst eine Rolle zu, so Prof. Hasibeder. „Es wäre wünschenswert, dass Patientinnen und Patienten im Krankenhaus nicht nur auf die eigene Händehygiene achten, soweit sie mobil und dazu in der Lage sind, sondern auch das Spitalspersonal direkt darauf ansprechen, sollten sie beobachten, dass die Händehygiene einmal zu kurz kommt,“ sagt der ÖGARI-Präsident. „Auch das kann viel zur Hygienekultur beitragen.“
Händehygiene geht alle an: Das ist beim Händewaschen zu beachten
- Hände unter fließendes Wasser halten
- Seife 20 bis 30 Sekunden lang verteilen – auf der gesamten Oberfläche der Hand, auch auf den Fingerkuppen und zwischen den Fingern
- Sorgfältig abspülen und abtrocknen
- Hände möglichst vom Gesicht fernhalten
Händehygiene in Gesundheitseinrichtungen – Das sind die fünf Anlässe für Händehygiene durch Gesundheitspersonal
- Vor dem Berühren einer Patientin oder eines Patienten
- Vor einer aseptischen Prozedur
- Nach einer Situation, in der das Risiko bestand, mit Körperflüssigkeiten in Berührung zu kommen
- Nach dem Berühren einer Patientin oder eines Patienten
- Nach dem Berühren der Umgebung einer Patientin oder eines Patienten
Quellennachweis
[1] https://www.hagleitner.com/at/presse/pressemitteilungen/
[2] https://www.ots.at/redirect/bva-group
[3] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3037063/
[4] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7375219/
[5] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7372602/
[6] https://www.who.int/campaigns/world-hand-hygiene-day/2021
(Bilder: Pixabay.com, WHO, Pixabay.com)