Wer kennt das nicht: ein lauer Sommerabend, man sitzt gemütlich allein oder in Gesellschaft im Freien. Oder man liegt schon im Bett, ist kurz vorm Einschlafen und auf einmal hört man dieses eindringliche und unverkennbare Surren und wenig später kommt dieser fast nicht auszuhaltender Juckreiz – eine Gelse. Sie können uns den schönsten Sonnenuntergang verderben, unsere süßesten Träume verhindern und uns nachts in den Wahnsinn treiben – da hilft auch kein Verstecken unter der Bettdecke. Früher oder später sticht der Blutsauger gnadenlos zu. Und ja, Gelsen haben gerade jetzt ihre Hochsaison. Damit es aber nicht so weit kommt, haben wir hier die wichtigsten Tipps gegen die lästigen kleinen Quälgeister zusammen gefasst.
Gelsen lieben es feucht und warm
Die Gelsen brüten bei Feuchtigkeit und schlüpfen bei Wärme. Gerade wenn Regen und Gewitter zahlreiche kleine stehende Gewässer und Wasserlacken produziert haben, sind die Brutvoraussetzungen für die kleinen Biester ideal. Dann legen nämlich die Gelsenweibchen bis zu 500 Eier an der Oberfläche dieser stehenden Gewässer ab – und zwar jedes! Die Gelsenlaven hängen dann an der Wasseroberfläche und können bei Gefahr untertauchen. Nach viermaliger Häutung verpuppen sich schließlich die Larven. Nach ein bis zwei Tagen kann bereits der fertige Blutsauger schlüpfen. Und das machen sie derzeit Millionen-fach.
Die Gelsenplage kann in manchen Gebieten Österreichs so heftig ausfallen, dass sogar Hubschrauber zur Bekämpfung der lästigen Tiere eingesetzt werden. Entlang der March in Niederösterreich beispielsweise wird immer wieder ein spezielles – biologisch abbaubares – Insektenschutzmittel abgeworfen, das bereits die Brut effektiv bekämpfen soll. Die Methode ist naturschutzrechtlich zwar genehmigt aber nicht unumstritten und stellt – nicht zuletzt wegen der Kosten – eine absolute Ausnahme dar, wie Verantwortliche beteuern.
Sind Gelsen eine Gefahr für unsere Gesundheit?
Gelsen sind lästig – darüber sind sich alle einig. Doch damit nicht genug, kommt dann auch noch dieser unglaubliche Juckreiz nach einem Stich dazu. Dieser Juckreiz wird von den Proteinen ausgelöst, die die Stechmücke in die Saugstelle einspritzt, um das Gerinnen des Blutes zu verhindern. Zum Juckreiz gesellt sich an der Einstichstelle für einige Stunden dann auch noch ein mehr oder weniger großer Dippel dazu, der wiederum durch die Ausschüttung von körpereigenem Histamin in Folge einer begrenzten allergischen Reaktion verursacht wird.
Die sozusagen einzig gute Nachricht dabei: In unseren Breiten sind Gelsenstiche in der Regel vollkommen harmlos und können nur in sehr seltenen Ausnahmefällen eine Gefahr für die Gesundheit bedeuten. Nach offiziellen Angaben haben sich beispielsweise zwischen 2009 und 2012 lediglich drei Patient•innen in Österreich aufgrund eines Gelsenstiches mit dem sogenannten West-Nil-Fieber angesteckt. Bei dieser Krankheit handelt es sich um eine Virusinfektion mit grippeähnlichen Symptomen, die auch eine Gehirnhautentzündung verursachen kann.
Wenngleich bei uns Krankheitsübertragungen selten sind, stellen Stechmücken in anderen Weltgegenden eine große Gefahr als Krankheitsüberträger dar – wie unter anderem Malaria oder virale Erkrankungen wie Gelbfieber, Dengue-Fieber, West-Nil-Fieber oder Chikungunya-Fieber. Beim Stich können mit dem Speichel der Stechmücke nämlich auch Krankheitserreger [Viren, Bakterien, Parasiten] übertragen werden, die die Mücke bei einer vorangegangenen Nahrungsaufnahme aufgenommen hat. Vor allem in Asien und Afrika sind sie für die Verbreitung vieler Krankheiten verantwortlich.
Darauf stehen diese „Biester“
Die lästigen Blutsauger werden grundsätzlich zunächst einmal von unserem Atem angelockt. An ihren Mundwerkzeugen haben Gelsen winzige Sensoren und können so auch jeden noch so geringen Anstieg an Kohlendioxid in der Luft wahrnehmen. Es ist also die Luft, die wir ausatmen, die die Gelsen zu ihrem nächsten Opfer führt. Und zusätzlich die in unserem Schweiß enthaltene Milch- und Fettsäure. Den Mythos, dass der Duft von süßem Blut die Stechmücken anlockt, konnten Wissenschaftler•innen mittlerweile eindeutig widerlegen. Viel mehr sollen die „kleinen Draculas“ besonders Menschen mit der Blutgruppe 0 bevorzugen.
Aber auch andere Faktoren, wie etwa Licht ziehen die lästigen Viecher an. So ist es empfehlenswert, das Licht beim abendlichen Lüften in den Wohnräumen abzuschalten, um diese nicht anzulocken. Und im Garten, auf der Terrasse oder auf dem Balkon sollte man gelbes statt weißes Licht verwenden, da Gelsen gelbes Licht nicht wahrnehmen können.
Explizit Lichtfallen aufzustellen ist hingegen zwecklos. Bei entsprechenden Versuchen wurde auf einem Balkon eine Lichtfalle aufgestellt. Innerhalb von zehn Tagen gingen über 3.700 Insekten in die Falle. Davon waren allerdings nicht einmal 1,5 Prozent Gelesen, also gerade einmal fünf Gelsen pro Tag. Die Insektenvernichtungslampen töten also hauptsächlich andere Insekten wie zum Beispiel Nachtfalter.
Und auch Knoblauch und Alkohol als Anti-Gelsenmittel sind reine Mythen. Bei letzterem kann es lediglich sein, dass man – je nach konsumierter Menge – den Juckreiz einfach nicht mehr wahrnimmt.
Aber was hilft nun gegen Gelsen?
In Haus oder Wohnung ist die mechanische Abwehr von Gelsen durch Insektengitter bei den Fenstern und Balkon-/ oder Terrrassentüren am einfachsten und effizientesten. Gibt es keine Möglichkeit, Gitter zu montieren, dann hilft wie im Urlaub in fernen Landen ein Moskitonetz über dem Bett. Das Gute daran ist: auch andere Insekten, wie zum Beispiel Bremsen, Wespen, Hornissen und natürlich Fliegen lassen sich damit einfach und effizient aus den Wohnräumen verbannen.
Beim gelsenfreien Ausbau von Haus oder Wohnung mittels Insektengitter stehen mittlerweile zahlreiche Systeme zur Auswahl. Am günstigsten, schnellsten und einfachsten sind Fliegengitter aus Kunststoffgewebe, die sich mit einem einfachen Klettband am Fensterrahmen befestigen lassen. Diese Insektengitter für den Selbsteinbau findet man in jedem Baumarkt, in den meisten Drogeriemärkte und größeren Supermärkten. Einziger Nachteil bei dieser preisgünstigen Lösung: die Montage ist zwar grundsätzlich recht einfach, das lückenlose und gleichmäßige Anbringen des Netzes am Klettband erfordert jedoch ein wenig Übung und ist etwas mühsam.
Etwas robuster sind diverse Rahmenkonstruktionen aus Kunststoff oder Aluminium, die am Fenster oder an der Balkon- bzw. Terrassentür befestigt werden. Diese Konstruktionen lassen sich bei Bedarf auch wieder einfach entfernen.
Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, wählt allerdings professionelle Lösungen von einem Fachbetrieb. Derartige Insektenschutzgitter sind zwar um einiges teurer, dafür spielen diese Produkte hinsichtlich Material und Verarbeitung qualitativ aber auch in einer anderen Liga. Die Konstruktionen sind individuell den Fenstern und Türen angepasst, die Rahmen stabil, das Gewebe viel robuster und der Luftdurchlass wesentlich besser als bei den Do-It-Yourself Produkten aus dem Baumarkt. Auf Wunsch lassen sich sogar Spezialgewebe montieren, die dann nicht nur Schutz vor Insekten sondern auch vor Pollen bieten und damit Allergiker•innen das Leben wesentlich vereinfachen.
Schutz vor Gelsen im Freien
Bevor wir uns den diversen Anti-Gelsenmitteln widmen, vorab ein Tipp zur „richtigen“ Kleidung, denn es ist auf jeden Fall ratsam, auch darauf zu achten. Helle, weite Kleidung schützt nämlich viel besser, da die Quälgeister gerne dunkle, eng anliegende Stoffe heimsuchen. Aber abgesehen von der Kleidung gibt es natürlich eine Unzahl an Anti-Gelsen-Sprays, Gels, Lotions und natürlichen ätherischen Ölen, die alle genau eines versprechen: nämlich Gelsen vom Stechen abzuhalten.
Bei den chemischen Insektenschutzmitteln haben sie diejenigen als am wirkungsvollsten erwiesen, die die Wirkstoffe Diethyltoluamid [DEET] und Icaridin enthalten. Einziger – gravierender – Nachteil dieser Mittel: sie sollten nicht über einen längeren Zeitraum angewendet werden, da sie Haut und Schleimhäute reizen und unter Umständen heftige allergische Reaktionen auslösen können. Außerdem sollten sie, sobald sie wieder zu Hause sind, unbedingt wieder abgewaschen werden. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass Icaridin generell besser verträglich ist und eine geringere Reizwirkung aufweist. Wie bei allen medizinischen Produkten ist auch hier die richtige Dosierung wichtig. Am besten, sie lassen sich diesbezüglich in ihrer Apotheke beraten.
Diverse Ultraschallgeräte und als „Wundermittel“ angepriesene Anti-Gelsen Apps, die die Stechmücken akustisch in die Flucht schlagen sollten, haben sich hingegen als vollkommen wirkungslos erwiesen. Nicht empfohlen werden außerdem auch Gelsenschutzstecker. Diese erzielen zwar eine recht gute Wirkung gegen Gelsen, die im Raum freigesetzten Insektizide reizen aber ebenfalls die Augen und Schleimhäute.
Gänzlich ungeeignet und ethisch eigentlich nicht mehr vertretbar sind die bereits oben erwähnten UV-Licht-Fallen.
Gelsenschutz für Garten, Terrasse und/ oder Balkon
Stehende Gewässer – und sind diesee auch noch so klein – dienen Mücken als ideale Brutstätte. Deshalb sollten sie bei der Gelsenbekämpfung im Außenbereich vor allem Regentonnen, Gießwasser, kleinen Teichen und Lacken achten. Um sich im eigenen Garten möglichst vor den tyrannischen Insekten zu schützen, sollten offene Gewässer wenn möglich abgedeckt werden. Nur so wird verhindert, dass Gelsen ihre Brut darin ablegen.
Zusätzlich lassen sich die Stechmücken-Larven in Regentonnen oder Gartenteichen sehr wirkungsvoll mit rein biologischen Tabletten bekämpfen. Als Wirkstoff kommt dabei ein spezieller Bazillus [Bacillus thuringensis israelensis] zum Einsatz. Das mikrobiologische Mittel wird sowohl in Tablettenform als auch flüssig in Baumärkten oder im Gartenfachhandel angeboten und kommt sogar zur großflächigen Gelsenbekämpfung in Naturschutzgebieten zum Einsatz. Da ausschließlich bestimmte Mückenarten auf das Mittel reagieren, werden keine anderen Tiere oder gar Menschen geschädigt, und das Wasser kann anschließend auch bedenkenlos zum Gießen verwendet werden.
Natürliche Alternativen zu chemischen Anti-Gelsenmittel
Spezielle ätherische Öle mit Lavendel, Zeder, Nelke, Zitrone, Bergamotte, Salbei, Pfefferminze, Eukalyptus, Rosmarin, Zitronenmelisse, Minze, Basilikum und/ oder Tomate können ebenso helfen. Diese Pflanzen wirken nämlich vom Duft her abschreckend auf Gelsen und Mücken. Sie können auch leicht selbst gemacht werden. Einfach im Verhältnis 1:4 mit neutralem Öl, zum Beispiel Sonnenblumenöl, oder mit geruchsneutraler Körperlotion mischen und anschließend sparsam auftragen.
Wer auf ätherische Öle empfindlich reagiert, sollte sie nicht direkt auf die Haut auftragen. Darüber hinaus gibt es auch spezielle Armbänder zur Gelsenabwehr, die ein Plättchen mit ätherischen Ölen enthalten, das nicht direkt auf der Haut aufliegt. Alternativ können die Öle auch in Duftlampen geträufelt werden.
Und wenn die Gelsen zugestochen haben und es unglaublich juckt?
Auch wenn es sehr, sehr schwer fällt: Ist man erst einmal von einer Gelse gestochen und juckt es zum aus der Haut Fahren, sollte man vor allem das Naheliegende nicht machen: kratzen. Das ist natürlich leichter gesagt, als getan. Aber unterm Strich verstärkt das Kratzen nur die allergische Reaktion auf den Stich. Im schlimmsten Fall wird dabei die Haut aufgekratzt, wodurch es zusätzlich zu Entzündungen kommen kann.
Hat man in der Sekunde nichts zur Hand, hilft am besten, wenn man auf den Gelsendippel ein wenig Speichel gibt. Dieser hat nämlich eine antiseptische Wirkung und kühlt außerdem die Einstichstelle. Idealer Weise haben sie aber aus der Apotheke eine kühlende Salbe und/ oder Spray gegen den Juckreiz, die bzw. den sie auf die Haut auftragen können. Als Hausmittel können sie auch eine Scheibe Zitrone oder eine aufgeschnittene Zwiebel auflegen, um das Jucken zu lindern.
In diesem Sinn: viel Spaß im Freien und einen möglichst Gelsen freien Sommer 😉
(Bilder v.o.n.u.: Pixabay.com, AdobeStock, Pixabay.com, Pixabay.com, AdobeStock)