Die Sonne lacht, der Lockdown-Kater legt sich allmählich und das Verlangen nach zwischenmenschlicher Nähe steigt – und zwar ganz unabhängig vom Alter. Das Gute an der Sache: egal, wie alt oder wie lange man schon auf Partnersuche ist, endlich kann man wieder nach Herzenslust potentielle Partnerinnen und Partner persönlich treffen.
Wer nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie seine•n potenzielle•n Flirt-Partner•in aber bislang nur aus dem Internet kennt, sollte beim ersten Treffen mit seinem „Blind-Date“ allerdings nicht gleich alle Karten offen auf den Tisch legen. Emma Hathorn von Seeking.com, dem weltweit größten Online-Anbieter für Elite-Dating, verrät deshalb sechs Tipps, wie Singles ihr persönliches Kennenlernen verantwortungsvoll und sicherer gestalten können.
Darauf sollten sie beim ersten Date achten
Tipp #01
Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, doch der wichtigste Tipp lautet: Verabreden sie sich beim ersten Treffen immer an einem öffentlichen Ort, in einem Café, in einem Park oder im Museum. Lernen sie ihr Gegenüber erst ein bisschen besser kennen, bevor sie Herz und Haustür öffnen. Außerdem: Wer sich zu einem privaten Treffen gedrängt fühlt, überdenkt ein persönliches Treffen eher und die Wahrscheinlichkeit, den Kontakt zu beenden, steigt.
Tipp #02
Erzählen sie ihrer besten Freundin, ihrem besten Freund oder einem Familienmitglied von ihren Plänen: wen sie treffen, wo sie sich treffen und zu welcher Uhrzeit sie sich treffen. Wenn es um ihre Sicherheit geht, kann man nie zu viele Details teilen bzw. vorsichtig genug sein. Dazu gehört auch, dass der Akku ihres Handys geladen ist und die Standort-Einstellungen aktiviert sind – vor allem wenn sie später noch gemeinsam um die Häuser ziehen.
Tipp #03
Behalten sie intime Informationen vorerst für sich – dazu zählen unter anderem auch ihr Nachname, Adresse und Handynummer. Wenn sie ihr Blind-Date über einen Online-Anbieter wie beispielsweise Seeking.com gefunden haben, lassen sie den Kontakt am besten so lange weiter über die App laufen, bis sie genug gegenseitiges Vertrauen aufgebaut haben, um auch privatere Kontaktinformationen zu teilen.
Tipp #04
Kommt während des Dates ein ungutes Gefühl auf, verabschieden sie sich zügig und verlassen sie den Treffpunkt nicht auf direktem Weg nach Hause. Gehen sie stattdessen lieber noch in ihre Stammlokal oder zu einem engen Freund oder Freundin. So lässt sich das misslungene Treffen direkt danach gut verarbeiten und sie können bestimmt schnell darüber lachen.
Tipp #05
Benimmt sich ihr Blind-Date ihnen oder anderen gegenüber anzüglich, frech oder respektlos? Zeigen sie klar ihre Grenzen auf – nicht nur in der „echten Welt“, sondern auch digital. Nutzen sie die Möglichkeit, andere Mitglieder in sozialen Netzwerken oder auf Dating-Plattformen zu blockieren und zu melden. Unangemessenes Verhalten darf auf keinen Fall toleriert werden.
Tipp #06
Der wahrscheinlich selbstverständlichste Tipp: Kommunizieren sie vorab offen und ehrlich, was sie von ihrem Date erwarten. Das erspart nicht nur Enttäuschungen auf beiden Seiten, sondern bietet auch Raum für Gemeinsamkeiten. Vertrauen sie dabei ganz auf ihren Instinkt, denn nur mit einem guten Bauchgefühl lässt es sich entspannt flirten.
Was unterscheidet eigentlich Langzeit- von Kurzzeitsingles?
In diesem Zusammenhang ist es natürlich interessant, ob es eigentlich Unterschiede zwischen Kurzzeitsingles und Langzeitsingles gibt. Die Partnerbörse Gleichklang.de hat zu diesem Zweck untersucht, was Langzeit- und Dauersingles von Partnersuchenden unterscheidet, die erst seit kürzerer Zeit Single sind. Hierfür befragte die Dating-Plattform 789 Mitglieder, unter ihnen 569 Frauen und 220 Männer im Alter von 18 bis 77 [Durchschnittsalter: 43].
Die Ergebnisse zeigen, dass Langzeitsingles besonders oft unter Hemmungen und sexuellen Problemen leiden. Langzeitsingles haben es sich aber außerdem oft bereits mit der Partnerlosigkeit sozusagen abgefunden und sind als Singles meistens zufriedener als Partnerlose, die erst seit kürzerer Zeit Single sind.
Die Befragung
Bei den Frauen waren 238 der Befragten [41,8 Prozent] höchstens drei Jahre Single, sprich Kurzzeitsingles, während 331 Frauen [58,2 Prozent] länger als drei Jahre Single waren [Langzeitsingles]. Bei den Männern waren 100 Befragte [45,4 Prozent] höchstens drei Jahre Single, während 120 der Männer [55,5 Prozent] länger als drei Jahren Single waren. Alle Befragten gaben an, in ihrer Vorgeschichte mindestens eine Partnerschaft gehabt zu haben.
Die Befragten wurden gebeten, den folgenden möglichen Gründen für ihre Partnerlosigkeit zuzustimmen oder abzulehnen:
– ist Zufall [Zufall]
– wurde betrogen [negative Vorgeschichte]
– Kandidat•innen waren mir zu langweilig [hohe Ansprüche]
– bin zu gehemmt [Hemmung]
– bin als Single glücklich [zufriedene Singles]
– es gibt genug zu tun [andere Prioritäten]
– entwickle keine Liebesgefühle [keine romantischen Gefühle]
– bin beruflich erfolglos [berufliche Erfolglosigkeit]
– habe sexuelle Schwierigkeiten [sexuelle Probleme]
– möchte unverbindlichen Sex [polygame Orientierung]
Die Befragten beantworteten die Fragen auf einer vierstufigen Skala mit den möglichen Antworten nein, eher nein, eher ja und ja. Für die Auswertung wurden eher ja und ja als Zustimmung zusammengefasst.
Kurzzeit und Langzeitsingles im Vergleich
Bei drei der zehn Aussagen zeigten sich sowohl bei Frauen als auch bei Männern statistisch signifikant höhere Zustimmungsraten bei Langzeitsingles als bei Kurzzeitsingles:
– 33,8 Prozent der weiblichen und sogar 54,2 Prozent der männlichen Langzeitsingles gaben an, gehemmt zu sein. Demgegenüber benannten lediglich 25,6 Prozent der weiblichen und 35,0 Prozent der männlichen Kurzzeitsingles Hemmungen als Grund für ihre Partnerlosigkeit.
– 59,5 Prozent der weiblichen und 48,3 Prozent der männlichen Langzeitsingles benannten als einen Grund für ihre Partnerlosigkeit, als Single glücklich zu sein. Bei den Kurzzeitsingles stimmten dieser Aussage lediglich 44,1 Prozent der befragten Frauen und 26,0 Prozent der befragten Männer zu.
– 13,6 Prozent der weiblichen und 21,7 Prozent der männlichen Langzeitsingles benannten als einen Grund für ihre Partnerlosigkeit, dass sie sexuelle Schwierigkeiten hätten. Bei den Kurzzeitsingles fiel diese Zustimmungsrate mit 7,1 Prozent bei den Frauen und 10 Prozent bei den Männern bedeutend geringer aus.
– Schließlich gab es einen weiteren Unterschied zwischen Langzeitsingles und Kurzzeitsingles, der aber nur bei Männern zu beobachten war: 35,8 Prozent der männlichen Langzeitsingles, aber nur 18,0 Prozent der männlichen Kurzzeitsingles stimmten der Aussage zu „entwickle keine Liebesgefühle“. Demgegenüber zeigte sich hier bei den Frauen kein signifikanter Unterschied in der Zustimmungsrate zwischen Langzeitsingles [22,4 Prozent] und Kurzzeitsingles [16,4 Prozent].
Bei den Zustimmungsraten zu den anderen Aussagen zeigten sich sowohl bei Frauen als auch bei Männern keinerlei statistisch signifikante Unterschiede zwischen Langzeitsingles und Kurzzeitsingles.
Wie kann man nun diese Ergebnisse interpretieren?
Psychologe Dr. Guido Gebauer weist darauf hin, dass die in dieser Untersuchung identifizierten besonderen Merkmale von Langzeitsingles sowohl Ursache als auch Folgen des langen Singledaseins sein könnten. Die Umfrage erlaube es nicht, zwischen diesen beiden Möglichkeiten zu unterscheiden.
Aus psychologischer Sichtweise sei es aber wahrscheinlich, dass beide Erklärungen zuträfen und sich sogar wechselseitig verstärkten: Hemmungen oder sexuelle Schwierigkeiten können demnach die Partnersuche erschweren und dadurch zu einer Verlängerung des Single-Daseins führen. Das fortbestehende Single-Dasein und der Status als Langzeit-Single könnten dann wiederum Hemmungen und sexuelle Schwierigkeiten sogar noch verstärken, was gleichzeitig zu einer weiteren Erschwernis der Partnersuche und damit zu einer Aufrechterhaltung des Single-Daseins führe.
Ein ähnlicher Mechanismus sei auch bei der Zufriedenheit mit dem Single-Dasein zu vermuten: Wer sehr zufrieden mit seinem Single-Dasein sei, lasse sich womöglich nicht ausreichend auf die Partnersuche ein, was zur Aufrechterhaltung des Single-Daseins führen könne. Je länger des Single-Dasein fortbestehe, desto mehr richteten sich aber Menschen in diesem Single-Dasein ein. Das könne wiederum die Zufriedenheit weiter erhöhen, wodurch die Bereitschaft für Veränderung und Partnerschaft gleichzeitig weiter absinke.
Bei einem Teil der Langzeitsingles spielten vorwiegend Hemmungen eine Rolle, die auch mit sexuellen Schwierigkeiten einhergehen könnten. Bei anderen Langzeitsingles sei es dagegen vorwiegend die Zufriedenheit mit dem Single-Dasein, welche zur Aufrechterhaltung der Partnerlosigkeit führe. Hemmungen, sexuelle Schwierigkeiten und Zufriedenheit mit dem Single-Dasein könnten aber auch gleichzeitig auftreten und damit die Wahrscheinlichkeit für ein Fortbestehen der Partnerlosigkeit weiter erhöhen.
Bei Männern, nicht aber bei Frauen, sei lange andauernde Partnerlosigkeit zusätzlich mit dem Zweifel an der eigenen Liebesfähigkeit verbunden. Die überhöhte Erwartung, dass eine Beziehung sofort mit großen Gefühlen beginnen müsse, könne dazu führen, dass andere Verlaufsformen, bei denen aus freundschaftlicher Sympathie Liebe entstehe, nicht zugelassen würden.
Gerade im mittleren und höheren Alter begännen Beziehungen aber oft nicht mit sofortiger Verliebtheit, sondern mit Sympathie, die sich erst schrittweise zu Vertrautheit und Liebe vertiefe. Wer hierzu nicht bereit sei, bleibe deshalb häufiger partnerlos. Gleichzeitig könne aber auch wiederum die lange Partnerlosigkeit an sich zu Zweifeln an der eigenen Liebesfähigkeit führen und damit im Sinne eines Teufelskreislaufes die Partnersuche weiter erschweren.
Psychologische Empfehlungen
Gebauer rät Singles, die unter Hemmungen leiden, sich aktiv um die Überwindung dieses Problems zu bemühen. Nichts zu tun führe meistens dazu, dass Hemmungen fortbestünden oder sich verschärften und dadurch auch die Partnerlosigkeit andauere.
Kontakt aufnehmen, miteinander schreiben und sprechen könne gelernt werden. Das Online Dating sei ein guter Übungsraum für Kommunikation und Selbstsicherheit. Wem dies allein nicht gelinge, der könne auf Kommunikations- und Flirtkurse zurückgreifen, die in Pandemie-Zeiten auch immer mehr Online angeboten werden.
Bei sexuellen Schwierigkeiten helfe es, über die eigenen sexuellen Wünsche und Ängste zu reflektieren und hierüber offen mit dem Gegenüber zu besprechen. Viele sexuelle Probleme lösten sich durch einen offenen Umgang mit Sexualität und Befürchtungen in Luft auf. Bei Männern könne auch die Einnahme von Medikamenten zur Behandlung von Erektionsschwäche helfen.
Seien die sexuellen Probleme aber tiefergreifend, könne eine psychotherapeutische Behandlung oder eine Sexualtherapie erforderlich sein. Denjenigen, die an ihrer Liebesfähigkeit zweifeln, rät Gebauer, keine Schmetterlinge im Bauch zu erwarten, sondern sich auf den behutsamen und schrittweisen Aufbau von Vertrautheit und Nähe einzulassen.
Was aber tun, wenn ich als Single glücklich bin?
Gebauer sieht für glückliche Singles zwei Möglichkeiten: Das Single-Dasein positiv annehmen und die Partnersuche beenden oder aber sich des Wunsches nach Beziehung bewusst werden und die Partnersuche intensivieren.
Gebauer berichtet, dass für einige die positive Annahme des Single-Daseins regelrecht befreiend sein könne. Manche Singles befänden sich nur deshalb geradezu zwanghaft auf Partnersuche, weil sie ihre Partnerlosigkeit als nicht normal einschätzten. Der Vergleich mit längst verpartnerten Freunden, Bekannten und Arbeitskollegen führe zu einem normativen Druck, eine Partnerschaft eingehen zu müssen. Werde dieser Druck aber als Ausdruck einer Verzerrung erkannt, entfalle die Notwendigkeit zur Partnersuche und es trete eine Entlastung ein.
Häufiger sei es jedoch, dass zufriedene Singles beim Nachdenken über ihre gegenwärtige Lebenssituation und ihre künftigen Ziele doch eine Sehnsucht nach Partnerschaft bei sich wahrnehmen, was ihnen helfe könne, Blockaden abzubauen, veränderungsbereiter zu werden und sich besser auf die Partnersuche einzulassen.
(Bilder: Seeking.com, AdobeStock (3x))