Geschätzt 900.000 Menschen in Österreich haben ein Nierenleiden bzw. leiden an Nierenschwäche, auch Niereninsuffizienz genannt[1]. Die Dunkelziffer ist laut Expert•innen aber noch viel höher: So wissen neun von zehn Menschen nichts von ihrer Erkrankung.[2] Hauptverantwortlich für Nierenschwäche sind Diabetes und Bluthochdruck, die mit steigender Lebenserwartung und daher auch mit steigendem Lebensalter vermehrt auftreten. Aber auch der Umstand, dass Nierenerkrankungen lange ohne spezifische Symptome verlaufen und erst im späten Stadium entdeckt werden, wenn eine Dialyse unausweichlich werden könnte, führen zu einer hohen Dunkelziffer.
Expert•innen fordern daher schon seit Jahren, die Nierenparameter in die Vorsorgeuntersuchung zu integrieren. Die Aufklärungskampagne „Die Niere leidet leise“, die in Kooperation von AstraZeneca mit Bayer Österreich und in enger Abstimmung mit medizinischen Fachgesellschaften wie der ÖGN* initiiert wurde, soll nun helfen, das Bewusstsein für Nierenerkrankungen in der Öffentlichkeit zu schärfen.
Nierenleiden nicht auf die leichte Schulter nehmen
Unbehandelt kann eine Nierenschwäche schwerwiegende Auswirkungen haben. So ist die durch Chronisches Nierenversagen verursachte Sterblichkeit in den letzten Jahrzehnten pro Jahr um zumindest 4 Prozent gestiegen.[3] Charakteristisch für eine chronische Nierenschwäche ist, dass diese länger als drei Monate andauert. Risikofaktoren sind Diabetes, Bluthochdruck und familiär bedingte Nierenerkrankungen. Tückisch an der Erkrankung ist, dass diese im Frühstadium nur unspezifische Symptome zeigt und somit erst spät diagnostiziert wird. Jedoch steigt auch schon im Frühstadium einer Erkrankung der Druck in der Niere an, der wiederum die Gefäßwände schädigen kann.
Wird die Erkrankung nicht rechtzeitig behandelt, entsteht daraus eine Nierenfunktionsstörung und die Niere kommt nicht mehr ihrer Aufgabe nach, das Blut zu reinigen. In der schwersten Ausprägung, einem Nierenversagen, haben die Nieren die Funktion ganz eingestellt, sodass eine Dialyse oder eine Nierentransplantation der einzige Ausweg sind. Umso wichtiger ist es, die Erkrankung rasch und frühzeitig zu diagnostizieren. Die ÖGN fordert daher schon seit Jahren, die Nierenparameter bei Risikopatient•innen regelmäßig zu screenen und in die Vorsorgeuntersuchung aufzunehmen.
Forderung der ÖGN: Regelmäßiges Screening für Hochrisikopatient•innen
Diabetes mellitus stellt eine der häufigsten Ursachen für Nierenversagen, die Folge einer spät oder nicht behandelten chronischen Nierenschwäche, dar. Laut österreichischem Dialyse- und Transplantationsregister [OEDTR] waren 23 Prozent der Menschen, die eine Dialyse benötigten, Menschen mit Typ 2-Diabetes.[4]
„So fordern wir, dass neben Patient•innen mit Diabetes mellitus, auch Patient•innen mit Hypertonie und Adipositas sowie Menschen, in deren Familien eine Nierenerkrankung aufgetreten ist, regelmäßig gescreent werden. Durch einfache diagnostische Maßnahmen kann effektiv und kostengünstig ein Fortschreiten der Nierenfunktionsverschlechterung verhindert oder auch verzögert werden. Ein frühzeitiges Screening kann hier die Häufigkeit von Erkrankungsfällen, die Sterblichkeit sowie die Kosten im Gesundheitssystem deutlich senken“, erklärt Prim. Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Marcus Säemann, Vorsitzender der Österreichischen Gesellschaft für Nephrologie; Abteilungsvorstand 6. Medizinische Abteilung mit Nephrologie und Dialyse mit Ambulanzen, Klinik Ottakring.
Diabetes, Herz- und Nierenschwäche – wie kann das sein?
Diabetes, Herz- und Niereninsuffizienz sind eng miteinander verknüpfte Erkrankungen, die oft zusammen auftreten. Rund vier von zehn Patient•innen mit Herzschwäche erleiden auch eine Nierenschwäche und umgekehrt entwickelt einer von vier Patient•innen mit chronischer Nierenschwäche auch eine Herzschwäche. Gemeinsamer Risikofaktor ist oft Diabetes mellitus. Rund jeder zweite Diabetikerpatient erleidet eine Herzschwäche. Die Diabetes bedingten Veränderungen führen dazu, dass sich die Durchblutung sowie auch die Funktion der Niere verschlechtern, es kommt zu einer Niereninsuffizienz.
Darauf weist auch Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi, Abteilungsvorstand Innere Medizin, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Linz hin: „Jede zweite Patient•in, die an Diabetes mellitus leidet, erlebt im Laufe der „Diabetes-Karriere“ eine chronische Nierenerkrankung. Geschätzt ist die Ursache des Nierenversagens bei einem Drittel der Patient•innen an der Dialyse dem Diabetes geschuldet. Durch eine frühzeitige Diagnose sowie einer strikten Blutzucker- und Blutdruckkontrolle können Nierenschäden verzögert und in Studien um mindestens 50 Prozent reduziert bzw. sogar verhindert werden.“
Bayer und AstraZeneca: Gemeinsam gegen Nierenschwäche
In Österreich ist geschätzt jede•r Zehnte von einer chronischen Nierenerkrankung betroffen. Trotz der Häufigkeit dieser Erkrankung wird die Diagnose leider oft erst in späten Stadien gestellt. Der dabei entstehende irreversible Schaden könnte durch eine frühe Diagnose deutlich reduziert werden. Um das Bewusstsein und somit auch die Diagnoserate für chronisch entzündliche Nierenerkrankungen in der öffentlichen Wahrnehmung zu erhöhen und die Früherkennung im niedergelassenen Bereich zu stärken, sind die Unternehmen AstraZeneca Österreich und Bayer Österreich eine Kooperation eingegangen.
Das Ergebnis ist die gemeinsame Disease Awareness Kampagne: „Die Niere leidet leise“.
Diese wird wiederum von der ÖGN unterstützt. „Gerade bei einem Organ wie der Niere, die lange unerkannt leidet, zählt jeder Tag, um eine Dialyse oder eine Transplantation zu verhindern. Die Niere leidet leise. Schenken wir ihr deshalb trotzdem Gehör und achten wir auf unsere Nierengesundheit„, appelliert der Präsident der ÖGN, Prof. Dr. Marcus Säemann.
Eine betroffene Patientin erzählt
Diesen Appell und die Forderung, die Nierenparameter in die Vorsorgeuntersuchung zu integrieren, unterstützt auch Ursula Charwat, eine betroffene Patientin, die seit ihrer Kindheit chronisch nierenkrank ist und bereits zwei Nierentransplantationen erlebt hat.
„Obwohl in meinem Fall bereits sehr früh Symptome auftraten, wurde die Diagnose erst nach einer Vielzahl an Arztbesuchen gestellt. Gerade wegen der wenig charakteristischen Symptome fehlt meiner Meinung nach aber auch oft das Verständnis der Öffentlichkeit für Nierenerkrankungen. Die Nierenerkrankung ist meist nicht nur für einen selbst unsichtbar, vor allem in den frühen Stadien. Auch Freunde und Familie sehen einem die Erkrankung oft nicht an, wodurch es umso schwerer ist, diese Erkrankung zu erklären.
Ich begrüße daher diese Kampagne, um das Bewusstsein in der öffentlichen Wahrnehmung zu stärken und somit hoffentlich einen Beitrag dazu zu leisten, dass Nierenerkrankungen früher erkannt und therapiert werden. Was mir von Anfang an geholfen hat, mit meiner Erkrankung umzugehen, ist der Rückhalt aus der Selbsthilfegruppe. Diese Erfahrung möchte ich auch gerne weitergeben.“
*ÖGN – Österreichische Gesellschaft für Nephrologie
[1] Zukunftsbericht Nephrologie3 (zuletzt abgerufen am 04.03.2022)
[2] Ponte B. et al. Determinants and burden of chronic kidney disease in the populationbased Colaus study. Nephrol Dial Transplant. 2013; 28:2329-2339
GBD Chronic Kidney Disease Collaboration, Lancet, 2020;395(10225);709-733.
[3] Zukunftsbericht Nephrologie4 (zuletzt abgerufen am 04.03.2022)
[4] Wien Klin Wochenschr (2019) 131
[Suppl 1Diabetes-mellitus-Anleitungen-fuer-die-Praxis-2019.PDF (oedg.at)
https.//oedtr.i-med.ac.at/jahresberichte/]: S.1-S5
https://www.ots.at/redirect/springermedizinvol131 , 2019
Diabetes-mellitus-Anleitungen-fuer-die-Praxis-2019.PDF (oedg.at)
https.//oedtr.i-med.ac.at/jahresberichte/
[5] Shiba N, Shimokawa H. Chronic kidney disease and heart failure – Bidirectional close link and common therapeutic goal. J Cardiol 2011; 57(1):8-17.
(Bilder: AdobeStock (2x), AstraZeneca)