Die österreichische Finanzmarktaufsichtsbehörde [FMA] warnt in der neuen Ausgabe ihrer Verbraucherinformationsreihe „Reden wir über Geld“ vor betrügerisch tätigen Trading Plattformen. Verbraucherinnen und Verbraucher werden dabei von Finanzbetrügern telefonisch oder im Internet mit hohen Gewinnversprechen geködert, in komplexe und hochspekulative Finanzinstrumente wie beispielsweise binäre Optionen, CFD oder Forex-Trading zu investieren. Nach anfänglichen Erfolgen verzeichnen die Anlegerinnen und Anleger jedoch nur noch herbe Verluste und die Anbieter sind nicht mehr erreichbar.
Damit sie nicht etwaigen Finanzbetrügern auf den Leim gehen, haben wir hier für sie ein paar Tipps, wie sie diese erkennen können. Eines gleich Vorweg: Hausverstand einschalten und auf das Bauchgefühl hören ist immens wichtig wenn es um ihr Erspartes geht. Denn Vorsicht ist definitiv besser als Nachsicht!
„Was der Bauer nicht kennt…“
Jede und jeder von uns kennt sicher den Spruch: „Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht.“ Umgemünzt auf Geldangelegenheiten heißt das: „Kaufen sie kein Finanzprodukt, das sie nicht verstehen! Und informieren sie sich vor dem Eingehen einer Geschäftsbeziehung über ihren potentiellen Vertragspartner,“ so der Vorstand der FMA, Helmut Ettl und Eduard Müller. So müssen etwa seriöse Anbieter über eine Konzession einer europäischen Aufsichtsbehörde verfügen. Jene Unternehmen, die in Österreich anbieten dürfen, finden sich in der Unternehmensdatenbank der FMA.
Seien sie auf der Hut
Typische Warnsignale für unseriöse bzw. betrügerische Angebote sind
- unerbetene Anrufe,
- Werbung mit Prominenten und/ oder TV-Shows,
- [sehr] hohe Gewinnversprechen,
- kleine Einzahlungsbeträge, die in kürzester Zeit rapide anwachsen,
- Webseiten, die professionell aussehen aber über kein Impressum keine Kontaktdaten oder Informationen zu Unternehmenssitz und Aufsichtsbehörde enthalten.
Sie wurden unaufgefordert angerufen? Achtung – machen sie kein[e] Geschäft[e]!
Abgesehen davon, dass derartiges „Cold Calling“ mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unseriös sind, ist es in Österreich verboten, dass Unternehmen von sich aus Personen kontaktieren, um ihnen etwas zu verkaufen! Wer es trotzdem tut, hat zumeist keine seriösen Absichten und versucht sie [oft] mit psychologischen Tricks dazu zu bringen, in vermeintlich lukrative Produkte zu investieren. Lassen sie sich daher nicht auf Geschäfte mit solchen Unternehmen ein, auch wenn es noch so gewinnbringend klingt.
Bei Angeboten nicht zugelassener Unternehmen handelt es sich in der Regel um Betrug, auch wenn sie von »sicheren« Investments sprechen. Das [höchstwahrscheinlich] einzig »sichere« an solchen Geschäften ist, dass sie dabei ihr gesamtes investiertes Geld verlieren. Gehen sie daher mit ihrem Geld keine unnötigen Risiken ein. Überprüfen sie auch immer, ob das Unternehmen überhaupt durch eine staatliche Aufsichtsbehörde zugelassen wurde. Nur zugelassene Unternehmen oder Personen erfüllen die Voraussetzungen, um seriöse Finanzdienstleistungen abzuwickeln.
Überprüfen sie im Fall des Falles auch, ob es bereits eine Warnung vor diesem Unternehmen gibt! Eine Warnmeldung erfolgt nach einem sorgfältigen Ermittlungsverfahren. Die FMA warnt vor Unternehmen, die bereits unerlaubt tätig geworden sind.
Achtung: Auch wenn es noch keine Warnmeldung gibt, bedeutet es nicht automatisch, dass es sich um ein seriöses Unternehmen handelt.
Die Tricks der Finanzbetrüger
Hoher Gewinn bei geringem Risiko? Achtung, Betrug. Das gibt es nicht! „Geheimtipps“ oder „Wundermittel“, die schnellen Reichtum garantieren, gehören in die Kategorie „Luftschloss“. Denn hohe Renditen haben immer ein hohes Risiko. Oder anders formuliert: Je höher die [möglichen] Gewinne desto höher das Risiko!
Häufig werden Internetuserinnen und -user mittels auffälliger Werbeanzeigen auf täuschend seriös aussehende Seiten von Online-Brokern gelockt – das sind Webseiten, auf denen potenzielle Opfer vermeintlich schnelle Gewinne mit Wetten auf Aktienkurse, Währungsschwankungen und anderen Finanzgeschäften machen können. Dort wird ihr Vertrauen erweckt und sie werden mit unrealistisch hohen Gewinnversprechen dazu verleitet möglichst hohe Einzahlungen zu tätigen. Nach Eingabe ihrer Daten erhalten sie Anrufe von sogenannten „Beratern“, die sie zu immer neuen Einzahlungen bewegen wollen.
Allerdings findet auf diesen Plattformen überhaupt kein Handel mit den eingesammelten Geldern statt – hinter den virtuellen Geschäften stecken also nie echte Finanztransaktionen. Die Betrüger wollen von Anfang an nur das eingezahlte Geld abzweigen. Die Webseiten verschwinden genau so schnell wie sie entstanden sind.
Mit der Tür ins Haus fallen
Ein weiterer Trick von Finanzbetrügern ist es, sozusagen gleich beim ersten Kontakt mit der Tür ins Haus zu fallen. Das bedeutet, dass ihnen diese zunächst ein Angebot unterbreiten, bei dem ganz bewusst eine sehr hohe Summe verlangt wird – weshalb dieses zumeist auch abgelehnt wird. Später werden sie dann allerdings nochmal kontaktiert, um ihnen ein „besseres“ Angebot zu machen bei dem die Investmentsumme niedriger ist.
Dabei nutzen die Betrüger den psychologischen Trick, dass Anlegerinnen und Anleger, die ein zu hohes Investment ausschlagen, eher bereit sind, ein niedrigeres Investment zu tätigen. Dieser Effekt wird bewusst ausgenutzt, denn, Hand auf´s Herz: Hätte man ihnen gleich das niedrigere Angebot gemacht, hätten sie wahrscheinlich nicht investiert…
Sie sollen einen Vorschuss bezahlen? Achtung, Betrug!
Gehen sie auch niemals finanziell in Vorleistung, in dem sie zum Beispiel Gebühren für etwaige Geldtransaktionen bezahlen! Auch und gerade dann nicht, wenn ihnen hohe Summen für diese Vorauszahlung versprochen werden. Das ist unseriös. Solche Anbieter sind meist nur auf ihren Vorschuss aus und wollen ihnen keine Produkte verkaufen. Lassen sie sich nicht darauf ein!
Ein klassisches Beispiel in diesem Zusammenhang sind unter anderem E-Mails von Anwaltskanzleien, in der ihnen erklärt wird, sie seien die•der einzige Erbe•in einer entfernten Verwandten. Man teilt ihnen mit, dass sie ihre Kontodaten übermitteln sollen, damit ihnen das Erbe von beispielsweise 100.000 Euro überwiesen werden kann. Zuvor sollen sie aber eine Gebühr von 230 Euro zahlen, damit die Erbschaft abgewickelt werden kann. Nachdem sie das tun, wird der Kontakt abgebrochen und sie erhalten kein Geld.
Es gibt auch den sogenannten Nachschussbetrug
Im Gegensatz zum Vorschussbetrug haben sie beim sogenannten Nachschussbetrug bereits in beispielsweise Wertpapiere unseriöser Anbieter investiert. Um ihr investiertes Geld zurück zu bekommen, will der Anbieter allerdings, dass sie zuerst noch einmal Geld überweisen. Hier ein Beispiele dazu:
Herr XY wird angerufen und investiert in die ihm angeboten Aktien einer Firma, die ihm als Insider-Tipp angeboten werden. Er investiert 20.000 Euro und kann online seine positive Depot-Entwicklung beobachten. Als er die Aktien dann verkaufen möchte, um seinen Gewinn zu realisieren, teilt man ihm mit, dass ein Verkauf nur in Paketen zu 30.000 Euro möglich sei. Der Wert seines Depots steht bei 24.000 Euro.
Herr XY überweist daher noch einmal 6.000 Euro in der Hoffnung, nun die 30.000 Euro zurück zu bekommen. Nach der Überweisung bekommt er den Anruf des Geschäftsführers, der sich dafür entschuldigt, dass sein bester Aktienhändler hier einen Fehler gemacht habe. Er sagt, dass ein Verkauf nur in Paketen von 50.000 Euro möglich sei und fragt, wie viel von dem ausstehenden Betrag er noch bezahlen könne – man würde ihm mit dem Rest kulanter Weise entgegenkommen. So überweist Herr XY noch einmal 8.000 Euro in der Hoffnung nun insgesamt 38.000 Euro zurück zu bekommen. Allerdings: Seine Ansprechpartner sind ab nun nicht mehr erreichbar. Sein investiertes Geld ist verloren.
Phishing
Beim Phishing verschaffen sich die Täter zunächst Zugangsdaten zu ihrem Bankkonto. Dabei wird oft mit sogenannten „Phishing-Mails“ gearbeitet, die sie unter einem Vorwand auffordern, ihre Daten auf gefälschten Websites einzugeben. Oder aber, es wird ein Virus in ihren Computer eingeschleust, der im Hintergrund von Onlinebanking-Sitzungen die Zugangsdaten mitprotokolliert. So können von fremden Konten Überweisungen getätigt werden.
ABER: Ihre Bank schickt ihnen niemals E-Mails mit einer Aufforderung, ihre Zugangsdaten auf einer anderen Webseite einzugeben. Löschen sie diese E-Mails, ohne darauf zu antworten oder die Anweisungen zu befolgen. Und geben sie niemals sensible Daten oder Passwörter bekannt!
Zusammengefasst gilt also:
- Was zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es meistens auch nicht!
- Lassen sie sich nicht auf Telefonwerbung ein, beenden sie unerwünschte Telefonanrufe zum Zwecke der Geschäftsanbahnung sofort!
- Informieren sie sich im Fall des Falles vorab und seien sie kritisch!
- Kontaktieren sie die FMA, wenn sie Zweifel oder Fragen zu Anbietern haben. Entweder schriftlich über das Kontaktformular, oder telefonisch unter der Nummer +43 1/ 249 59 – 3444. Die FMA Verbraucherinformation ist Montag – Donnerstag von 09:00 – 11:30 Uhr sowie am Donnerstag Nachmittag von 13:00 – 16:00 Uhr für sie erreichbar.
Aktuelle Warnungen vor Betrug im Internet erhalten sie auf der Watchlist Internet.
(Bilder: AdobeStock)