Dem Thema „Hautgesundheit“ wird in der Regel – leider – viel zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Dabei sollte aber gerade unser funktionell vielseitigstes Organ viel mehr in das allgemeine Bewusstsein für Gesundheit und Wohlbefinden gerückt werden. In diesem Sinn widmen wir uns heute einer der häufigsten chronisch entzündlichen Erkrankungen der Haut, der Psoriasis, besser bekannt als Schuppenflechte.
In den westlichen Industrienationen sind immerhin 1,5 bis zwei Prozent der Bevölkerung davon betroffen. In Österreich leiden rund 250.000 Menschen an Psoriasis. Diese Hauterkrankung ist derzeit nicht heilbar, allerdings kann eine angemessene Behandlung die Hautsymptome deutlich lindern und die Lebensqualität verbessern.
Schuppenflechte – das „Chamäleon“ unter den Hauterkrankungen
Psoriasis ist eine besonders belastende chronisch-entzündlichen Erkrankung, die neben der Haut etliche weitere Organe befallen kann, bei der in den letzten Jahren aber auch entscheidende Behandlungsfortschritte erzielt wurden, wie Univ.-Prof. Dr. Paul-Gunther Sator [Klinik Hietzing, Wien] feststellt: “ Die Substanzgruppe der Biologika hat nicht nur das Verständnis der Erkrankung verbessert, sondern auch die Therapie der Psoriasis revolutioniert. Biologika können Symptomfreiheit bei vielen Patientinnen und Patienten und eine Verbesserung der Lebensqualität erreichen und möglicherweise auch den Krankheitsverlauf sowie die systemischen Auswirkungen der Erkrankung beeinflussen“.
Dermatologie und Allgemeinmedizin kooperieren
Etwa 20 Prozent aller Patientinnen und Patienten in der allgemeinmedizinischen Praxis haben ein dermatologisches Problem. Hautärzt•innen und Allgemeinmediziner•innen müssen daher näher zusammenrücken, ist Univ.-Prof. Dr. Johann Bauer, Vorstand der Universitätsklinik für Dermatologie und Allergologie in Salzburg und Präsident der Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie [ÖGDV] überzeugt. Wichtig außerdem: kontinuierliche Fortbildung der allgemeinmedizinischen Kolleg•innen, damit neue Behandungsmöglichkeiten rasch praktisch umgesetzt werden können, sowie die Aufklärung der Bevölkerung über die Prinzipien der Hautvorsorge und den Umgang mit häufigen Hauterkrankungen.
Bauer: „Die ÖGDV ist davon überzeugt, dass alle zur Verfügung stehenden Kanäle genutzt werden müssen, um die Hautgesundheit innerhalb unserer Bevölkerung – insbesondere in Zeiten der erschwerten persönlichen Kommunikation zwischen Arzt und Patient – zu optimieren„.
Psychische und soziale Komponenten von Hauterkrankungen
Hauterkrankungen können nicht nur körperlich sehr belastend bzw. schmerzhaft sein, sondern haben [auch] große psychosoziale Auswirkungen und ein erhebliches Stigmatisierungspotential. Das gilt nicht zuletzt für das schulische Umfeld, in dem Kinder und Jugendliche neben Sachwissen auch soziale Kompetenzen erlernen. Häufige Krankheiten im Kindes- und Jugendalter, deren starke psychische Belastung sehr gut untersucht ist, sind Akne, Neurodermitis, Psoriasis, Vitiligo oder auch Alopecia areata.
„Um den Umgang mit den Erkrankungen zu erleichtern, sind neben einer wirksamen Therapie oft auch die psychologische Betreuung sowie Entstigmatisierung wichtig,“ betont OÄ Dr. Christine Bangert, Leiterin der Neurodermitis-Ambulanz an der Universitätsklinik für Dermatologie in Wien. „Eine wichtige Rolle spielen Rollenvorbilder, die sich zum Beispiel in sozialen Medien offen zu ihrer Hautkrankheit bekennen und bewusst auf Make-up verzichten. Sie tragen zu einem Umdenken in der Gesellschaft bei und fördern die Akzeptanz verschiedener Hautkrankheiten.“
Psoriasis: Was ist das eigentlich genau?
Psoriasis ist eine Hauterkrankung, die durch Entzündung und Schuppungen der Haut gekennzeichnet ist. Der medizinische Fachausdruck leitet sich vom griechischen „psao“, zu Deutsch „kratzen“, her. Die Schuppenflechte beruht auf einer erblichen Veranlagung. Hauterscheinungen entstehen, wenn weitere Auslösefaktoren hinzukommen. Die Erkrankung tritt in unterschiedlichen Formen und Schweregraden meist in Schüben auf. Die Lebensqualität kann stark beeinträchtigt sein, vor allem durch den ausgeprägten Juckreiz und aus kosmetischen Gründen. Zu den Symptomen zählen unter anderem eine Schuppung und Rötung der Hautoberfläche.
Die genauen Entstehungsursachen sind nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen. In erster Linie scheint Psoriasis eine jedoch erbliche Erkrankung zu sein. Der genetische Anteil am Psoriasisrisiko wird auf zirka 60 bis 70 Prozent geschätzt. Dabei wird von einem komplexen Zusammenspiel verschiedener genetischer Faktoren ausgegangen, deren Wirkung sich „summiert“.
Eine erbliche Veranlagung allein bedeutet allerdings nicht, dass die Psoriasis auch zwangsläufig auftreten muss. Damit es zum Ausbruch der Erkrankung kommt, müssen weitere Auslösefaktoren wirksam werden. So können Umwelteinflüsse wie Infektionen, Rauchen, emotionaler Stress oder bestimmte Medikamente das erstmalige Ausbrechen oder die Verschlechterung einer bereits vorhandenen Schuppenflechte bewirken.
Behandlung und Therapie
Eine frühzeitige Diagnose und die gezielte Behandlung können dazu beitragen, den weiteren Krankheitsverlauf und die Lebensqualität zu verbessern sowie etwaige Komplikationen zu verhindern. Die Therapiepalette umfasst dabei eine pflegende Basistherapie, äußerlich anzuwendende Medikamente, Lichttherapie sowie medikamentöse Therapien. Die Anwendung erfolgt in Abhängigkeit von der Schwere der Erkrankung nach einer Art Stufenplan, wobei vielfach verschiedene Therapieformen kombiniert werden. In speziellen Fällen können auch Kur- und Bädertherapien oder eine stationäre Behandlung sinnvoll sein.
Wichtig ist jedenfalls, bei anhaltenden Symptomen wie Rötungen der Haut, Schuppenbildung sowie Juckreiz etc. möglichst frühzeitig eine Ärzt•in für Allgemeinmedizin oder eine Fachärzt•in für Dermatologie aufzusuchen. Bei Auftreten von Gelenksbeschwerden und gesicherter Diagnose einer Psoriasisarthritis sollte eine abgestimmte Diagnostik und Behandlung durch die Fachärzt•in für Innere Medizin mit Schwerpunkt Rheumatologie und durch die Dermatolog•in erfolgen.
Die Initiative »MEINE HAUTGESUNDHEIT«
MEINE HAUTGESUNDHEIT ist Österreichs größte Informationsinitiative zum Thema Hautgesundheit. Ziel ist, der Haut, der Erforschung und Behandlung von Hauterkrankungen und den Menschen, die mit Hauterkrankungen leben, mehr medialen Raum zu geben. Hinter der Initiative stehen der Verein big5health und seine Partner, darunter die Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie [ÖGDV], die Österreichische Gesellschaft für Dermatologische Kosmetik und Altersforschung [ÖGDKA], der Berufsverband Österreichischer Dermatologen [BVÖD], das Karl-Landsteiner-Institut für pädiatrische Dermatologie und seltene Erkrankungen und die Aktion „Sonne ohne Reue“ der Österreichischen Krebshilfe.
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