Das Thema Hautkrebs betrifft jeden Menschen – vom Kleinkind bis ins hohe Alter. Denn bereits im frühen Lebensalter wird der Grundstein für eine allfällige spätere Erkrankung gelegt. Während ein Teil der Hautkrebserkrankungen zur Gruppe des „weißen Hautkrebs“ zählt, der in den meisten Fällen nicht tödlich endet, gehört der sogenannte „schwarze Hautkrebs“, das Melanom, zu den aggressivsten Arten. Im Krankheitsverlauf kann der schwarze Hautkrebs zu Metastasen und unbehandelt zum Tod führen.
Ein sprunghafter Anstieg der Erkrankungen besteht ab dem 50. Lebensjahr. Wichtig ist es deshalb, dass Hautveränderungen möglichst früh abgeklärt und gegebenenfalls diagnostiziert werden, Stichwort Früherkennung. Neue innovative diagnostische Methoden können dabei helfen!
Einfache Maßnahmen würden helfen
Im Gegensatz zu anderen Erkrankungen – wie beispielsweise Brustkrebs – gibt es in Österreich keine Screeningprogramme zur Hautkrebsvorsorge. Da die Implementierung einer solch breitflächigen Maßnahme Zeit und Ressourcen kostet, muss man in einem ersten Schritt vermehrt auf Awareness und Aufklärung setzen. Hier gäbe es schnell umzusetzende Möglichkeiten, die Bevölkerung beispielsweise im Rahmen von Informationsschreiben zu Vorsorgeuntersuchungen und auf eine Hautkontrolle hinzuweisen. Zu berücksichtigen sei bei Awareness- und Informationskampagnen, dass die Muttersprache zahlreicher Personen, die beruflich der Sonne in höherem Ausmaß exponiert sind, nicht Deutsch ist und sie komplexe Informationen daher nur bedingt erfassen können. Hier müsse den Bedürfnissen und Informationsgewohnheiten dieser Zielgruppe Rechnung getragen werden.
In diesem Sinn in die Pflicht zu nehmen sind laut Expert•innen die Politik und die Sozialversicherungsträger, sodass Präventionsmaßnahmen und Aufklärungskampagnen rasch umgesetzt werden können. Auch sollte Sonnenexposition als Berufskrankheit rechtlich besser anerkannt werden.
Digitale Technik im Einsatz gegen Hautkrebs
Grundsätzlich gut sind, so die Meinung von Dermatologinnen und Dermatologen, die derzeit angebotenen Apps für Mobiltelefone. Diese sind zwar nicht im Stande, zu diagnostizieren, aber zu dokumentieren, wodurch die Schwelle, im Verdachtsfall eine dermatologische Praxis zur Abklärung aufzusuchen, gesenkt wird. Allerdings bräuchten die genannten Apps eine entsprechende Qualitätszertifizierung.
Eine bessere Früherkennung von weißem und schwarzem Hautkrebs könnte jedenfalls auch dank innovativer diagnostischer Methoden bereits in wenigen Jahren flächendeckend in Hautarztpraxen anwendbar sein. Durch die Kombination von konfokaler Laserscanmikroskopie [KLSM] mit optischer Kohärenztomografie [OCT] werden computerunterstützt dreidimensionale Rekonstruktionen der untersuchten Hautareale zur Beurteilung verdächtiger Hautveränderungen erstellt. So könnte auch die Anzahl an Biopsien [Gewebeproben] reduziert werden.
Zudem zeigen neueste Daten, dass durch eine begleitende Immuntherapie nicht nur nach Entfernung von Lymphknotenmetastasen [Tumorstadium III] die Wahrscheinlichkeit für ein Wiederauftreten der Hautkrebserkrankung nahezu halbiert werden kann, sondern auch bei Patientinnen und Patienten im Tumorstadium II [dicke und/ oder exulzerierten Primärtumore, keine Lymphknotenmetastasierung] eine relative Verminderung des Wiederauftretens der Erkrankung um 35 Prozent erzielt werden kann[1].
Künftig weniger Biopsien nötig durch innovative Früherkennung von Hautkrebs
Die Auflichtmikroskopie inklusive digitaler Dokumentation zur Verlaufskontrolle stellt im Rahmen der Hautkrebsvorsorge ein seit vielen Jahren etabliertes Verfahren dar. Die konfokale Laserscanmikroskopie [KLSM] sowie die optische Kohärenztomografie [OCT] können die Treffergenauigkeit in der [frühzeitigen] Diagnose von weißem oder schwarzem Hautkrebs weiter verbessern.
Vor kurzem wurden unter anderem die Weiterentwicklungen und konkreten Einsatzmöglichkeiten dieser innovativen Verfahren im klinischen Alltag näher beleuchtet. Mittels KLSM und OCT können zelluläre Strukturen der Haut in horizontaler beziehungsweise vertikaler Ebene in Echtzeit dargestellt werden. „Durch Kombination dieser beiden Methoden [Line-field confocal optical coherence tomography-LC-OCT] können computerunterstützt dreidimensionale Rekonstruktionen der untersuchten Hautareale zur Beurteilung verdächtiger Hautveränderungen erstellt werden,“ informiert Priv.-Doz. Dr. Peter Kölblinger von der Paracelsus Medizinische Privatuniversität/ Uniklinikum Salzburg, Dermatoonkologe und aktueller Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie [ÖGDV].
In der klinischen Praxis ist der Einsatz der genannten Verfahren insbesondere in jenen Fällen interessant, wo mittels herkömmlicher Auflichtmikroskopie nicht eindeutig zwischen gut- und bösartiger Hautveränderung unterschieden werden kann. Durch Erhöhung der Treffergenauigkeit kann die Anzahl unnötiger Biopsien mit letztlich gutartigem Ergebnis deutlich reduziert werden, was in kosmetisch kritischen Regionen, wie beispielsweise dem Gesicht, von besonderer Relevanz ist. „Es ist davon auszugehen, dass durch die Weiterentwicklung der vorgestellten Methoden – handlichere Geräte, Preisreduktion durch zunehmenden Wettbewerb – in den nächsten Jahren ein flächendeckender Einsatz dieser innovativen Technik auch in Hautarztpraxen möglich sein wird,“ sagt Kölblinger.
Immuntherapie nach Melanomdiagnose verringert Rezidivrisiko
Durch den zunehmenden Einsatz der Immuntherapie kann mittlerweile bei fast der Hälfte der Patienten mit einem fortgeschrittenen nicht operablen oder metastasierten Melanom [schwarzer Hautkrebs] ein langfristiges [mehr als 6,5 Jahre] Überleben trotz bösartiger Tumorerkrankung erzielt werden[2]. In den letzten Jahren wurde das Anwendungsgebiet der Immuntherapie mit PD-1-Antikörpern nun auch auf Patient•innen ausgedehnt, bei denen der ursprüngliche Tumor sowie etwaige Metastasen in Lymphknoten vollständig chirurgisch entfernt werden konnte. Als Erfolg dieser Behandlung gelang es, die Anzahl an Patient•innen, bei denen es zu einer neuerlichen Metastasierung kommt, zu senken. In dieser Situation wird folglich von einer adjuvanten, sprich unterstützenden, Therapie gesprochen.
Die aktuellen und zukünftigen Einsatzmöglichkeiten der adjuvanten Immuntherapie bei schwarzem Hautkrebs wurden unter anderem von ao. Univ. Prof. Dr. Christoph Höller [Medizinische Universität/ AKH Wien], Vorsitzender der Arbeitsgruppe Melanom und dermatologische Onkologie [AMDO] ÖGDV intensiv diskutiert. „Da Patient•innen in der adjuvanten Therapiesituation zum Teil aber auch ohne Therapie gesund bleiben würden, kommt der ausführlichen Patientenaufklärung hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen der Immuntherapie eine besonders große Rolle zu,“ betont Höller.
Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie [ÖGDV]
Die Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie [ÖGDV] ist eine gemeinnützige medizinische Fachgesellschaft und hat ihren Sitz in Wien. Zweck der Gesellschaft ist die Förderung der wissenschaftlichen Entwicklung und der praktischen Umsetzung des Fachgebietes der Haut- und Geschlechtskrankheiten einschließlich seiner Spezialdisziplinen – das sind Allergologie, Angiologie/ Phlebologie, Dermatohistopathologie, Immundermatologie, dermatologische Genetik, operative Dermatologie, dermatologische Onkologie, Proktologie, dermatologische Kosmetologie, Photobiologie und dermatologische Laser- und Strahlentherapie, dermatologische Labordiagnostik, dermatologische Mikrobiologie, die klassischen Geschlechtskrankheiten und die anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen [STD], physikalische Dermatotherapie, psychosomatische Dermatologie, Umweltmedizin, das Gutachterwesen sowie die Gesundheitsvorsorge und Rehabilitation im gesamten Gebiet.
Quellenangaben
[1] Luke JJ et al. Pembrolizumab versus placebo as adjuvant therapy in completely resected stage IIB or IIC melanoma (KEYNOTE-716): a randomised, double-blind, phase 3 trial. The Lancet, April 2022. Link: https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(22)00562-1/fulltext
[2] Wolchok JD et al. CheckMate 067: 6.5-year outcomes in patients (pts) with advanced melanoma. Journal of Clinical Oncology, May 2021. Link: https://ascopubs.org/doi/10.1200/JCO.21.02229?url_ver=Z39.88-2003&rfr_id=ori:rid:crossref.org&rfr_dat=cr_pub 0pubmed
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