Für 2023 hat die Initiative »Wund?Gesund!« mit einer Serie an Dialogforen zu chronischen Wunden viel vor. Den Auftakt bildete das Dialogforum zum Thema „Chronische Wunden im Alter“. Weitere Themen über das Jahr werden die Versorgung chronischer Wunden im niedergelassenen Bereich, zeitgemäße Erstattung für Innovationen sowie das Thema Patientinnen- und Patientenbeteiligung sein.
Eine Viertel-Million Menschen in Österreich von chronischen Wunden betroffen
„Es geht uns darum, die Bedürfnisse von Menschen mit chronischen Wunden, hervorgerufen etwa durch Diabetes oder andere Stoffwechsel-Erkrankungen, stärker in den Fokus zu rücken. Aktuell sind in Österreich laut Wundreport der Initiative Wund?Gesund! rund 250.000 Personen von chronischen Wunden betroffen [1], jährlich kommen geschätzte 70.000 neue Patientinnen und Patienten dazu [2].“
„Wir wollen zeigen, was es bedeutet, mit chronischen oder schlecht heilenden Wunden zu leben und den Alltag zu meistern. Unsere Werkzeuge sind dabei das Gespräch, die Zusammenarbeit und die Kooperation, um die Finanzierung und Erstattung moderner Produkte für das Wundmanagement für Steuer- und Sozialversicherungsbeitragszahlerinnen und -zahlern in Österreich transparent zu gestalten“, erklärten die Teilnehmer•innen am Panel eingangs unisono. Seitens des Publikums wurden Themen aus der Praxis adressiert, Erfahrungen mit der Sozialversicherung geteilt sowie die Bedeutung von Primärversorgungseinheiten [PVE] für die Versorgung chronischer Wunden diskutiert.
Interdisziplinarität und integrierte Versorgung vonnöten
„Die Behandlung chronischer Wunden benötigt eine intensive Zusammenarbeit von extra- und intramuralen Bereich, um eine interdisziplinäre Behandlung zu gewährleisten. Es ist dabei wichtig, dass eine Person konsequent die Therapie verfolgt. Deswegen ist eine Ausweitung der spezialisierten mobilen Krankenpflege und ein breites Fortbildungsangebot für Mediziner notwendig“, fordert PD Dr. Michael Gorlitzer, MBA, Facharzt für Herz- und Gefäßchirurgie.
Auch Dr. Elisabeth Pittermann, Gesundheitssprecherin des Pensionistenverbands Österreichs [PVÖ], unterstreicht die Bedeutung der Interdisziplinarität in der Versorgung chronischer Wunden: „Niemals dürfen die Ursachen der Wunden aus den Augen verloren gehen. Hier ist Teamarbeit gefragt. Zur gefährdeten Gruppe zählen vor allem ältere Menschen, die häufig vulnerabel sind.“ Daher sei in geriatrischen Einrichtungen besonderes Augenmerk auf eine wirksame Wundversorgung zu legen.
Pittermann betont die Notwendigkeit, dass „die benötigten Produkte nicht von den Kranken gekauft werden müssen, sondern als Leistung von der öffentlichen Hand zur Verfügung zu stellen“ seien. Auch Prävention und Prophylaxe seien zentral, von der Ernährung speziell im Zusammenhang mit Diabetes bis zu Unterstützung im Berufsleben – etwa bei stehenden Berufen, „um Krampfadern und Geschwüre zu vermeiden“.
Auch bei gut begründetem Bedarf müssen Betroffene tief in die Tasche greifen
In dieselbe Kerbe schlägt Mag.a Elisabeth Potzmann, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands [ÖGKV]: „Die professionelle Pflege ist ein verlässlicher Partner im interdisziplinären Team und nimmt dazu auch die Aufgabe der Anwaltschaft für die Patientinnen und Patienten wahr.“ Potzmann kritisiert, dass bei der letzten Reform des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes zwar Wundmanagement als Spezialisierung in der Fachpflege festgelegt wurde, die Umsetzung aber bis dato fehle. „Für uns ist auch ein Problem, dass die Kolleginnen und Kollegen das für die Arbeit benötigte Material nicht zu den Patientinnen und Patienten mitbringen dürfen. Eine Verordnungskompetenz für die Fachpflege würde hier rasch und unbürokratisch Abhilfe im Sinne der Patient•innen und der Angehörigen schaffen.“
Potzmann fordert ferner neben der ELGA-Zugriffsmöglichkeit für die Pflege „die Abrechenbarkeit der Leistung der Fachpflege in der Wundversorgung gegenüber der Sozialversicherung. Obwohl der Bedarf gut begründet wird bzw. häufig offensichtlich ist, müssen Betroffene in Österreich mitunter tief in ihre eigene Tasche greifen“, so Potzmann.
Bessere Rahmenbedingungen für innovative Wundversorgung
„Als Initiative Wund?Gesund! arbeiten wir gemeinsam mit unseren Partnern an besseren Rahmenbedingungen für innovative Wundversorgung und an einem effizienteren Gesundheitswesen in Österreich. Unser Ziel ist ein hochqualitatives und leistbares Gesundheitssystem, das Wohl der Patientinnen und Patienten ist dabei das höchste Gebot. Im Zentrum steht für uns, mehr öffentliches Bewusstsein für moderne Wundmedizin und eine optimale Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden zu schaffen„, betonten Wund?Gesund!-Sprecherin Mag.a Martina Laschet und Sprecher Mag. Philipp Lindinger. „Innovative und qualitativ hochwertige Verbandstoffe spielen dabei eine wesentliche Rolle. Es geht uns um die Steigerung der Lebensqualität durch moderne und qualitätsgesicherte Wundversorgung mit geeigneten, erstattbaren Medizinprodukten„, so Laschet und Lindinger abschließend.
Service
Interessierte können die wesentlichen Punkte des Dialogforums auch als Video hier nachsehen.
Über die Initiative Wund?Gesund!
Die Initiative Wund?Gesund! ist ein Zusammenschluss von Unternehmen und Kooperationspartnern aus dem Gesundheitswesen. Im Mittelpunkt steht die optimale Versorgung der Patientinnen und Patienten mit passenden Medizinprodukten: vom einfachen Wundpflaster über hydroaktive Wundauflagen bis zur Wundunterdrucktherapie.
Getragen wird die Initiative von den Mitgliedern 3M Österreich GmbH, Chemomedica Medizintechnik und Arzneimittel Vertriebsges.m.b.H., Coloplast GmbH, Mölnlycke Health Care GmbH, Paul Hartmann Ges.m.b.H., Smith & Nephew GmbH und Sorbion GmbH.
Quellennachweis
[1] Wundreport 2015, IFES-Umfrage im Auftrag der Initiative Wund?Gesund!
[2] Vgl.: Janßen, H. (2010), Pressemitteilung der Hochschule Bremen vom 29.06.2010, Ersparnisse in Milliardenhöhe im Gesundheitswesen über ein fallgesteuertes Behandlungsmanagement, Webseite vom 13. März 2023: https://idw-online.de/en/news?print=1&id=376931
(Bilder: AdobeStock, Initiative Wund?Gesund!/ APA-Fotoservice/ Ludwig Schedl; Video: Youtube.com)