Mundgesundheit ist ein wesentlicher Bestandteil der allgemeinen Gesundheit. Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Zahnfleischerkrankungen und häufigen chronischen Erkrankungen wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Gesundes Zahnfleisch erhöht zudem Selbstvertrauen und Attraktivität und gehört zu einem gesunden Lebensstil dazu.
»Gesundes Zahnfleisch steht Dir gut! Schütze es!« ist der Slogan für den Parodontologietag 2023. Eine weltweite Gesundheitskampagne am 12. Mai, die vor mittlerweile zehn Jahren von der European Federation of Periodontology [EFP] geleitet und von ihren nationalen Mitgliedsgesellschaften in mehr als 30 Ländern auf allen Kontinenten entwickelt wurde. Ziel der Initiative ist es, die Öffentlichkeit über die schädlichen Auswirkungen von Zahnfleischerkrankungen [Gingivitis, Parodontitis, periimplantäre Mukositis und Periimplantitis] auf die orale und allgemeine Gesundheit sowie über die Vorteile – auch ästhetischer Art – eines gesunden Zahnfleischs zu informieren.
Mundgesundheit – damit sie auch morgen noch kraftvoll zubeißen können
„Die diesjährige Kampagne konzentriert sich auf Ästhetik und Wohlbefinden, denn gesundes Zahnfleisch trägt [auch] dazu bei, das persönliche Erscheinungsbild, das Selbstwertgefühl und die Ausstrahlung eines jeden Menschen zu verbessern, unabhängig von Alter, Geschlecht und Gesundheitszustand“, erklärt Spyros Vassilopoulos, Koordinator des Gum Health Day 2023.
Zahnfleischerkrankungen sind chronische Entzündungen, die auf der ganzen Welt bei einem großen Teil der Erwachsenen auftreten und mit wichtigen systemischen Gesundheitsproblemen wie Diabetes mellitus, Herzinfarkt, Herzversagen, Schlaganfall, chronischen Nierenerkrankungen, ungünstigen Schwangerschaftsverläufen, rheumatoider Arthritis, Alzheimer, erektiler Dysfunktion, bestimmten Krebsarten und mehr in Verbindung gebracht werden. Zahnfleischerkrankungen oder Parodontalerkrankungen können außerdem zu Zahnverlust und somit auch zu ästhetischen Problemen führen.
Besser gesund erhalten als später den Schaden rückgängig machen
„Im Hinblick auf Schönheit, Kosten, Zeitaufwand und Ergebnisse ist es viel sinnvoller, das Zahnfleisch zu schützen, indem man es gesund erhält, als zu versuchen, den Schaden einer Parodontalerkrankung rückgängig zu machen, wenn er bereits eingetreten ist“, betont Vassilopoulos.
„Viele Menschen verwenden viel Zeit und Energie auf ihr Äußeres – deshalb ist es klug, sein Zahnfleisch zu schützen. Gesundes Zahnfleisch ist nicht nur gut für die Allgemeingesundheit, sondern sieht auch gut aus“, ergänzt Corinna Bruckmann, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Parodontologie [ÖGP].
EXKURS
Die Parodontitis ist eine chronische, multifaktorielle, entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates [Parodontium], die mit einem bakteriellen Zahnbelag vergesellschaftet und durch voranschreitende Zerstörung des Zahnhalteapparats gekennzeichnet ist. Man unterscheidet zwischen der apikalen Parodontitis [von der Wurzelspitze ausgehend] und der marginalen Parodontitis [vom Zahnfleischsaum ausgehend]. Die beiden Parodontitiden können auch ineinander übergehen [Paro-Endo-Läsionen]. Die Parodontologie ist die Lehre vom Zahnhalteapparat und führt ihren Ursprung auf den US-amerkikanischen Zahnarzt John Mankey Riggs [1811–1885] zurück.
Obwohl das Immunsystem und die Anwesenheit bestimmter Bakterien die Hauptrolle bei der Entstehung einer Parodontitis spielen, gibt es einige Risikofaktoren, die die parodontale Gesundheit beeinflussen:
– schlechte oder falsche Mundhygiene mit Zahnbelag [Plaque] und Zahnstein
– Tabakkonsum
– genetische Prädisposition
– Diabetes mellitus [insbesondere wenn der Blutzuckerspiegel schlecht eingestellt ist]
– Mundatmung
– Bruxismus [zumeist stressbedingtes Zähneknirschen]
– allgemeine Abwehrschwäche, insbesondere „immun-supprimierte“ Individuen
– unausgewogene Ernährung
– ungünstig lokalisierte Piercings im Mundraum
– psychischer Stress
EFP, weltweit Maßstab in der Parodontologie
Die European Federation of Periodontology besteht seit 1991, ist eine gemeinnützige Organisation und setzt sich für die Förderung der Parodontologie bei Fachleuten der Mundgesundheit und der Öffentlichkeit ein. Leitmotiv ist „Parodontale Gesundheit für ein besseres Leben“.
Die EFP ist ein Zusammenschluss von 37 nationalen Parodontalgesellschaften, darunter auch die ÖGP, die mehr als 16.000 Parodontolog•innen, Zahnärzt•innen, Forscher•innen und Angehörige der Mundgesundheitsberufe in Europa und der ganzen Welt vertreten. Sie organisiert Veranstaltungen und Kampagnen, die auf evidenzbasierten wissenschaftlichen Erkenntnissen im Bereich Parodontologie und Mundgesundheit beruhen, darunter EuroPerio [der weltweit führende Kongress für Parodontologie und Implantologie], Perio Master Clinic und Perio Workshop.
Der Gum Health Day, die jährlich am 12. Mai stattfindende Aufklärungskampagne für die Öffentlichkeit, bringt Millionen von Menschen auf der ganzen Welt wichtige Botschaften zur Zahnfleischgesundheit nahe. EFP Workshops befassten sich unter anderem mit dem Zusammenhang zwischen Parodontalerkrankungen und Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Karies sowie der Mundgesundheit während der Schwangerschaft.
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