Vor dem Hintergrund laufender Verhandlungen zum Finanzausgleich setzt sich die Caritas für eine Systemreform mit dem Fokus auf der Stärkung des Pflegebereichs ein. Entsprechend fordern Caritas-Präsident Michael Landau, Generalsekretärin Anna Parr und Caritasdirektor Klaus Schwertner: „Der Weg in die Pflege und Betreuung der Zukunft führt über eine Systemreform. Weg vom Stückwerk, hin zu einer ganzheitlichen Betrachtung. Die Pflege braucht Pflege, und zwar weit über diese Legislaturperiode hinaus!“ Landau verweist dabei auf die laufenden Verhandlungen zum Finanzausgleich: „Die Verhandlungen bieten die Chance, die Investitionen im Bereich Pflege und Betreuung abzusichern. Dazu wird es aber notwendig sein, den Pflegefonds deutlich stärker auszustatten als aktuell vorgesehen.“
Dieser Bundesregierung ist es gelungen, mit der Pflegereform erste Schritte in die richtige Richtung zu setzen, aber, so Landau: „Noch ist eine gute Zukunft für die Pflege und Betreuung keinesfalls gesichert. Der Weg, der vor uns liegt, ist lang. Was es braucht, ist eine Systemreform. Eine Systemreform, die unter anderem langfristige Finanzierung, ein Pflege-Kraft-Paket sowie eine österreichweite Harmonisierung – über Bundesländergrenzen hinweg – beinhalten muss.“
Systemreform: Parr appelliert für ein echtes Pflege-Kraft-Paket
Im Mittelpunkt jeder Systemreform müssen die betroffenen Menschen stehen, die im Bereich der Pflege und Betreuung arbeiten ebenso wie jene, die auf Pflege und Betreuung angewiesen sind. Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas Österreich: „Wir appellieren an die Politik für die Weiterführung von sinnvollen Maßnahmen, wie der Ausbildungsoffensive – UND, für ein echtes Pflege-Kraft-Paket. Nur so kann es uns gelingen, möglichst viele Menschen für Pflege und Betreuung zu gewinnen und langfristig zu halten.“
Denn obwohl so viele Menschen wie noch nie in der Pflege und Betreuung arbeiten, werden bis 2030 rund 75.000 Fachkräfte in dem Bereich fehlen. Hier setzt das Pflege-Kraft-Paket an: „Wir brauchen langfristig gute Gehälter – für alle Berufsgruppen, nicht nur befristete Zuckerl. Gleichzeitig müssen wir mit neuen Modellen der Personal- und Einsatzplanung endlich eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben schaffen. Und wir müssen drittens über Grenzen hinwegdenken: Österreich braucht eine Willkommenskultur und muss sich verstärkt für Fachkräfte aus anderen Ländern, die hier leben und arbeiten wollen, attraktiv machen. Da geht es um Vereinfachungen bei der Rot-Weiß-Rot-Karte und der Berufsanerkennung“, so Parr.
Ausbildungsoffensive: fortsetzen und erweitern
Den Fokus hat die Bundesregierung mit ihrer Ausbildungsoffensive bereits richtig gesetzt, das sieht die Caritas auch in ihren 19 Schulen in ganz Österreich. Vielen Menschen ist es erst durch den Ausbildungszuschuss oder das Pflegestipendium möglich, eine Ausbildung in diesem Bereich zu absolvieren. Parr: „Klar ist aber, dass diese Maßnahmen nicht nur fortgeführt, sondern auch erweitert werden müssen. Erweitert um den geförderten Zugang zu höheren Abschlüssen und um Zeit und Geld für die Praxisanleitung.“ Anlässlich der hohen Nachfrage an den Schulen und den hohen Kosten für eine Lehrenden-Ausbildung schlägt die Caritas zudem eine öffentliche Finanzierung der Lehrendenausbildung in der Pflege bzw. Sozialbetreuung vor.
Schwertner fordert Harmonisierung: Massive Unterschiede in Bundesländern
Für Caritasdirektor Schwertner sind bisherige Reformen nicht weitreichend genug: „Bis jetzt ist in der Pflege viel passiert, aber zu wenig geschehen“, so Schwertner. Wie dringend eine Systemreform ist, werde deutlich, wenn man die erschreckenden Unterschiede in den Bundesländern betrachtet: „Die pflegerische Versorgung ist aktuell weder flächendeckend vorhanden, noch ist die Qualität einheitlich gesichert. In Österreich entscheidet jedes Bundesland für sich, wie Menschen gepflegt und betreut werden sollen.“
Schwertner verweist dabei auf einen Rechnungshofbericht aus dem Jahr 2020: „Wenn man sich etwa niedere Pflegestufen ansieht: Während in Wien eine Pflegekraft für 20 pflegebedürftige Personen verantwortlich ist, ist dieselbe Pflegekraft in Tirol für durchschnittlich 10,52 Personen zuständig. In einem durchschnittlich großen Pflegewohnhaus mit 71 Betten würden im Burgendland 22 Vollzeit-Pflegekräfte arbeiten, in Wien wären es hingegen mehr als doppelt so viele – nämlich 45,7. Der Bedarf der Menschen richtet sich nicht nach ihrem Wohnort – die angebotene Betreuung sollte es auch nicht tun.“
Die Caritas fordert daher einheitliche Versorgungs-, Qualitäts- und Finanzierungsstandards vom Boden- bis zum Neusiedlersee.
Schwertner: „Der Finanzausgleich und Mittel aus dem Pflegefonds müssen jetzt als Steuerinstrumente genutzt werden, um das Pflegesystem in Österreich zu harmonisieren.“
Pflegegeld-Valorisierung gut, aber Wertverlust beträgt weiter knapp 40 Prozent
Darüber hinaus spricht sich Schwertner auch dafür aus, das Pflegegeld umfangreich zu valorisieren: „Gerade in Zeiten der Teuerung muss sichergestellt werden, dass Pflege leistbar bleibt. Die jährliche Anpassung des Pflegegelds an die Inflation war ein wichtiger Schritt. Doch das Pflegegeld hat seit seiner Einführung um etwa 40 Prozent an Wert verloren, dieser Verlust sollte dringend bereinigt werden, um die rund 467.000 Bezieherinnen und Bezieher konkret zu entlasten.“
Caritas Pflege: Weil helfen mehr ist als nur ein Job.
Rund 5.300 Caritas-Mitarbeitende pflegen und betreuen Menschen in 53 Senior•innen- und Pflegehäusern in ganz Österreich. Darüber hinaus leistet die Caritas auch mobile Pflege und ist seit vielen Jahren im Bereich der 24-Stunden-Betreuung sowie in der Hospiz- und Palliativarbeit engagiert. In der aktuellen Pflege-Kampagne positioniert sich die Caritas als zukunftsorientierte Arbeitgeberin für ein vielfältiges Berufsbild.
(Bilder: AdobeStock, Caritas/ Ingo Pertramer, Caritas/ Marcus Deák)