Frauen und Männer in Österreich leben seit 2005 durchschnittlich jeweils 2 bzw. 2,9 Jahre länger. Sie bleiben auch länger gesund: Männer verbringen 7,4, Frauen 7,8 Lebensjahre mehr in guter Gesundheit als noch 1991. Das zeigt der 2. österreichische Gesundheitsbericht, der vor kurzem vom Gesundheitsministerium veröffentlicht wurde. Die Studie gibt einen Überblick über die gesundheitliche Lage der Bevölkerung und die Gesundheitsversorgung in Österreich.
Nichtsdestotrotz gibt es Handlungsbedarf: Rund zwei Drittel der Menschen in Österreich leiden unter chronischen Krankheiten. Jede bzw. jeder Zweite verfügt über eingeschränkte Gesundheitskompetenz. Personen mit niedrigem Einkommen und formaler Bildung sind überdurchschnittlich betroffen. „Gesundheit darf keine Frage des Einkommens sein. Umso wichtiger ist es, dass wir mit der Gesundheitsreform die Versorgung mit Kassenärzt•innen verbessern und zusätzliche Mittel in Gesundheitsförderung und Prävention investieren“, betont Gesundheits- und Sozialminister Johannes Rauch.
Daten aus dem Gesundheitsbericht als Basis für Investitionsentscheidungen ins Gesundheitssystem
Der österreichische Gesundheitsbericht wird im Auftrag des Gesundheitsministeriums von der Gesundheit Österreich GmbH [GÖG] erstellt. Er beleuchtet die gesundheitliche Situation und die Versorgung der Menschen in Österreich, untersucht die Lebensbedingungen der Bevölkerung und zeigt Zusammenhänge mit der Gesundheit auf. Dadurch ermöglicht er datenbasierte Entscheidungen zu Investitionen ins österreichische Gesundheitssystem, zu Gesundheitsförderung und Prävention. Der aktuelle Bericht zeigt Entwicklungen seit dem Jahr 2005. Er bezieht sich auf Daten des Jahres 2019, in vielen Bereichen werden auch die Jahre 2020 und 2021 einbezogen.
Hohe Belastung in der Bevölkerung durch chronische Krankheiten
Die Lebenserwartung von Männern stieg im untersuchten Zeitraum von 2005 bis 2019 um 2,9 auf 79,5 Jahre, für Frauen um 2,0 auf 84,2 Jahre. Aufgrund der Covid-19-Pandemie sank die Lebenserwartung 2020 und 2021 bei Männern um 0,7 Jahre, bei Frauen um 0,5 Jahre.
Knapp 66 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren leiden an einer chronischen Erkrankung oder Gesundheitsproblemen. Sie sind großteils auf einen ungesunden Lebensstil zurückzuführen, etwa unzureichende Bewegung, eine unausgewogene Ernährung und Alkohol- sowie Nikotinkonsum. Zu den häufigsten chronischen Krankheiten und Gesundheitsproblemen in Österreich zählen unter anderem chronische Rückenschmerzen [26 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren], Allergien [20 Prozent], chronische Nackenschmerzen [20 Prozent], Arthrose [13 Prozent], chronische Kopfschmerzen [8 Prozent], Diabetes [6 Prozent], Depression [6 Prozent], chronische Bronchitis/ COPD [5 Prozent] sowie Asthma [4 Prozent].
Stellschraube Gesundheitskompetenz
In Summe führen chronische Erkrankungen dazu, dass Frauen derzeit 19,5 und Männer 16,4 Lebensjahre in mittelmäßiger bis schlechter Gesundheit verbringen. Insgesamt können männliche Neugeborene seit 2019 mit 63,1 Jahren, weibliche Neugeborene mit 64,7 Lebensjahren in guter Gesundheit rechnen. Das ist ein Anstieg von über sieben Jahren seit dem Jahr 1991.
Auch die Gesundheitskompetenz der Österreicherinnen und Österreicher – das Wissen, die Motivation und die Fähigkeit, gesundheitsbezogene Informationen zu finden, zu verstehen, zu bewerten und anzuwenden – ist nach wie vor ausbaufähig. Fast jede•r Zweite hat Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen und -angeboten. Besonders große Herausforderungen bestehen beim Umgang mit digitalen Informationen und bei der Navigation im Gesundheitssystem. Immerhin: Der Anteil der Menschen mit ausreichender bis ausgezeichneter Gesundheitskompetenz stieg seit 2011 von 48 Prozent auf 53 Prozent.
Einkommen und Bildung beeinflussen Gesundheitszustand maßgeblich
Die Studie zeigt auch den großen Einfluss von Einkommen und Bildung auf die Gesundheit. Personen mit geringer formaler Bildung oder niedrigem Haushaltseinkommen haben eine geringere Lebenserwartung und verbringen mehr Lebensjahre in mittelmäßiger oder schlechter Gesundheit. Sie sind häufiger chronisch krank, haben mehr Einschränkungen im Alltag und eine geringere Lebensqualität.
So haben Männer und Frauen mit Pflichtschulabschluss eine Lebenserwartung von 76,7 bzw. 82,7 Jahren, Personen mit Matura oder höherem Bildungsabschluss eine von 83,2 bzw. 86,4 Jahren. Dieser Unterschied ist vor allem auf einen ungünstigeren Lebensstil, eine benachteiligte Lebenssituation und eine geringe Inanspruchnahme von Früherkennung und medizinischer Versorgung zurückzuführen. Vorsorgeuntersuchungen werden derzeit insgesamt nur von rund 15 Prozent der Menschen genutzt – Tendenz leicht steigend.
„Als Gesundheits- und Sozialminister ist für mich klar: Es darf keine Frage des Einkommens oder des Bildungsabschlusses sein, ob ich ein langes, gesundes Leben führe. Gerade deswegen rüsten wir im Zuge der beschlossenen Gesundheitsreform nicht nur die medizinische Versorgung für die kommenden Generationen, sondern investieren jährlich 60 Millionen in Gesundheitsförderung und Präventionsprogramme.“, betont Gesundheitsminister Rauch.
Service
Den vollständigen 2. österreichischen Gesundheitsbericht können sie HIER als Pdf abrufen und downloaden.
(Bilder: AdobeStock (2x), BMSGPK/ Mona Heinrich)