Wie sportlich schätzen sich Frau und Herr Österreicher und wie sieht es mit dem Nachwuchs aus? Was glaubt die österreichische Bevölkerung, wer für die Kosten von Freizeitunfällen aufkommt? Zur Beantwortung dieser Fragen hat die Helvetia Versicherung das Marktforschungsinstitut IPSOS beauftragt. Die Studienergebnisse* werden ergänzt mit der Unfallstatistik der Sicherheits- und Unfallpräventionsinstitution KFV. Damit wird nicht nur die reine Statistik, sondern auch die repräsentative Einschätzung des Landes dargestellt. 2013 hat Helvetia erstmals eine repräsentative Umfrage zum Thema Unfallversicherung durchführen lassen und zieht einen punktuellen Zehnjahresvergleich.
Land der Berge
Fragt man die Bevölkerung, welcher sportlichen Aktivität regelmäßig nachgegangen wird, nennen 38 Prozent Wandern, Bergsteigen und Klettern. Auf Platz 2 folgt Fahrradfahren und Mountainbiken mit 35 Prozent, dicht dahinter liegt Schwimmen mit 34 Prozent. Nach Laufen [24 Prozent] und Fitnessstudio [21 Prozent] werden winterliche Disziplinen am Berg, Ski- oder Snowboard fahren [17 Prozent] genannt. „Damit erfüllen die Österreicherinnen und Österreicher auch das weitverbreitete Klischee. Im Land der Berge werden diese auch für die sportliche Erholung gerne genutzt – und zwar zu allen Jahreszeiten,“ berichtet Studienautor Mag. Alexander Zeh von IPSOS. Keiner regelmäßigen sportlichen Aktivität gehen übrigens 16 Prozent der Bevölkerung nach.
Befragt nach den sportlichen Vorlieben der Kinder schauen die Ergebnisse erwartungsgemäß anders aus: An erster Stelle steht hier das Fahrradfahren [18 Prozent], gefolgt von Schwimmen [17 Prozent] und Fußballspielen [14 Prozent]. Wandern, Bergsteigen und Klettern sind [immerhin] auf Platz vier [14 Prozent].
50/ 50 – die Hälfte ist unsportlich
Nur sieben Prozent schätzen sich als sehr sportlich ein, immerhin 41 Prozent als ziemlich sportlich. Im Umkehrschluss: Das halbe Land sieht sich als nicht sehr sportlich [37 Prozent] oder überhaupt nicht sportlich [14 Prozent]. „Wir haben auch einen Blick auf die Corona-Pandemie und deren Einfluss auf die sportliche Betätigung der Österreicherinnen und Österreicher geworfen – die erstaunlicherweise kaum verändert wurde. Die Mehrheit fühlt sich gleich fit, ein Viertel weniger und ein Fünftel sogar fitter als zuvor,“ erklärt Zeh die Studienergebnisse. Von jenen, die sich als halbwegs oder sportlich einschätzen, machen 50 Prozent zwei- bis viermal die Woche Sport, 20 Prozent einmal pro Woche und 20 Prozent fünfmal oder mehr.
Für viele fixer Bestandteil, für andere undenkbar: Sport und Urlaub. Der Großteil betreibt im Urlaub weniger [35 Prozent] oder gar keinen Sport [27 Prozent], wohingegen 26 Prozent gleich viel und zwölf Prozent sogar mehr Sport machen. In den Ferien dominiert klar mit 57 Prozent Schwimmen an erster Stelle, erneut gefolgt von Wandern und Klettern [45 Prozent].
Ein Drittel verzichtet häufig oder immer auf Helm & Co.
Wo Sport gemacht wird, besteht leider auch Verletzungsgefahr. „Fast zwei Drittel treffen jedes Mal oder sehr häufig Vorkehrungen, um Unfälle zu vermeiden – sei es mit Schutzausrüstungen wie Helmen oder Sicherheitsgeräten. Aber im Umkehrschluss sorgen etwas mehr als ein Drittel selten oder gar nicht vor“, berichtet Zeh.
Befragt, wo die häufigsten Unfälle passieren, ist das Bewusstsein innerhalb der Bevölkerung vorhanden. Fast die Hälfte nennt das Zuhause als Unfallhotspot [49 Prozent], gefolgt von Freizeitorten [29 Prozent] und dem Straßenverkehr [12 Prozent].
160.000 Sportunfälle pro Jahr
Wie wichtig Schutzausrüstung & Co sind, zeigen die Unfallzahlen für Österreich. Pro Jahr ereignen sich mindestens 160.000 Sportunfälle, die im Krankenhaus behandelt werden müssen. Besonders viele Unfälle ereignen sich beim Fußballspielen. Mit knapp 39.200 Verletzten liegt Fußball somit auf Platz 1 der häufigsten Sportunfallarten und damit vor dem alpinen Skilauf [22.800 Verletzte], diversen anderen Mannschaftsballsportarten [18.000 Verletzte] sowie Wandern, Klettern, Abenteuer mit 13.600 Verletzten im Jahr 2023.
„Besonders risikofreudig ist die Gruppe der jungen und `jung gebliebenen` Männer. Hier ist Selbstüberschätzung und oft mangelnde körperliche Fitness die Unfallursache,“ so KFV-Direktor Mag. Christian Schimanofsky. Positiv anzumerken ist, dass heutzutage viel mehr ältere Menschen regelmäßig aktiv Sport betreiben. Unfälle haben hier aber auch schwerere und nachhaltigere Auswirkungen, deshalb gilt gerade auf gute Vorbereitung und geeignete Schutzausrüstung zu achten.
Beunruhigend ist in Österreich nach wie vor die Zahl der tödlichen Unfälle beim Wandern/ Bergsteigen: 99 Menschen starben dabei in den Bergen im Jahr 2023. Für die kommenden Monate werden für Österreich auch leider wieder viele tödliche Ertrinkungsunfälle erwartet. Mit mindestens 51 Todesfällen im Jahr 2023 steigt diese Zahl aufgrund der geringeren Schwimmfrequenz der Österreicher•innen – und hier vor allem der Kinder und Senior•innen – an.
50 Prozent fürchten Autounfall
Vor welchen Unfällen hat die Bevölkerung die meiste Angst? Hier liegt der Autounfall mit 52 Prozent klar auf Platz 1, gefolgt vom Verunglücken im Urlaub [20 Prozent] und dem Haushaltsunfall mit 18 Prozent. „Die Diskrepanz zwischen Unfallhäufigkeit und Unfallängsten ist nachvollziehbar. Die Auswirkungen eines Autounfalls sind häufig dramatischer als jene im Haushalt, daher ist die Sorge davor höher, auch wenn die Wahrscheinlichkeit geringer ist,“ erläutert der Studienautor.
Vom Spielplatz bis zur Bergtour: Unfallprävention für die ganze Familie
Mit gezielten, unfallreduzierenden Maßnahmen können viele Unfälle schon im Vorfeld verhindert werden. Eine gute Ausbildung, Training, Schutzausrüstung, aber auch eine ablenkungsfreie Sportausübung sind entscheidend. „Gerade Ablenkung ist beim Sport, im Haushalt und in der Freizeit Unfallursache Nummer 1. Daher Nebentätigkeiten vermeiden und vor allem: Handy weg und vollen Fokus auf den Sport,“ so Schimanofsky.
Wer zahlt den Wanderunfall?
Nachdem Wandern, Klettern und Bergsteigen die liebsten Freizeitbeschäftigungen sind, stellt sich die Frage, wer für die Folgekosten einer verunglückten Wandertour aufkommt. „Verglichen mit den Ergebnissen vor zehn Jahren, sind die Wissenslücken immer noch vorhanden,“ stellt MMag. Andreas Gruber, Vorstand Schaden-Unfall bei Helvetia, fest. 43 Prozent [2013: 39 Prozent] der Österreicherinnen und Österreicher geben an, dass die Krankenkasse für die Folgekosten aufkommt. „Diese deckt jedoch nur die akute medizinische Versorgung ab. Sämtliche langfristigen Folgen und alle Kosten abseits der medizinischen Behandlung im Spital oder beim Hausarzt sind nicht automatisch inkludiert,“ klärt Gruber auf. Gemeint sind damit Bergungskosten, aber auch Folgekosten wie Reha und Therapien bis hin zu Invaliditätsrenten oder Umbaukosten aufgrund von dauerhaften körperlichen Beeinträchtigungen.
Die Durchdringung bei privater Unfallversicherung ist im Zehnjahresvergleich von 45 auf 53 Prozent leicht gestiegen. „Gleichzeitig bedeutet dies, dass immer noch 47 Prozent der Österreicher•innen nicht vor Folgeschäden eines Unfalls abgesichert sind. Das ist ein existenzielles Risiko,“ fasst Gruber zusammen. Befragt, warum keine private Vorsorge getroffen wurde, gibt ein knappes Drittel an, dass die gesetzliche Absicherung reichen müsse und weitere 31 Prozent, dass sie sich mit dem Thema noch nicht befasst haben. „Hier ist absolute Beratung gefordert. Mit einer vergleichsweisen geringen Prämie können hohe und langfristige Folgen abgesichert werden. Daher ist es wichtig, die eigenen Gewohnheiten und die der Familie zu hinterfragen und das richtige Unfallprodukt zu wählen“, appelliert Gruber.
* Über die Studie
Auftraggeber: Helvetia Versicherungen AG
Marktforschungsinstitut: IPSOS
Zielgruppe: Versicherungsfähige Bevölkerung in Österreich, 18-70 Jahre
Methode: Quantitative Online-CAWI-Befragung
Sample: N=1.000
Feldzeit: 08.03. – 21.03.2024
Eine Präsentation der wichtigsten Ergebnisse der Studie können sie HIER als Pdf downloaden.
(Bilder: AdobeStock)