Snacks und Knabbereien wie Chips, Salzstangen und Nüsse sind [nicht nur] für viele Fußballfans fixer Bestandteil eines gelungenen Fernsehabends. Im Vorfeld des Starts der Fußball-Europameisterschaft am 14. Juni hat der Verein für Konsumenteninformation [VKI] für 46 Snackprodukte des Handels die Nährwerte erhoben und anhand des Nutri‑Scores miteinander verglichen.
Untersucht wurden unter anderem Kartoffel-, Gemüse- und Tortilla-Chips, Popcorn, Nüsse, Salz- und Gebäckstangen sowie Erdnuss-Flips, darunter auch neun zertifizierte Bioprodukte. Im Gesamtergebnis schnitten acht Produkte mit einem Nutri-Score von „A“ ab, ein Produkt wurde als „B“ eingeordnet, acht weitere Snacks erreichten ein „C“, 16-mal wurde ein „D“ festgestellt und 13 Knabbereien konnten nur mit „E“ bewertet werden.
Der Nutri-Score
Vereinfacht ausgedrückt ist der Nutri-Score eine „Lebensmittel-Ampel“, die Konsumentinnen und Konsumenten Hinweise darauf geben soll, wie günstig oder ungünstig die Nährwerte eines Lebensmittels sind, ohne dass sie sich in klein gedruckte Zutatenlisten vertiefen müssen. Grundlage für die Berechnung des Nutri-Scores ist das Verhältnis von positiven Bestandteilen [Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Ballaststoffe, Eiweiß] zu ungünstigen Inhaltsstoffen [Zucker, gesättigte Fettsäuren, Salz]. Auch der Kaloriengehalt eines Lebensmittels wird in die Bilanz mit einbezogen. Der Score reicht von einem sattgrünen A [höchste Nährwertqualität] bis zu einem tiefroten E [niedrigste Nährwertqualität].
Der Nutri-Score ist insbesondere für die Kennzeichnung von verarbeiteten und verpackten Lebensmitteln gedacht. Auf diese Weise lassen sich Zuckerbomben und Fettfallen schnell erkennen und Lebensmittel innerhalb einer Produktkategorie gut vergleichen.
Nicht alles, wo „Hülsenfrüchte“ drauf steht ist empfehlenswert
Unter den acht Produkten, die im aktuellen Test mit der besten Bewertung [Nutri-Score „A“] abschneiden konnten, waren fünf Snacks auf Basis von Hülsenfrüchten [wie zum Beispiele Linsen, Erbsen und Kichererbsen] vertreten. Sie konnten mit einem niedrigeren Salzgehalt und einem hohen Eiweiß- und Ballaststoffgehalt punkten.
„Doch Achtung, nicht alle Snacks auf Basis von Hülsenfrüchten sind automatisch empfehlenswert“, betont VKI-Ernährungswissenschafterin Teresa Bauer. „Gerade bei Knabbersnacks aus Hülsenfrüchten gibt es je nach Salzgehalt und Hülsenfrucht-Anteil eine große Bandbreite.“ Der Nutri-Score reicht hier von „A“ [zum Beispiel Natural Crunchy Green Pea Balls Peanut, Share Bio Linsen Chips Meersalz], über „C“ [Kelly’s Linsenchips, Vaya Bean Salt Snack] bis hin zu „D“ [Snack Fun Hummus Chips Sweet Chili, Kelly’s Protein-Chips Sweet BBQ Style].
Erwartungsgemäß schneiden Kartoffel-Chips aufgrund ihres Salz- und Fettgehaltes weniger gut ab. Bis auf ein Produkt wurden diese mit dem Nutri-Score „D“ bewertet. Ernüchternd fiel auch die Bilanz zu den Gemüse-Chips aus. Diese fielen ebenfalls in die Kategorie „D“. „Gemüse-Chips enthalten meist viel Fett und Salz“, erklärt Teresa Bauer. „Dazu kommt der Zuckergehalt. Denn beim Frittieren verdunstet Wasser, wodurch sich der im Gemüse natürlich vorkommende Zucker konzentriert.“
Welche Snacks sind gesund?
Der Großteil der Produkte mit Nutri-Score A basiert auf Hülsenfrüchten wie Linsen, Erbsen und Kichererbsen. Sie hatten im Vergleich einen niedrigeren Salzgehalt als andere Produkte [≤ 1,2g/ 100g] und einen hohen Anteil an Hülsenfrüchten. Und das wirkt sich positiv auf den Nutri-Score aus, denn Linsen, Bohnen und Co liefern dem Körper unter anderem wichtiges Eiweiß und Ballaststoffe.
Ebenso Unterschiede gibt es beim Popcorn: Wer es selbst im Topf mit wenig Öl und Salz zubereitet, erhält einen Snack mit dunkelgrünem Nutri-Score, während Popcorn für die Mikrowelle oder fertig gepopptes Popcorn im Packerl meist einen Nutri Score von C bis E aufweist. In Mikrowellenpopcorn ist außerdem oft noch Palmöl zu finden, teils auch in fertig gepopptem Popcorn.
Knabbereien im Mittelfeld
Nüsse gelten generell als gesunde Lebensmittel, da sie reich an Eiweiß und Ballaststoffen sind und gesunde ungesättigte Fettsäuren enthalten. Im Snack-Sortiment muss man bei Nuss-Produkten jedoch genau hinsehen, denn nicht jede Variante ist gleich empfehlenswert: Am gesündesten sind Nüsse, die nicht gesalzen sind und denen auch kein Fett oder andere Zutaten [Zucker, Honig und Co] zugesetzt wurden – diese sind durchaus als gesunde Knabberei in kleinen Mengen zu empfehlen [25 g pro Tag]. Snackfans können auch gerne bei den unterschiedlichen Nusssorten durchwechseln.
Geröstete und gesalzene Nüsse haben durch den Salzzusatz meist Nutri-Score C und finden sich im gelben Bereich der Lebensmittelampel wieder. Empfehlenswert ist es, bei gesalzenen Nüssen die Salzgehalte zu vergleichen und jene Produkte auszusuchen, die einen geringeren Salzgehalt aufweisen. Mit Teig umhüllte Nüsse, wie etwa NicNacs, haben durch einen hohen Fett- und Salzgehalt meist Nutri-Score E, in der Teigummantelung steckt außerdem oft Zucker.
Klassische Kartoffelchips und Snacks auf Kartoffelbasis fallen meist in die Nutri-Score-Kategorie D. Ebenso Gemüsechips, sie enthalten meist viel Fett und Salz und sind somit keine gesündere Variante zu Kartoffelchips. Durch den Wasserverlust beim Frittieren konzentriert sich zudem der natürlicherweise im Gemüse enthaltene Zucker, was sich ebenfalls negativ auf den Nutri-Score auswirkt.
Mit Maß und Ziel
Grissini und andere Gebäckstangen überraschen mit ihrem Ergebnis. Diese Snacks kommen je nach Zusammensetzung auf einen Nutri-Score von „C“ bis „E“. Besonders der Salzgehalt ist hier ein Thema, so enthalten etwa die Grissini Torinesi der Marke „Roberto“ fast doppelt so viel Salz wie reguläre Kartoffel-Chips.
„Knabbereien mit einem nicht so günstigen Nutri-Score sollten idealerweise nur in Maßen gegessen werden“, so Bauer abschließend. „Letztlich sind die Menge und Regelmäßigkeit entscheidend. Lieber seltener eine kleine Portion essen, dafür umso mehr mit Genuss und dann auch ohne schlechtes Gewissen.“
Fazit
Knabbersnacks sind in der Regel sehr salzreich und tragen damit zu unserer Salzaufnahme bei. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt eine tägliche Salzaufnahme von maximal fünf Gramm. Wer gesündere Snacks essen möchte, sollte jedenfalls die Salzgehalte vergleichen: Innerhalb einer Produktkategorie kann es Unterschiede von 100 Prozent und mehr geben. Grob gesagt: Je geringer der Salz- und Kaloriengehalt, desto besser – und desto besser auch der Nutri-Score insgesamt.
Die vermeintlich gesünderen Gemüsechips oder auch Chips auf Basis von Hülsenfrüchten sind oft nicht gesünder als herkömmliche Knabberprodukte.
Bei Auslobungen wie „leicht“, „30 % weniger Fett“, „gebacken nicht frittiert“, „im Ofen gebacken“, „gepoppt nicht frittiert“ und Co könnte man annehmen, dass es sich um gesündere Knabbereien handelt. Doch auch diese scheinbar gesünderen Produkte haben oft einen Nutri-Score von D, sind also nicht empfehlenswerter als vergleichbare Knabberprodukte ohne diese Auslobungen. Das Problem: Trotz verringertem Fettanteil können die Produkte weiterhin sehr fettreich sein, auch über den Salz- und Zuckergehalt sagen solche Auslobungen nichts aus.
Egal ob aus Kartoffeln, Gemüse oder Hülsenfrüchten – Knabbereien sollten in Maßen gegessen werden. In der Ernährungspyramide befinden sie sich in der Spitze, gehören also zu den „Extras“, die nur gelegentlich und nicht in großen Mengen konsumiert werden sollten.
Service
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