Der Winter hat Österreich fest im Griff. Seit wenigen Tagen sind die Temperaturen in den zwei-stelligen Minusbereich gerutscht und haben – so die Vorhersagen – die Absicht, dort so lange wie möglich zu bleiben. „Die Gefahr von Erfrierungen droht bereits ab einer Temperatur von minus fünf Grad. Bei Wind kann der Körper aber schon vorher Schaden nehmen“, sagt Wolfgang Schreiber, Chefarzt des Österreichischen Roten Kreuzes. Wer trotz der Kälte mit eisigem Dauerfrost hinaus muss, sollte sich gut schützen und einige Dinge beachten.
Sich schonen, eincremen und anziehen wie die Zwiebel
Grundsätzlich gilt es, Überanstrengung zu vermeiden, um Herz und Kreislauf nicht unnötig zu belasten. „Wer länger im Freien ist sollte Fettcreme auf unbedeckte Körperstellen auftragen und keine engen Schuhe tragen. Bei der Kleidung nach dem Zwiebelprinzip mehrere Schichten anziehen und wenn nötig zu Thermo-Unterwäsche greifen.“ Wichtig ist es, Kopf, Füße und Hände warm zu halten, denn über die Extremitäten geht am meisten Körperwärme verloren.
Wenn es extrem kalt ist, verengen sich die Gefäße, weniger Blut fließt durch das Gewebe und die Gliedmaßen kühlen aus. Dauert das länger an, kommt es zu Schäden. Erste Anzeichen für Erfrierungen sind ein prickelnder Schmerz in Fingern und Zehen, Gefühllosigkeit und Verfärbungen. „Wenn der Gesamtorganismus zu stark abkühlt kann es zu Bewusstlosigkeit kommen“, sagt Schreiber. „Dann besteht sogar Lebensgefahr.“
Wärm (auf-) suchen – innen und außen
Die beste Maßnahme wäre, ins Warme zu gehen, sich in Decken einzuwickeln, einen windstillen Ort aufzusuchen. „Nicht hilfreich sind Massagen oder das Abreiben des Körpers“, sagt Schreiber. „Trinken Sie warme, gezuckerte, alkoholfreie Getränke – zum Beispiel Tee. Die weit verbreitete Annahme, dass alkoholische Getränke den Körper von innen wärmen, ist falsch: Alkohol weitet die Gefäße. So wird die Hautoberfläche stärker durchblutet und der Körper verliert Wärme.“ Besonders gefährlich ist extreme Kälte für ältere und kranke Menschen, sowie jene, die auf der Straße leben. Schauen sie deshalb hin und holen sie Hilfe, wenn jemand in Gefahr ist.
Kälte-Tipps für Haus oder Wohnung
Aber nicht nur wir selbst können bei extremer Kälte Schaden davon tragen, auch Häuser oder Wohnungen sollten auf die niedrigen Temperaturen vorbereitet werden:
- Drehen sie die Hauptwasserhähne ab, wenn sie ihr Eigenheim länger als 24 Stunden verlassen.
- Lassen sie keinesfalls Fenster (auch Dachfenster) geöffnet oder gekippt.
- Heizen sie ausreichend.
- Lüften sie ihr Eigenheim oder Wohnung nur kurz – Stichwort „Stoßlüften“
- Umwickeln sie exponierte Leitungen, zB im Kellerbereich, gegebenenfalls mit alten Decken.
- Wenn sie Außenleitungen noch nicht entleert haben, entleeren sie diese jetzt!
Kälte-Tipps für das Auto
Und nicht zuletzt sollten Autofahrer ein paar Vorkehrungen treffen, damit es in der Eiseskälte nicht zu unliebsamen Überraschungen kommt:
- Parken sie ihr Auto in einer Garage oder, wenn dies nicht möglich ist, an einem windgeschützten Platz.
- Achten sie darauf, dass im Kühler genügend Frostschutzmittel vorhanden ist.
- Kontrollieren sie ihre Scheiben-Waschanlage und füllen sie gegebenenfalls Scheibenfrostschutz nach.
- Gegen den Frost auf der Windschutzscheibe hilft eine Isofolie bzw. stellen sie die Scheibenwischer auf, damit diese nicht anfrieren.
No-Go: Zugefrorene Scheiben mit heißem Wasser enteisen. Durch die extremen Temperaturunterschiede können die Scheiben nämlich springen und im schlimmsten Fall sogar einen Scheibentausch unumgänglich machen.
Tipp: Verwenden sie bei zugefrorenen Autoscheiben Eiskratzer oder spezielle Sprays zum Enteisen der Scheiben. Wichtig ist, dass die gesamte Scheibe gereinigt wird, und nicht nur ein „Guckloch“ – zum einen ist es sehr gefährlich, so zu fahren, und zum anderen kann dies zu Strafen oder Problemen mit der Versicherung führen. Damit die Scheiben während der Fahrt nicht einfrieren, sollte das Heizungsgebläse für die Windschutzscheibe eingeschaltet werden. - Behandeln sie die Türgummis mit speziellen Fettcremen oder im Fachhandel erhältlichen Sprays.
No-Go: Zugefrorene Türdichtungen mit Gewalt aufreißen, da so die gesamte Dichtung aus der Verankerung gerissen werden kann.
Tipp: Am besten im Vorfeld die Türdichtungen mit Fettcremen oder speziellen Türdichtungscremen einreiben. So kann dieses Problem leicht vermieden werden. Wenn die Türe aber tatsächlich eingefroren ist, so bleibt nur der Einstieg über eine andere Fahrzeugtüre oder die Benutzung von Enteisungssprays. Allerdings sollten dabei nur Produkte verwendet werden, die den Gummi der Türdichtung nicht angreifen. - Ein Türschlossenteiser spart Zeit und Nerven bei eingefrorenen Autotürschlössern.
No-Go: Den Schlüssel mit dem Feuerzeug anwärmen. Durch die extreme Hitze des Feuers können der Schlüssel oder der Transponder (Chip zur Startfreigabe) kaputt werden.
Tipp: Autolenker sollten Türschloss-Enteiser stets mitführen, allerdings in der Jackentasche/ Handtasche und nicht im Auto aufbewahren. Solche Sprays tauen ein eingefrorenes Schloss schnell wieder auf, und die Fahrt kann begonnen werden. - Passen sie bei länger anhaltender Kälte den Reifendruck an – speziell bei langen Autofahrten und schwer beladenen Fahrzeugen.
- Motor warmlaufen lassen
No-Go: Nicht nur, dass dadurch die Umwelt unnötig belastet wird, drohen auch Geldstrafen.
Tipp: Moderne Motoren müssen nicht minutenlang warm laufen, sondern sind sofort einsatzbereit. Wichtiger ist, dass im Vorfeld der Kältewelle die Batterie auf ihre Leistungsfähigkeit überprüft wird, damit böse Überraschungen ausbleiben. - Verbraucher reduzieren
No-Go: Sämtliche Verbraucher wie Heckscheibenheizung, Sitzheizung- oder Lenkradheizung ständig laufen lassen
Tipp: Sobald die Hände warm sind oder die Heckscheibe enteist, sollten Stromverbraucher auch wieder ausgeschalten werden, da es die Batterie unnötig belastet. Durch den hohen Stromverbrauch kann besonders bei Kurzstrecken die Lichtmaschine nicht ausreichend nachladen, wodurch die Leistungskapazität der Batterie eingeschränkt ist.
Service
Diverse Wetter-Apps checken in regelmäßigen Zeitabständen ihren aktuellen Aufenthaltsort und prüfen, ob für diese Position Wetterwarnungen wie Gewitter, Sturm, Hagel, etc. vorliegen. Ist das der Fall, erhalten die User automatisch eine Benachrichtigung auf ihr Smartphone.
Und HIER finden sie auch noch weitere Tipps gegen das Frieren bei extremer Kälte.
(Bilder: Pixabay.com (2x), ARBÖ)