„Früher war alles besser.“ Wer kennt ihn nicht, diesen Spruch. Wenn man jetzt aber mal das „Bild des Alters“ an sich hernimmt und vergleicht, spätestens dann merkt jede/r, dass auch dieser Allgemeinsatz nicht stimmt. Früher, also vor 40-50 Jahren, galt man mit dem Eintritt in die Pension als alt und somit gleichzeitig als gebrechlich. Zum Glück hat sich dieses „Bild des Alters“ mittlerweile geändert. Oder doch nicht?
#AlterNEUdenken
Um es kurz zu machen: wir, also die Menschen an sich, werden ständig älter. Aber nicht nur das: die „gewonnenen“ Lebensjahre verbringen wir so gesund und zufrieden wie keine Generation vor uns. Und mit dem Mehr an Lebensjahren verändert sich auch das Bild des Alters in unserer Gesellschaft – zwar langsam, dafür aber umso unaufhaltsamer.
Zu spüren und zu sehen ist es praktisch überall: sei es die Schriftstellerin, die mit 67 ihren ersten Roman veröffentlicht; sei es der 93 Jährige Schwimmlehrer, der Millionen Views auf YouTube hat; sei es der 78 jährige ehemalige Tischlermeister, der seine Doktorarbeit in Kunstgeschichte einreicht; seien es Musiker, die mit einem Durchschnittsalter von weit über 70 jedes Stadion weltweit locker zwei mal füllen – Stichwort Rolling Stones; sei es das nächste Modell einer Modekette, die mit 72 ihren ersten Modellvertrag abschließt – noch sind das alles Beispiele, die ein wenig Erstaunen oder sogar Bewunderung hervorrufen. Aber von Tag zu Tag werden solche Beispiele „normaler“.
#AlterNEUdenken
Man kann auch sagen, dass das Alter an sich mehr und mehr seinen falschen Schrecken verliert. Stereotype wie „alt sein heißt gebrechlich sein“ verschwinden, und der demografische Wandel wird immer mehr als Chance gesehen. Als Chance und vielmehr auch schlicht als Tatsache, dass in der letzten Lebensphase noch ganz viel geht, dass es alles andere als „vorbei“ ist.
Nicht zuletzt dank der Wissenschaft, besserer Hygiene, gesünderer Ernährung, besseren Bildung und Arbeitsbedingungen, etc. bleiben wir länger jung und werden später alt. Oder anders formuliert: wir haben mehr Lebensjahre zur Verfügung als die Generationen vor uns. Und diese Jahre sind viel besser, als wir befürchten. Sie sind gesünder, zufriedener, erfüllter und selbstbestimmter als die unserer Vorfahren. Im Gegenteil: Die Frage wird künftig eher lauten „Wie die gewonnene Zeit nutzen und genießen?
#AlterNEUdenken
Seit 1960 ist die Lebenserwartung in Österreich um rund zwölf Jahre auf mittlerweile über 80 Jahre gestiegen. Und sie steigt nach wie vor Jahr um Jahr. Mädchen, die heute geboren werden, haben eine mehr als 50-prozentige Chance, älter als 100 Jahre alt zu werden.
Das heißt, wir haben nach der Pensionierung durchschnittlich noch ungefähr 20 Jahre vor uns – einen Lebensabschnitt, der länger als unsere Kindheit und Jugend ist. Und dieser Abschnitt soll „Lebensabend“ heißen?! Das geht sich, salopp formuliert, nicht mehr aus. Denn die heute 70-Jährigen sind körperlich und geistig in manchen Bereichen sogar so fit wie die 50-Jährigen der vorangegangenen Generation.
Die heutigen Alten sind leistungsfähiger, fühlen sich wohler, sind physisch wie psychisch stabiler und seltener traurig. Zugenommen haben auch die verbalen Fähigkeiten, nummerisches sowie induktives und schlussfolgerndes Denken – fast magisch wie bei einem Jungbrunnen… 😉
#AlterNEUdenken
Spätestens die Generation der Babyboomer wird für sich in Anspruch nehmen, das Alter bunt statt grau zu definieren, ihm seine Stärken zubilligen, seine Würde und auch seine ihm eigene Schönheit. Sie werden auch mit Klischees aufräumen, die verheerenden Schaden anrichten können.
So haben Studien ergeben, das Menschen, die ein negatives Bild vom Altern haben, im Durchschnitt um 7,6 Jahre früher starben als jene, die das Altern positiv wahrnahmen. Dass zudem viel von unserer Lebensweise abhängt, zeigen Zwillingsstudien aus Dänemark. Diese zeigen nämlich, dass nur zu 25 Prozent unsere Gene darüber entscheiden, wann wie sterben. Die restlichen 75 Prozent haben wir sozusagen selbst in der Hand.
#AlterNEUdenken
Genauso, wie wir unsere Lebensweise selbst in der Hand haben, genauso gilt es, seine letzte Lebensphase aktiv zu gestalten. Wer sein Leben nur auslaufen lässt, verschenkt die gewonnenen Jahre. Man sollte vielmehr offen für neue Dinge sein, neugierig und wissbegierig.
Kreuzworträtsel zu lösen, Sudokus auszufüllen oder einen Kurs in einer Erwachsenenbildungseinrichtung zu belegen, mag da nicht reichen. Auch unser Gehirn braucht ständig neue Nahrung, um nicht das Lernen zu verlernen. Beispielsweise eine neue Sprache oder ein Instrument erlernen, neuen Hobbys nachgehen, sich freiwillig in einem Verein engagieren, den eigenen Talenten Raum und Möglichkeit geben, sich neue Horizonte erschließen – vieles wirkt. Und es darf, nein es soll auch Spaß machen.
Zum „gelungenen Altern“ gehört aber nicht nur unser Geist. Auch unser Körper will durch regelmäßige Bewegung und Sport gefördert und gefordert werden. Und als dritte Säule sind nicht zuletzt enge soziale Kontakte zu Familie und Freunden wichtig, um etwaige Einschränkungen und Krankheiten hinauszuzögern. Studien schätzen, dass sich zB das Demenzrisiko um etwa ein Drittel senken lässt durch geistige, körperliche und soziale Aktivitäten.
#AlterNEUdenken
Den Schatz der geschenkten Lebenszeit gilt es zu heben. Nur Kreuzfahrten, das wäre das Ende, das widerspricht der Natur des Menschen. Letztlich geht es nicht darum, wie alt man ist, sondern WIE man alt ist. Und hier gilt: je aktiver desto gesünder. Der Rest liegt an ihnen 🙂
In diesem Sinn: allen ein gutes und gesundes Jahr 2019!
(Bilder: Pixabay.com)