Wenn man mit alten Leuten spricht, hört man sehr oft Sätze wie „jetzt bin ich dann bald mal der oder die letzte aus meinem Freundeskreis„. Immer mehr Freunde, Bekannte, Nachbarn oder Verwandte im hohen Alter sterben einem buchstäblich vor der Nase weg, man vereinsamt. Aber sind ältere Menschen wirklich einsamer als jüngere?
Einsamkeit ist ein subjektives Gefühl und kann depressiv machen
Studien zeigen, dass entgegen landläufiger Meinung Ältere nicht unbedingt einsamer als jüngere Menschen sind. Viele Senioren empfinden ihre Kontakte als ausreichend und vor allem auch bereichernd. Diese Studien zeigen aber auch, dass jede/ r zehnte über 65-Jährige unter Einsamkeit tatsächlich leidet. Unter den 70- bis 85-Jährigen beschreiben immer noch sieben Prozent ihre sozialen Kontakte als nicht ausreichend oder nicht tiefgehend genug.
Wenn man nun postuliert, dass die Lebensumstände der befragten Personen grosso modo gleich sind, kommt man zu dem Schluss: Einsamkeit ist immer ein subjektives Gefühl, mit dem die einen gut bzw. besser und die anderen schlechter bzw. überhaupt nicht umgehen können. Schlimm wird es dann, wenn hinter einer gedrückten Grundstimmung eine Depression steckt.
Typische Anzeichen für eine Depression können sein
- Rückzug von der Außenwelt
- soziale Kontakte geben keinen Halt, sondern strengen an
- Ständiges Grübeln, wobei die Gedanken immer um dieselben belastenden Themen kreisen
- (unerklärbare) Schuldgefühle
- keine Freude mehr an einst geliebten Hobbys
- innere Leere, Hoffnungslosigkeit, antriebslos
- Gedanken an den Tod, der als „Erlösung“ von diesem Zustand gesehen wird
- Schlafprobleme
- Appetitlosigkeit
Wenn eine oder mehrere Aussagen auf sie zutreffen, sollten sie unbedingt mit ihrem Arzt darüber sprechen. Depressionen sind nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Ihr Arzt hilft ihnen und kann ihre Depression je nach Schwere auch medikamentös behandeln.
Alleinsein – die Dauer macht den Unterschied
Jede und jeder von uns fühlt sich immer wieder mal allein und verlassen, sprich einsam. Aber im Normalfall vergeht dieses Gefühl nach einiger Zeit wieder, und die Lebensfreude kehrt zurück.
Bei einsamen Menschen findet die Lebensfreude allerdings keinen Einzug mehr in ihr Leben. Das Gefühl der Einsamkeit quält sie dauerhaft. Schlimmer noch: Die emotionale Qual wird oft noch zusätzlich von Angstattacken oder Depressionen begleitet, sodass mittelfristig Blutdruck und Sterberisiko steigen.
Stellt sich die Frage nach den Auslösern derart gefährlicher Gemütslagen. Erwiesen ist: Armut und Krankheit fördern den seelischen Druck. Auch der Tod eines langjährigen Partners gilt als extremer Stressfaktor. Nur wie soll man aus diesem Teufelskreis einen Weg heraus finden? Denn aufhalten oder gar zurück drehen kann man das Rad der Zeit nicht.
Sich ablenken und neue Kontakte knüpfen
Nachhaltig gegen Einsamkeit hilft: Sich ablenken, die Nähe vertrauter Menschen suchen oder überhaupt neue Kontakte knüpfen kann ein guter Rat sein, um sich wieder mehr zugehörig zu fühlen. Doch nicht jedem hilft das in seiner Not, denn viele einsame Menschen sind tief in ihren Gefühlen verstrickt. Da wird das sich Eingestehen oftmals schon zu einer riesigen Hürde.
Ein erster Schritt in Richtung mehr Offenheit ist, sich zunächst mal zu überlegen, warum man sich im Grunde allein gelassen fühlt. Manchmal liegt es „nur“ an (zu) hohen Erwartungen, die sich nicht erfüllen – die eigenen Kinder kommen nicht so oft zu Besuch, wie man es sich wünscht; oder der Hund ist gestorben, und das tägliche Gassigehen entfällt; oder ein krankes Knie hindert eine/ n daran, die Kegel- oder Kartenspielgruppe zu besuchen – da kann es schon mal schwer fallen, positiv zu bleiben.
Aber warum nicht mal mit dem Sohn/ der Tochter/ den Enkelkindern skypen, wenn sie nicht kommen (können)? Warum nicht mal die Nachbarn fragen, ob sie mit ihrem Hund gassi gehen können? Warum nicht mal die Sport- oder Spielgruppe zu sich nach Hause einladen, wenn man selbst grad nicht so mobil ist? – Unterm Strich gilt es, kreativ zu sein und sich nicht in Selbstmitleid zu suhlen. Durchbrechen sie alte, eingefahrene Muster und stellen sie sich der Herausforderung. Denn wie heißt es so treffend: Viele Wege führen nach Rom – und in diesem Fall raus aus der Einsamkeit!
Teufelskreis Einsamkeit
Menschen, die trotz ihrer Einsamkeitsgefühle dem Leben noch Positives abgewinnen, gebührt größter Respekt. Tief in sich gefangen, schaffen das viele nicht mehr. Sie nehmen sich als nutzlos wahr, ziehen sich weiter zurück und begegnen anderen immer misstrauischer – spätestens dann schnappt die Einsamkeitsfalle endgültig zu.
Wer darin gefangen ist, braucht professionelle Hilfe, etwa in Form einer Psychotherapie. Ratsuchenden, die diesen Weg scheuen, können sich aber auch jederzeit an soziale Einrichtungen wie Volkshilfe, Hilfswerk, die örtliche Pfarre oder Caritas wenden.
Oder rufen sie bei der Telefonseelsorge unter 142 oder dem Psychosozialen Notdienst unter 01/ 31 330 an. Dort sitzen Menschen, die ihnen zuhören und ihnen weiter helfen – 24h am Tag, sieben Tage die Woche!
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