Axon Neuroscience SE, kurz Axon, ist ein branchenführendes, im klinischen Stadium tätiges Biotech-Unternehmen. Einer der Schwerpunkte des Unternehmens liegt in der Forschung und Entwicklung von Impfstoffen zur Behandlung und Prävention der Alzheimer-Krankheit. Wie vor kurzem in der renommierten Fachzeitschrift Nature Aging veröffentlicht, hat der von Axon entwickelte Tau-Impfstoff AADvac1 in einer Phase-II-Studie bei Patientinnen und Patienten mit leichter Alzheimer-Erkrankung krankheitsmodifizierendes Potenzial bewiesen.
Phase-II der ADAMANT-Studie
Der Artikel mit dem Titel „ADAMANT: a placebo-controlled randomized phase 2 study of AAADvac1, an active immunotherapy against pathological tau in Alzheimer’s disease“ [Übersetzung: ADAMANT: eine Placebo kontrollierte randomisierte Phase-2-Studie von AADvac1, einer aktiven Immuntherapie gegen pathologisches Tau bei Alzheimer] erschien in der Juni-Ausgabe von Nature Aging.
Die klinische Phase-II-ADAMANT-Studie wurde als 24 Monate lange randomisierte, Placebo kontrollierte, doppelblinde, multizentrische Studie mit parallelen Gruppen konzipiert, um die Sicherheit und Wirksamkeit von AADvac1 bei Patientinnen und Patienten mit leichter Alzheimer-Krankheit zu bewerten. Wie Axon berichtet, gab es keinen Unterschied bei der Inzidenz und Art unerwünschter Wirkungen zwischen Verum- und Placebogruppe. Dies bestätigt das allgemeine gute Sicherheitsprofil von AADvac1, das bereits in früheren klinischen Studien nachgewiesen wurde.
Das primäre Ziel der aktuellen Studie war die Sicherheit des Impfstoffes. Die sekundären Ziele waren die Bewertung der Immunogenität [die Eigenschaft eines Stoffes, im menschlichen Körper eine als Immunantwort bezeichnete Reaktion des Immunsystems auszulösen], der Wirksamkeit anhand der klinischen Ergebnisse und wichtiger Biomarker für die Neurodegeneration. 196 Patientinnen und Patienten in acht europäischen Ländern haben an der Studie teilgenommen.
AADvac1 sicher und gut verträglich
Der Axon-Impfstoff ist eine Immuntherapie, die das Immunsystem des Körpers nutzt, um spezifische Antikörper zu produzieren. In der Phase-II-Studie erwies sich die Behandlung als hochwirksam bei der Induktion einer robusten Immunantwort: 98,2 Prozent der Patient•innen erzeugten Antikörper gegen pathologisches Tau. Der Befund steht im Einklang mit früheren Beobachtungen in der Phase-I-Studie und unterstützt eine ausgezeichnete Immunogenität in dieser Population. Die vom Impfstoff gezeigte außergewöhnliche Tau-Antikörper-Antwort ist besonders wichtig bei der Behandlung älterer Menschen.
Eine statistisch höchst signifikante Wirkung wurde auf die Neurodegeneration und den neuronalen Verlust beobachtet, wozu im Blut die Neurofilament-Leichtkette [NfL] gemessen wurde. Es zeigte sich eine deutliche Verlangsamung des erwarteten Anstiegs von NfL bei den mit AADvac1 behandelten Patient•innen, was über zwei Jahre hinweg eine Veränderung von 12,6 Prozent vom Ausgangswert aus gegenüber 27,7 Prozent bei Patient•innen mit Placebo zeigte. Dies deutet darauf hin, dass AADvac1 das Fortschreiten des neurodegenerativen Prozesses auf ein Niveau verlangsamt, das in der Regel eher bei gesunden Personen beobachtet wird. [1]
NfL ist ein Biomarker, der die Auswirkungen auf die Neurodegeneration bei Patient•innen mit Alzheimer, Multipler Sklerose und anderen neurologischen Erkrankungen verfolgt und überwacht.
Überzeugende Trends wurden bei den behandelten Patient•innen durch eine Reduktion von drei separaten, für die Cerebrospinalflüssigkeit [CSF] bei Alzheimer-Patient•innen spezifischen Biomarkern, beobachtet, darunter zwei Varianten von pathologischen Tau [Phospho-Tau181 und Phospho-Tau217]. Trotz einer geringeren Stichprobengröße der Patient•innen war die nachgewiesene Wirkung groß. Dies deutet stark darauf hin, dass AADvac1 erfolgreich dabei ist, das Fortschreiten der Tau-Pathologie zu verlangsamen.
Die klinische Demenzbewertung erfolgt anhand der Summe von angekreuzten Kästchen, einer Mini-Untersuchung des geistigen Zustands sowie der Aktivitäten des täglichen Lebens. Dies stellt eine weithin akzeptierte klinische Ergebnismessung zur Bewertung des kognitiven und funktionellen Rückgangs bei der Alzheimer-Krankheit dar. Demgegenüber konzentrieren sich die Magnetresonanztomographie [MRT] und die Diffusions-Tensor-Bildgebung auf Biomarker, die das Ausmaß der Hirnatrophie und der Schäden verfolgen, die mit dem Fortschreiten der Krankheit verbunden sind.
Die therapeutische Wirkung der AADvac1-Behandlung auf klinische Messwerte und flüssige Biomarker bestätigt jedenfalls das Potential, den Impfstoff zur Behandlung und möglicherweise Verhinderung der Tau-Pathologie einzusetzen, der treibenden Kraft hinter dem klinischen Verfall von Alzheimer-Patient•innen.
Der Weg ist das Ziel
Michal Fresser, CEO von Axon Neuroscience: „Die heutigen Ergebnisse sind ein wichtiger Meilenstein für alle Menschen auf der Welt, die an dieser verheerenden Krankheit leiden. Unser Impfstoff ist der erste, der ausschließlich pathologische Tau-Proteine anspricht, die den kognitiven Verfall und Gedächtnisverlust bei Alzheimer vorantreiben. Die Ergebnisse bestätigen die starke krankheitsmodifizierende Wirkung von AADvac1 und bestärken uns auf dem Weg zu einem entscheidenden Stadium der klinischen Entwicklung, um den Patient•innen so schnell wie möglich eine lebensverändernde Behandlung zu ermöglichen.“
Informationen zu AADvac1
Axon entwickelt AADvac1 als einen Impfstoff mit dem Potenzial, das Fortschreiten der Tau-Pathologie bei der Alzheimer-Krankheit aufzuhalten. Es wird erwartet, dass der klinische Nutzen eine Linderung der Symptome und das Potenzial zur Verhinderung des Ausbruchs der Krankheit umfasst. AADvac1 ist die derzeit klinisch am weitesten fortgeschrittene Tau-Therapie in der Entwicklung.
Er unterscheidet sich von anderen Tau-basierten Therapiekandidaten, indem es sowohl auf die Bildung pathologischer Tau-Proteine als auch auf die Verbreitung der Tau-Proteinarten abzielt, die sich bereits gebildet haben. AADvac1-induzierte Antikörper unterscheiden zwischen normalem und pathologischem Tau, sodass nur das letztere angegriffen wird und gesundes Tau intakt bleibt.
Informationen zur Tau-Pathologie bei der Alzheimer-Krankheit
Pathologisches Tau-Protein ist die Ursache für neurofibrilläre Tangles [NFT]. NFTs wurden mit neuronalem Verlust und Hirnatrophie in Verbindung gebracht. Die Menge und Verteilung von NFTs im Gehirn korreliert mit dem Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit und den klinischen Symptomen. Dies wurde 1991 von Prof. Heiko Braak entdeckt und 2015 durch eine Studie der Mayo Clinic an über 3.000 Gehirnen weiter bestätigt. Liquor-Tau-Biomarker gelten als direkte Marker der Tau-Pathologie. Zusätzlich haben neuere Studien bestätigt, dass der Biomarker Neurofilament-Leichtkette im Blut die NFT-Belastung im Gehirn widerspiegelt.
Norbert Zilka, CSO von Axon: „Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass die Tau-Pathologie mit der zugrunde liegenden Ursache der Krankheit zusammenhängt. Unser Impfstoff zielt darauf ab, die Bildung und Ausbreitung der Tau-Pathologie zu stoppen. Er hat letztlich das Potenzial, einen noch höheren Nutzen für Alzheimer-Patienten zu zeigen.“
Über Axon Neuroscience
Axon Neuroscience wurde 1999 von dem Immunologen Professor Michal Novak gegründet. 1988 entdeckte Professor Novak das Tau-Protein als Hauptbestandteil der NFTs bei der Alzheimer-Krankheit. Axon verfügt heute über das weltweit größte Team, das sich ausschließlich der Tau-Forschung widmet, mit mehr als 75 Wissenschaftler•innen. In den letzten zwei Jahrzehnten hat Axon eine Vielzahl von Beweisen veröffentlicht, die zeigen, dass pathologisches Tau der Haupttreiber der Alzheimer-Krankheit ist.
Die Alzheimer-Krankheit hat weltweit an Bedeutung gewonnen, seit sie 1906 zum ersten Mal identifiziert wurde. Zurzeit leiden weltweit 35 Millionen Menschen an Alzheimer. Mit einem Anteil von rund zwei Drittel, also etwa 80.000 Betroffenen in Österreich, ist die Alzheimer Krankheit hierzulande die häufigste Form der Demenzerkrankungen.
[1] Mattson et al., 2019 JAMA Neurology, Mattson et al., 2017 JAMA Neurology
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