Entspannung steht für – ganz technokratisch formuliert – eine Methode zur Verminderung der körperlichen und seelischen Anspannung und Abbau von Stress. Körperliche und geistige Entspannung ist das Erleben von Gelassenheit, Zufriedenheit und Wohlbefinden. Was eigentlich logisch und durchaus einfach klingt, ist im Alltag aber gar nicht so leicht umzusetzen. Letztlich muss jeder für sich seine eigene Methode entdecken, um sich Stress zu entziehen und ausgeglichener zu leben. Auf dem Weg zur inneren Ruhe gibt es aber ein paar Tipps, die für alle gelten.
Mit körperlicher Anstrengung zu [mehr] Entspannung?
Normalerweise verbindet man mit Entspannung eher so Tätigkeiten wie gemütlich ein Buch lesen oder Yoga. Eher nicht dazu zählen wir Dinge wie laufen, schwimmen oder stundenlange Radtouren. Doch was für viele nach einem absoluten Widerspruch klingt, ist für andere schlicht perfekt zum Entspannen.
Denn wenn sie laufen oder mit dem Rad durch die Landschaft fahren verschwimmt alles um einen und die Welt verdichtet sich nur auf einen selbst. Man nimmt die Bewegungen und die Atmung bewusst wahr, ist im Hier und Jetzt und völlig fokussiert auf den Augenblick.
Die Gedanken hören auf, hin und her zu springen, wie sie es sonst – vor allem in Stresssituationen – tun. Man vergisst für den Moment die Sorgen des Alltags. Und auch wenn es körperlich anstrengend ist, anschließend fühlt man sich doch gelöst, zufrieden und ruhig – eben entspannt.
Es muss nicht [immer] Yoga sein
Dieses Beispiel zeigt, wie unterschiedlich die Möglichkeiten sein können, um Momente der inneren Ruhe zu finden und zu erleben. Klar, Ausdauer-/ Sport ist sicher nicht für jeden geeignet, sich zu entspannen. Schließlich muss jeder seinen eigenen Weg finden. Dabei ist es ein wenig so wie beim Erreichen seines Wunschgewichtes: Diäten gibt es wie „Sand am Meer“, aber die eine „Topdiät“ – oder eben die eine perfekte Entspannungstechnik, die für jeden geeignet ist, gibt es leider nicht.
Unzählige Ratgeber, Bücher und Kurse zeigen uns Menschen, die zufrieden in sich hinein lächeln, während sie auf einem netten Plätzchen Yoga machen und die Abendsonne im Meer versinkt. Aber im „echten“ Leben gibt es viel zu selten diese netten Plätzchen am Meer inkl. völliger Zufriedenheit mit sich selbst. Viel zu oft sind wir gefangen im täglichen Alltagsstress und rennen buchstäblich von Termin zu Termin.
Mittlerweile gehört es ja beinahe schon zum guten Ton zu sagen, man sei in Eile. Wer nichts zu tun hat, erscheint wie aus einer anderen Welt. Man stelle sich nur vor, man hätte beispielsweise nicht jeden Tag ein volles eMail-Postfach – das würde ja bedeuten, dass man gar nicht wirklich existiert…
Früher war alles besser – oder doch nicht?
Grundsätzlich spricht ja nichts dagegen, immer wieder mal in Eile zu sein. Wir sollten aber danach trachten, nicht [ständig] gehetzt zu sein. Denn der Druck, der dadurch entstehen kann, ist ungesund. So habe bereits Ende des 19. Jahrhunderts Ärzte festgestellt, dass das Aufkommen der Eisenbahn, die zunehmende Flut an Telegrammen oder der Wettstreit im Geschäftsleben Nervosität und Ängstlichkeit verursachen können.
In den 1930er Jahren erfand der österreichischen Mediziner Hans Selye einen Namen dafür: Stress. Für Selye war das die unspezifische Reaktion des Körpers auf die vielfältigen Anforderungen des Alltags. Er gilt sozusagen als „Vater der Stressforschung„.
Die Kernaussage hat sich in den annähernd 100 Jahren seither nicht verändert: Steht ein Mensch anhaltend „unter Strom“, verschiebt sich sein hormonelles Gleichgewicht. Die Folgen: Der Schlaf wird gestört, Entzündungsreaktionen im Körper werden gefördert, das Risiko für Herzinfarkt, Depression und chronische Schmerzen wird gesteigert.
Allerdings zeigt sich, dass lange nicht alle Menschen, die unter Stress stehen, auch automatisch krank werden. Laut Studien schützen beispielsweise positive Emotionen wie Freude oder eben auch Ruhe – die wir finden, indem wir uns zum Beispiel Hobbys suchen, die den Stress zumindest vorübergehend vergessen machen.
Gelassenheit durch Lebenserfahrung
Was das Thema Stress betrifft, arbeitet sozusagen die Zeit für uns. Denken sie nur daran, wie dramatisch die Situation für ein Kleinkind ist, wenn ihm sein Eis zu Boden fällt. Ein Jugendlicher sieht das schon gelassener und flucht vielleicht nur noch kurz über so ein Missgeschick. Dieser wiederum wird dagegen von Liebeskummer aus der Bahn geworfen, der 40-Jährige im Vergleich dazu „nur“ kurz erschüttert. Mit 60 Jahren lachen viele über Probleme, die ihnen mit 40 noch regelmäßig schlaflose Nächte bereitet haben.
Diese Entwicklung hat allerdings nichts mit unseren Genen zu tun. Vielmehr bekommen wir unsere Emotionen besser in den Griff, sprich es ist de facto eine Konsequenz aus unserer Lebenserfahrung. Dadurch sinkt mit dem Alter die Wahrscheinlichkeit, starke negative Gefühle zu erleben. Gleichzeitig lässt in verschiedenen Lebensbereichen der Druck nach. Man weiß, wo man beruflich steht, die Kinder werden flügge, die Anforderungen sinken, wodurch wir ein Mehr an Gelassenheit gewinnen.
Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass einem nichts anderes übrig bleibt, als abzuwarten, bis es um einen herum ruhiger wird. Auch in hektischen Zeiten, in denen Stress und Burn-out eine Volkskrankheit sind, hat jeder Einzelne Möglichkeiten, den Weg zur inneren Ruhe zu finden.
Im Zweifelsfall hilft es beispielsweise, ein Gefühlstagebuch zu führen. Schreiben sie abends auf, worüber sie sich tagsüber geärgert haben. Entsprechend haben sie es dann sozusagen „schwarz auf weiß“, was sie regelmäßig auf die sprichwörtliche Palme bringt – und können genau dort ansetzen.
Den Stress-Teufelskreis durchbrechen
So kann man lernen, in welchen Situationen wir besonders gestresst sind und können diese künftig besser meistern, sozusagen durchbrechen. Wenn man negativ gestimmt ist, kommt einem die Welt auch negativer entgegen. Denn auch für unsere Gefühlswelt gilt: Wie man in den Wald hinein ruft, so kommt es heraus.
Wir müssen lernen, erst einmal tief durchzuatmen, wenn wir uns gestresst fühlen. Gehen sie einen Schritt zurück. Das hilft in stressigen Situationen, den Überblick zu behalten, und etwaige Eskalationen zu vermeiden.
Das wichtigste bei all den guten und gut gemeinten Ratschlägen ist und bleibt aber: Nehmen sie keinen der Tipps zu ernst und übertreiben sie nichts. Wenn sie ein Hobby mit dem Ziel ausüben, Weltmeister zu werden, oder sich selbst in Grund und Boden analysiert, werden sie eher das Gegenteil bewirken und tendenziell eher nicht zu innerer Ruhe finden.
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