Derzeit sterben jährlich weltweit rund 17,3 Millionen Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen [HKE]. Laut Hochrechnungen der Weltgesundheitsorganisation WHO wird die Zahl bis 2030 trotz der enormen Fortschritte in der Herzmedizin auf 23,6 Millionen pro Jahr ansteigen. Die Prognose ist in Zusammenhang mit der zunehmenden Bedeutung von Risikofaktoren wie Adipositas, Diabetes und Stress vor allem in der sogenannten westlichen Welt zu sehen.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung haben Christian Hengstenberg und ein Team an Autorinnen und Autoren der MedUni Wien das Buch „Herzgesundheit schützen, stärken, wiederherstellen“ verfasst. Der wissenschaftlich fundierte und allgemein verständliche Ratgeber ist soeben in der Reihe „Gesundheit.Wissen“ der MedUni Wien im MANZ-Verlag erschienen.
Risiken für die Herzgesundheit können minimiert und oft sogar eliminiert werden
HKE sind mit 38 Prozent die Haupttodesursache in Österreich. Allein im Jahr 2019 entfielen 38.000 Todesfälle und ein Viertel aller stationär in Krankenhäusern aufgenommenen Patientinnen und Patienten auf HKE. Der Herzinfarkt [Myokardinfarkt] ist dabei die wohl bekannteste Herzerkrankung und kommt in Österreich recht häufig vor: 19.000 Herzinfarkte wurden 2019 bundesweit gezählt, 1.600 davon mit tödlichem Ausgang.
Aber die gute Nachricht dabei: Praktisch alle Risiken für die Herzgesundheit können durch Veränderungen des Lebensstils und/ oder medikamentöse Maßnahmen „minimiert und oft sogar eliminiert werden“, ermutigt Christian Hengstenberg, Leiter der Universitätsklinik für Innere Medizin II und der Klinischen Abteilung für Kardiologie der MedUni Wien, zur Vorbeugung. Studien zufolge senken zum Beispiel bereits fünf bis zehn Minuten tägliche Bewegung das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich.
Ebenfalls wissenschaftlich belegt ist, dass eine Senkung des systolischen [„ersten“] Blutdruckwertes um nur 5 mmHG die Gefahr, einen Herzinfarkt zu erleiden, um zehn Prozent reduziert. Die Herzgesundheit von Raucherinnen und Rauchern, deren Infarkt-Risiko doppelt so hoch ist wie das von lebenslangen Nichtraucherinnen und Nichtrauchern, profitiert selbst in fortgeschrittenem Alter noch nachweislich und messbar vom Rauchstopp.
Prävention durch gesunden Lebensstil
Aufgrund ihrer steigenden Prävalenz [Anmerkung: eine medizinische Kennzahl für die Häufigkeit einer Krankheit] nehmen Adipositas und ihre Folgen wie Bluthochdruck, erhöhte Blutfett- und Blutzuckerwerte sowie Diabetes mellitus Typ II einen besonders hohen Stellenwert in der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein. „In diesen Fällen sind sehr oft medikamentöse Therapien nötig, um etwaige Schäden für das Herz-Kreislauf-System zu vermeiden“, betont Hengstenberg. „Doch auch hier bringen Maßnahmen hin zu einem gesünderen Lebensstil sehr viel.“ Gewichtsreduktion, Ernährungsumstellung und regelmäßige Bewegung können die Gefahr für Herz-Kreislauferkrankungen bei den Betroffenen erheblich reduzieren.
Herzinfarkt durch Stress
Eine besondere Bedeutung bei der Vorbeugung von Herzproblemen nimmt der Umgang mit [negativem] Stress, sprich Disstress, ein. Menschen in ständigem Disstress werden nämlich generell eher krank, sowohl geistig als auch körperlich.
„Werden Herzinfarkt-Patientinnen und Patienten gefragt, was ihrer Meinung nach zu ihrer Erkrankung geführt hat, gibt fast die Hälfte der Betroffenen Stress als Ursache an“, berichtet Hengstenberg aus der Praxis. Insbesondere chronisches Stresserleben stellt ein in Studien nachgewiesenes, erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar. Aber auch eine akute Stressbelastung kann sich unmittelbar auf das Herz schlagen. Möglichkeiten zur Stressverarbeitung sind daher ein unverzichtbarer Bestandteil eines [herz]gesunden Lebens.
Wissenschaftlich fundiert und leicht verständlich
Weitere wichtige Faktoren zum Schutz des Herz-Kreislauf-Systems zeigen Hengstenberg und sein Team von der Klinischen Abteilung für Kardiologie der Universitätsklinik für Innere Medizin II der MedUni Wien in ihrem aktuell erschienenen Ratgeber auf. Darüber hinaus geben die 32 Autorinnen und Autoren einen Überblick der häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie der diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten, mit denen die Herzgesundheit wiederhergestellt, oder besser noch: erhalten werden kann.
Buchtipp
„Herzgesundheit schützen, stärken, wiederherstellen“, Christian Hengstenberg (Hrsg.), Reihe „Gesundheit.Wissen“ der MedUni Wien im MANZ-Verlag, ISBN: 978-3-214-04243-1, 210 Seiten, 23,90 Euro, erhältlich im Buchhandel und unter https://shop.manz.at.
Der Kardiologie Univ.-Prof. Dr. Christian Hengstenberg leitet seit 2017 die Universitätsklinik für Innere Medizin II sowie die Klinische Abteilung für Kardiologie der Medizinischen Universität Wien.
(Bilder: AdobeStock (2x), Buchcover: Manz-Verlag)