Vor elf Jahren wurde die erste Asiatische Tigermücke in Österreich entdeckt. Damals war es noch ein einzelnes Exemplar, mittlerweile hat sich die Situation aber geändert: Im Vorjahr [2021] wurde die Tigermücke im Rahmen des Gelsenmonitorings der AGES – Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit erstmals in allen Bundesländern gefunden. Mehr noch: In Teilen von Wien und Graz gibt es bereits etablierte Populationen, die den Winter bei uns überstehen können.
Asiatische Tigermücken [Aedes albopictus] sind mögliche Überträger von über 20 verschiedenen Krankheitserregern. Viele davon, wie zum Beispiel Dengue, Zika oder Chikungunya, können von den heimischen Stechmückenarten nicht übertragen werden. Diese Krankheitserreger kommen in Österreich zwar bisher noch nicht vor, im Fall des Chikungunya-Virus geht das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten [ECDC] aber bereits von einer hohen Wahrscheinlichkeit einer Einschleppung nach Europa aus.
Überwachung wird immer wichtiger
In Kooperation mit den Ländern, Universitäten und Vereinen führt die AGES im Auftrag des Gesundheitsministeriums von Anfang Mai bis Ende Oktober ein so genanntes »Ovitrap-Monitoring« in ganz Österreich durch. Ovitraps sind Fallen, die wöchentlich auf Eigelege unterschiedlicher Gelsenarten untersucht werden. Diese Fallen werden hauptsächlich in städtischen Gebieten sowie an Orten, an denen gebietsfremde Arten in das Land eingeschleppt werden können [zum Beispiel Autobahnraststätten] aufgestellt.
In Städten ist es meist deutlich wärmer als im Umland, wodurch das Überleben von Tigermückenpopulationen über den Winter begünstigt wird. In Wien beispielsweise wird die asiatische Tigermücke durch den Fernverkehr vor allem im Bereich des südöstlichen Grüngürtels Wiens oder an einzelnen innerstädtischen Fernbus-Haltestellen eingeschleppt. Seit der ersten Sichtung 2020 haben Tigermücken dort überwintert und sich kleinräumig weiter in anliegende Wohngebiete und Gartensiedlungen verbreitet.
Mit »Mosquito Alert« mögliche Sichtungen melden
Auch Bürgerinnen und Bürger können wertvolle Informationen über Vorkommen von Tigermücken liefern. Die kostenfeie App „Mosquito Alert“ liefert ein Werkzeug, mit dem einfach mögliche Tigermücken gemeldet werden können. Die eingesendeten Fotos werden von nationalen und internationalen Expertinnen und Experten begutachtet und die Funde anschließende auf einer öffentlich zugänglichen Karte angezeigt.
Jede und jeder kann bei der Eindämmung helfen
Tigermücken sind sogenannte „Container-Brüter“, das heißt sie bevorzugen zur Eiablage kleinste Wasserstellen. In ihrer natürlichen Umgebung sind das vor allem Baumhöhlen, im städtischen Bereich können das alle Arten von Gefäßen sein, in denen sich Wasser ansammelt, wie unter anderem Regentonnen, Vogeltränken, Gießkannen, Gullys, verstopfte Dachrinnen, Blumenvasen, Pflanzenuntersetzer, Kübel, Dosen, Flaschen oder Gläser. Besonders attraktiv sind auch im Freien gelagerte Autoreifen mit angesammeltem Regenwasser.
Ein Weibchen legt pro Eiablagezyklus etwa 40-90 Eier, die sie auf verschiedene Wasserstellen verteilt. Etwa 10-15 Tage nach dem Schlüpfen der Larven entwickeln sich die ausgewachsenen Tigermücken. Die Eier der Tigermücke sind sehr robust und können auch monatelang Trockenheit und kühlere Temperaturen [zum Beispiel durch den Winter] überdauern, bevor sie schlüpfen.
Besonders wichtig ist es daher, mögliche Brutstätten für die Tigermücke zu beseitigen. Mit diesen einfachen Maßnahmen lassen sich auch gleichzeitig andere lästige Gelsen vermeiden:
- kleine Wasserstellen wie Vogeltränken oder Blumenuntersetzer mindestens einmal pro Woche entleeren
- Kleinstwasserstellen wie Schirmständer, Zaunrohre, Vertiefungen in Astgabeln oder Dekorelemente abdecken oder mit Sand befüllen
- Gegenstände wie Gießkannen, Reifen, leere Blumenkästen, Aschenbecher unter Dach lagern oder umdrehen, damit sich kein Wasser ansammeln kann
- Regentonnen verschließen oder mit feinmaschigem Insektenschutzgitter bedecken
- verstopfte Dachrinnen vermeiden
Warum ist es wichtig, Tigermücken zu melden?
Tigermücken sind gebietsfremde Gelsen, die ursprünglich aus dem asiatischen Raum stammen. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich diese Art stark in Europa ausgebreitet. Tigermücken sind nicht nur lästig, sie können eine Vielzahl an Krankheitserregern übertragen. Breiten sich Tigermücken in Österreich aus, könnten sich somit diese Krankheiten ebenfalls in unserem Land ausbreiten.
Mit der App »Mosquito Alert« können, neben Tigermücken, noch weitere Gelsenarten gemeldet werden. Es handelt sich um die ebenfalls gebietsfremden Arten Japanische Buschmücke, Koreanische Buschmücke und die bisher in Österreich noch nicht nachgewiesene Gelbfiebermücke. Diese Arten sind ebenfalls in der Lage bestimmte Krankheitserreger zu übertragen und könnten heimische Arten verdrängen. Des weiteren können Funde der heimischen Gemeinen Stechmücke gemeldet werden. Diese ist von den heimischen Arten jene, die die größte Bedeutung in der Verbreitung von Krankheitserregern wie zum Beispiel das West-Nil-Virus hat.
Mehr Informationen | Service
Umfangreichen Informationen zum Vorkommen der Asiatischen Tigermücken bzw. generell gebietsfremder Gelsenarten in Österreich finden sie im Jahresbericht Ovitrap-Monitoring der AGES.
Die App »Mosquito Alert« können sie sowohl im App-Store als auch im Google Play Store downloaden.
Wie sie sich am besten vor möglichen Gelsenstichen schützen können, lesen sie HIER.
(Bilder: AdobeStock; Video: Vimeo.com)