Vor mittlerweile über 200 Jahren beschrieb der Londoner Arzt Dr. James Parkinson erstmals die Hauptsymptome einer Erkrankung, die später nach ihm benannt werden sollte. Parkinson ist eine der häufigsten Erkrankungen des Nervensystems. Betroffen davon sind ältere Menschen, vor allem Männer zwischen 55 und 65 Jahren.
Diagnose Parkinson bedeutet noch lange nicht das Ende
Eine möglichst frühe Diagnose und ein rascher Behandlungsbeginn sind entscheidend, um Parkinson-Betroffenen eine gute Lebensqualität zu ermöglichen. Immer mehr Studien belegen die große Bedeutung von Physiotherapie und regelmäßiger Bewegung für Symptomkontrolle und Wohlbefinden, Stichwort #BewegungISTgesund.
Morbus Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung. Sie betrifft weltweit etwa sieben bis zehn Millionen Menschen, in Österreich sind aktuell etwa 16.000 Menschen erkrankt. Im Gehirn dieser Patienten sind insbesondere jene Nervenzellen angegriffen, die Dopamin als Transmitter benutzen. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Schätzungen zufolge dürfte sich die Zahl der Fälle schon aufgrund der steigenden Lebenserwartung bis 2030 zumindest verdoppeln.
Bewegung mit günstiger Wirkung
Eine möglichst frühe Diagnose ist schon deshalb von Bedeutung, weil es zahlreiche Therapieoptionen gibt, um die motorischen und nichtmotorischen Symptome der Parkinson Erkrankung in den unterschiedlichen Stadien, der jeweiligen individuellen Situation angepasst, zu verbessern. Die Palette reicht von verschiedenen medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten bis hin zu invasiven und operativen Verfahren – wie zB der tiefen Hirnstimulation – für ausgewählte Patientengruppen. All das verbessert sehr deutlich die Lebensqualität Betroffener. Viele Patienten können durch eine gute Symptomkontrolle über einen langen Zeitraum ein weitgehend unbehindertes Leben führen.
Viele neue Erkenntnisse gibt es zu nichtmedikamentösen Interventionen, die günstig auf Symptome wirken und die Lebensqualität von Patienten positiv beeinflussen. Dabei geht es nicht nur um physiotherapeutische Maßnahmen im engeren Sinn. Mehr als 70 randomisierte Studien haben sich in den vergangenen Jahren mit den vielfältigen Wirkungen von körperlicher Bewegung und Aktivierung beschäftigt, etwa Geräte-gestütztes Krafttraining, verschiedenste Ausdauersportarten, Tai-Chi, Qi Gong oder auch Tanzen. Die Evidenz für den Nutzen mit Auswirkungen auf Krankheitssymptome, aber auch eine Verbesserung des Wohlbefindens, ist mittlerweile sehr gut dokumentiert. Daher die unbedingte Empfehlung für Patienten, auch selbst mit unterschiedlichen körperlichen und sportlichen Aktivitäten zur Verbesserung beizutragen.
Frühzeitig erkennen – frühzeitig behandeln
Bei der Früherkennung spielen auch Angehörige eine wichtige Rolle, da sie Krankheits-typische Veränderungen oft noch früher wahrnehmen als Betroffene selbst. Warnhinweise sind zB Muskelsteifigkeit mit Gelenksschmerzen und Zittern nur einer Hand in Ruhe, verlangsamte Bewegungen, das Schleifen eines Fußes beim Gehen, eine deutliche Verkleinerung der Schrift oder eine Veränderung der Mimik. Besteht aufgrund solcher Anzeichen der Verdacht, die betroffene Person könnte an Morbus Parkinson leiden, sollte für die exakte Diagnose ein Spezialist konsultiert werden. Die frühe Diagnose und Differentialdiagnose beruhen vor allem auf einer kompetenten neurologischen Untersuchung.
Zeigen sich diese ersten motorischen Krankheitszeichen, ist bereits ein erheblicher Anteil der Dopamin-produzierenden Zellen zerstört. Denn der zugrundeliegende Krankheitsprozess hat in der Regel bereits mehrere Jahre zuvor eingesetzt. Dieser sogenannten prodromalen Krankheitsphase gilt das besondere Augenmerk vieler Parkinson-Forscher. Denn sollten in absehbarer Zeit auch Krankheits-modifizierende, neuroprotektive Therapien gegen das Absterben der relevanten Nervenzellen verfügbar sein, dann wäre ein sehr frühzeitiger Beginn der Behandlung – noch lange bevor motorische Symptome auftreten – besonders wichtig.
Eine zentrale Rolle bei der Entstehung und weiteren Ausbreitung der Erkrankung kommt dem alpha-Synuclein zu. Diese Eiweißsubstanz, die auch bei Gesunden vorkommt, findet sich bei Parkinson-Patienten stark vermehrt und in pathologischer Zusammenlagerung. Dadurch kommt es zu einer Störung des Zellstoffwechsels, die letztlich zum Untergang dieser Nervenzellen führt.
Ein weiterer wichtiger klinischer Prädiktor sind auch REM-Schlaf-Verhaltensstörungen mit aggressiven Träumen und unkontrollierten, starken Bewegungen im Traumschlaf. Diese sind mit einem um 85 Prozent erhöhten Risiko assoziiert, viele Jahre später an Parkinson zu erkranken.
Symptomkontrolle für eine bessere Lebensqualität
Die Phase, in der Betroffene ohne starke Einschränkung leben können, hat sich stark verlängert. Wichtig ist, im Therapiekonzept auch den nicht-motorischen Krankheitszeichen besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Typisch und häufig sind Schlafstörungen, Tagesmüdigkeit, Depression, Verstopfung, Blasenstörungen und chronische Schmerzen, wobei diese Symptome von Betroffenen nicht selten belastender als die motorischen Symptome erlebt werden.
Nicht unterschätzt werden dürfe auch die Beeinträchtigung der Lebensqualität durch Veränderungen, die durch die Medikation selbst hervorgerufen oder verstärkt werden können.
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