Der 3. März ist der „Welttag des Hörens„. Und in diesem Jahr jährt sich der Geburtstag von Ludwig van Beethoven [1770 – 1827] zum 250. Mal – Grund genug, dass wir uns dem Thema Hören und Hörverlust einmal von einer etwas anderen Seite nähern. Nämlich mit der Frage: Wie hätten Hörgeräte und -Implantate den Hörverlust des berühmten Komponisten kompensiert und so sein gesamtes Werk und Schaffen – mutmaßlicher Weise – entscheidend beeinflusst?
Hörverlust als „Verbannung“ von der „normalen“ Welt
Ludwig van Beethoven, neben Wolfgang Amadeus Mozart und Joseph Haydn einer der prägendsten und bedeutendsten Komponisten schlechthin – beschrieb seinen Hörverlust als „Verbannung“. Nichts mehr zu hören, war zu seiner Zeit mit großem Leid behaftet. In diesem Sinn hat Beethoven wohl zur „falschen Zeit“ gelebt, denn heute hätte er wohl gut gehört: Moderne Hörgeräte und -Implantate hätten seinen Hörverlust zu jeder Zeit kompensieren können.
Ab dem Alter von 28 Jahren litt Ludwig van Beethoven nämlich unter Schwerhörigkeit und sein Gehör verschlechterte sich kontinuierlich. Mit 42 Jahren war er fast völlig taub. Lediglich sein absolutes Gehör ermöglichte es ihm, bis zu seinem Tod zu komponieren. Doch gegen die soziale Isolation auf Grund seines Hörverlustes half es nicht.
Beim Stückeschreiben verließ er sich auf einen Taktstock, der an seinem Flügel befestigt war: Er biss in das freie Ende des Stabs und konnte so mittels Knochenleitung hören. Dieses Prinzip der Knochenleitung wird in der Hörimplantologie heute erfolgreich eingesetzt: Knochenleitungsimplantate verhelfen Menschen mit Schallleitungs- und kombiniertem Hörverlust routinemäßig zu gutem Gehör.
Welche Technik hätte Ludwig van Beethoven geholfen?
Die moderne Medizin, wie wir sie heute kennen, hätte Beethoven zwar nicht heilen – aber ihm zumindest sehr helfen können: In den ersten Jahren wäre ein einfaches Hörgerät ausreichend gewesen, um Beethovens Elend zu mindern. Wäre das Hörgerät mit fortschreitender Krankheit an seine Grenzen gestoßen, hätte man ihm möglicherweise ein modernes Hörimplantat operativ ins Mittelohr einpflanzen können [Mittelohr-Implantat].
Mit großer Wahrscheinlichkeit hätte Beethoven mit Hilfe eines Cochlea-Implantats [CI] wieder gut hören können. Und auch, wenn der Hörnerv selbst betroffen gewesen wäre, fände Beethoven heute Hilfe in Form eines Hirnstammimplantats, das die Information der Schallwellen direkt an das Gehirn weiterleitet.
Zeitgenössische Musiker mit Hör-Implantat
Natürlich brauchen auch Musiker unserer Zeit ein gutes Gehör. Dass sich Musik und Hör-Implantate vertragen, zeigen zwei Musikerinnen und ein Musiker, die allesamt mit Cochlea-Implantaten versorgt sind: Der ambitionierte Hobby-Geiger Walter Widler [62) ist seit seiner frühen Kindheit schwerhörig und ab dem Jahr 2002 war er so gut wie taub. Er entschied sich für ein Cochlea-Implantat und kann heute sogar wieder Geige spielen – und zwar fast fehlerfrei: „Seit ich mit der speziellen Musikeinstellung am Prozessor arbeite, stimmen 99 Prozent der Töne.“
Die gebürtige Finnin Laura Korhonen [34] erlitt ab ihrem 25. Lebensjahr immer wieder Hörstürze; heute ist sie auf beiden Ohren taub. Ihrer erfolgreichen Arbeit als Sängerin und Gesangslehrerin konnte sie nicht mehr nachgehen. Heute ermöglicht auch ihr ein Cochlea-Implantat das Hören. Im Herbst möchte sie wieder als Gesangslehrerin arbeiten und hofft, auch als Sängerin ihr Comeback zu feiern.
Die Oberösterreicherin Veronika Hörfarter [29] ist seit ihrer frühen Kindheit auf ihrem linken Ohr gehörlos, auf dem rechten Ohr hört sie gut. Diese Einseitigkeit im Hören schränkt die Wahrnehmung allerdings stark ein. Daher entschied sich die Ergotherapeutin und begeisterte Pianistin 2011 für ihr Cochlea-Implantat. Damit funktioniert seither nicht nur die Kommunikation mit ihren Klientinnen und Klienten besser, auch das gefühlvolle Klavier Spielen ist wieder ohne Einschränkungen möglich.
Service
Hörimplantate werden in Österreich an allen Universitätskliniken und den meisten Landeskrankenhäusern eingesetzt. Die Kosten dafür übernimmt das öffentliche Gesundheitssystem.
(Bilder (v.o.n.u.): Pixabay.com, Med-El (3x), Julian Haghofer, Christiane Pelzmann)