Kaum ein pflanzlicher Wirkstoff hat in den letzten zehn Jahren für eine solche Furore gesorgt wie CBD. Die aus der Hanfpflanze gewonnene Substanz soll für eine Vielzahl an Wirkungen verantwortlich sein. Vor allem sollen aber Krankheiten des Nervensystems mit ihr eine geradezu wundersame Linderung erhalten. Auf den Videoplattformen wie Youtube finden sich zahlreiche „spektakuläre“ Clips dazu. Da beruhigen sich krampfende Kinder nach einer Inhalation. Andere therapieren ihre Schlaflosigkeit damit. Wieder andere schwören auf eine verbesserte Verdauung durch ein paar Tropfen CBD Öl aus der Pipette. Besonders bekannt ist das „Ride with Larry“ Video. Darin wird gezeigt, wie ein von schweren Spasmen geplagter Parkinson-Patient innerhalb weniger Minuten die volle Kontrolle über seine Bewegungsfähigkeit zurück erlangt.
Es fällt bei diesen Videos schwer, CBD von vornherein jegliche Wirkung abzusprechen. Jedoch ist die Datenlage gegenwärtig noch eher überschaubar. Es gibt zahlreiche Mikrostudien, die die positiven Effekte von CBD belegen sollen. Jedoch wird von der Schulmedizin keine dieser Studien anerkannt, weil sie nicht den wissenschaftlichen Standards genügen. Was ist also dran an dem CBD Hype? Wir haben uns einmal schlau gemacht und die wichtigsten Fragen für sie beantwortet.
Was ist CBD eigentlich?
CBD ist die Kurzform von „Cannabidol“. Es wird wie sein „Schwestermolekül“ CBN [Cannabinol] auch aus dem Öl der Hanfpflanze gewonnen. Der Extraktionsprozess ist sehr aufwendig, was die CBD-Endprodukte realativ teuer macht. Da CBD mit dem THC [Tetrahydrocannabinol – die psychoaktive Substanz der Cannabinoiden] nah verwandt ist, liegt eine Wirksamkeit des Inhaltsstoffs durchaus nahe. Schließlich spricht niemand dem THC seine berauschende, beruhigende und Appetit auslösende Wirkung ab.
Als gesicherte Fakten kann man heute jedenfalls folgendes feststellen:
Der Körper verfügt über ein sogenanntes „Endocannabidol-System„. Dies sind Rezeptoren an den Nervenenden, an denen das CBD andocken kann. Tatsächlich wird dieser Wirkstoff auch vom Körper selbst in geringen Mengen produziert. Wird CBD von außen zugeführt, werden die Rezeptoren reichlich mit der Substanz versorgt. Die Wirkungen werden wie folgt beschrieben:
– schmerzlindernd
– krampflösend
– beruhigend
– schlaffördernd und
– entzündungshemmend.
Über die tatsächliche Wirksamkeit liegen allerdings nur wenige offizielle Erkenntnisse und gesicherte Fakten vor. Dem stehen aber eine Unmenge Erfahrungsberichte von Anwenderinnen und Anwendern gegenüber, die im Tenor stets das Gleiche sagen: CBD wirkt – und es wirkt gut.
Offizielle Stellungnahmen zu CBD
Wie erwähnt, sind positive Studien zu CBD rar gesät. Was es aber gibt, ist eine sogenannte „ausschließende Negativ-Studie„. Und diese stammt von niemand Geringerem als der Weltgesundheitsorganisation [WHO] selbst. Diese hat in einem offiziellen Papier Folgendes festgestellt:
– CBD hat ein Abhängigkeitspotenzial
– CBD ist kein Rauschmittel
– CBD hat eine allgemein gute Verträglichkeit.
Darüber hinaus wird über die positive Wirksamkeit von CBD jedoch nur noch gemutmaßt. Immerhin bestreitet die WHO folgende Wirkungen nicht ausdrücklich:
– Nerven schützend
– Angst lösend
– antipsychotisch.
Das indiziert sogar eine Verwendbarkeit von CBD in der Therapie von Drogensüchtigen. Doch da steht die Forschung tatsächlich erst am Anfang.
Darreichungsformen von CBD
CBD wird in verschiedenen Konzentrationen und Darreichungsformen angeboten. Es wird mithilfe von Dampfextraktion aus dem Öl der Hanfpflanze gewonnen. Danach liegt es als Kristall vor, der praktisch zu 100 Prozent aus CBD besteht. In dieser Form ist seine Wirksamkeit zwar enorm – es ist jedoch auch extrem teuer. Für eine 100 Prozent-Dosis sollte eine medizinische Indikation vorliegen, wie beispielsweise ein schwerer Spasmus.
Da es aus Öl gewonnen wird, ist es auch sehr gut in Öl lösbar. Die übliche Darreichungsform ist deshalb die Pipettenflasche mit einem Trägeröl, das mit CBD angereichert ist. Es lässt sich sehr gut zu präzisen Mischungen dosieren. Diese beginnen bei 1,25 Prozent und reichen bis über 50 Prozent. Ultraschwache CBD-Öle sind jedoch für Menschen kaum wirksam. In der Therapie von Kleintieren hat man aber mit diesen Dosierungen schon Erfolge erzielt.
CBD wird darüber hinaus zu folgenden Produkten verarbeitet:
– Gummidrops
– Salben und Cremes
– Badekugeln
– Liquids zur Inhalation.
Dies ist jedoch nur eine kleine Auswahl. Es kommen praktisch monatlich neue Produkte hinzu.
Welche Dosierung für welchen Zweck?
Die am weitesten verbreitete Darreichungsform von CBD ist das Öl. Dabei handelt es sich nicht um das Hanföl selbst, sondern um ein präzises Gemisch aus gelösten CBD-Kristallen und einem Trägeröl. Das kann durchaus auch Hanföl sein. Aus geschmacklichen Gründen bevorzugen die Hersteller aber andere Öle als Trägermittel für das CBD. Der Wirkstoff hat bereits einen starken Eigengeschmack, der ein wenig an Heu erinnert. Als Trägeröle werden deshalb bevorzugt geschmacksneutrale oder neutralisierende Öle verwendet. Das können Naturöle aus Sonnenblumen oder Leinsamen sein. Olivenöl wird weniger oft verwendet, dafür findet man immer häufiger CBD-Öl mit geschmackvollen Nussölen.
Folgende Übersicht soll als grober Richtwert dienen [Anmerkung: die Prozentwerte geben den jeweiligen CBD-Anteil an]:
- 5 Prozent: Schlafstörungen, leichte Kopfschmerzen, Förderung der Konzentration
- 10 Prozent: gleiche Symptome in stärkerer Form
- 15 Prozent: leichte Krämpfe, Hautprobleme
- 25 Prozent: krampfartige Schmerzen, Migräneattacken
- 30+ Prozent: medizinische Indikationen empfohlen
Während es in den USA schon längst Tampons mit CBD-Öl gibt, ist dieses Produkt auf dem heimischen Markt noch nicht vertreten. Hier kann die vor Periodenschmerzen geplagte Frau sich aber leicht selbst helfen. Sie gibt einfach ein paar Tropfen CBD-Öl auf den Tampon und führt ihn ein. Die Wirkung setzt zeitnah ein. Frauen, die es versucht haben beschreiben es als wärmend, krampflösend und Schmerzen lindernd.
Wer heilt hat recht
Die Unbedenklichkeitsbescheinigung des CBD durch die WHO öffnet den Weg für den Selbstversuch. CBD ist definitiv ein ungefährlicher Wirkstoff, der ein großes Potenzial entfalten kann. Wir empfehlen jedoch, nicht nach der Devise „Viel hilft viel“ vorzugehen. Besser ist ein schrittweises Herantasten an die beste Dosis für das jeweilige gewünschte Ergebnis. Das hilft nicht nur am besten, sondern schont auch den Geldbeutel. CBD ist leider in allen Darreichungsformen nicht wirklich preiswert. Mit steigender Konzentration schießt auch der Kaufpreis in die Höhe. Wer sich für das Mittel interessiert, sollte deshalb mit einer günstigeren und schwächeren Dosierung beginnen.
Ein kritischer Blick auf den CBD Markt
Bedauerlicherweise möchten gegenwärtig etliche Anbieter auf den CBD-Zug aufspringen und damit [das schnelle] Geld verdienen. Das führt leider vor allem auf Youtube zu einem Wildwuchs an Videos mit zweifelhaftem Aussagewert. Das Bedauerliche an dieser Entwicklung ist, dass den an sich positiven Eigenschaften von CBD damit kein Gefallen getan wird. Die marktschreierische Attitüde vieler Anbieter rückt den interessanten Wirkstoff stark in die „Wundermittel“ Ecke und beraubt es damit seiner Seriosität. Das ist bedauerlich, weil dieses Molekül tatsächlich ein interessantes Potenzial hat.
Wenn sie selbst CBD ausprobieren möchten, können sie dieses beispielsweise in Apotheken bestellen – wo sie sich natürlich auch gleich ausführlich beraten lassen können. Darüber hinaus sollten sie im Internet nur bei „trusted Shops“ mit einer ausreichend langen Reputation CBD-Produkte kaufen.
(Bilder: AdobeStock)