Die Covid-19-Pandemie hat uns nun bereits seit fast einem Jahr fest im Griff. Die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Bekämpfung – Stichwort Lockdown, Stichwort Ausgangsbeschränkungen – sind für uns alle immens. Für die ältere Generation, die ja bekanntlich zu Hoch-/ Risikogruppe zählen, sind diese zum Teil nochmals um einiges größer.
Der Seniorenrat als Dachverband der großen Pensionisten- und Seniorenorganisationen in Österreich macht darauf aufmerksam und fordert, gerade was das Testen betrifft, für ältere Menschen Erleichterungen.
Impfung wesentlichste Voraussetzung für die Überwindung der Pandemie
„Nach der Entscheidung, dass der Impfstoff von AstraZeneca für die ältere Generation in Österreich nicht zugelassen wird, haben wir uns sofort mit dem Bundesimpfkoordinator zusammen gesetzt, um zu beraten, wie es nun weitergeht. Denn es hat die Gefahr bestanden, dass dadurch die Impfpläne ganz anständig in Unordnung geraten,“ informiert Dr. Peter Kostelka, Präsident des Pensionistenverband Österreichs [PVÖ].
„Ich möchte betonen, dass alle Seniorenorganisationen nachhaltig und ohne Ausnahme dafür eingetreten, dass die Impfung wichtig und die wesentlichste Voraussetzung ist für die Überwindung der Pandemie, und dass wir diese daher in vollem Umfang unterstützen!“
Die Seniorenorganisationen und mit ihnen der Seniorenrat wirbt für die Impfung und informiert die ungefähr 2,5 Millionen Österreicherinnen und Österreicher dieser Alterskategorie. Darüber hinaus arbeiten diese mit an der Organisation der Durchführung der Impfung. „Wir stehen zu der Zusage, dass alle über 80 Jährige und rund die Hälfte der über 65 Jährigen bis Ende März geimpft sein sollen – immerhin insgesamt rund 1 Million Menschen“, so Kostelka.
Hohe Impfbereitschaft bei älteren Meschen
Die Impfbereitschaft der älteren Generation ist außerordentlich hoch. Sie liegt mit über zwei Drittel weit über derjenigen der österreichischen Durchschnittsbevölkerung. „Wir sind in diesem Zusammenhang auch aufgerufen, unseren Beitrag zu leisten, weil die Mutationen, die in den letzten Tagen und Wochen vermehrt aufgetreten sind, eine besondere Gefährdung mit sich bringen und die ganze Situation noch viel Problematischer machen: sie [Anmerkung: die Mutationen] sind ansteckender, und daher ist aus unserer Sicht wichtig, dass die Impfungen mit allem Nachdruck vorangetrieben werden“, appelliert Kostelka an alle, sich impfen zu lassen.
Herausforderung testen
Bis die Impfung für die ältere Generation erfolgt ist, also bis Ende April, Anfang Mai, sind die Testungen ein wesentlicher Hilfs- bzw. Zwischenschritt. Da wird allerdings mit den 400 Apotheken, in denen das zusätzlich zu diversen Teststraßen möglich ist, das Auslangen nicht gefunden werden können. Hier sind in den Gemeinden zusätzliche Teststationen zu errichten. Und darüber hinaus ist sicherzustellen, dass auch andere Testeinrichtungen – in welcher Form auch immer – zur Verfügung gestellt werden. Die aktuellen Kapazitäten sind bis zur Neige erschöpft und reichen offensichtlich nicht aus.
„Wir haben jetzt mit dem Gratistesten in den Apotheken einen ersten Schritt erreicht. Es muss aber weiteres folgen. Ich erwarte mir, dass man sich auch beim Hausarzt gratis testen lassen kann. Es gibt viele allein stehende Menschen – wir wissen, dass ab 65 Jahren 50 Prozent Single-Haushalte sind –, die nicht in einem Ort wohnen, wo gleich daneben die Apotheke ist, in der man sich testen lassen kann. Hier wäre der Hausarzt eigentlich oftmals die nächste Option„, weiß LAbg. Ingrid Korosec, Präsidentin des Seniorenbundes.
„Lockenwicklerverordnung“
„Noch ein paar Worte zur sogenannten ‚Lockenwicklerverordnung‚: Der Besuch des Frisörs ist für sehr viele ältere vor allem Frauen eine Frage der Selbstachtung. Aber es geht darüber hinaus um Dinge wie Physiotherapie oder Fußpflege. Es geht dabei also nicht um Eitelkeiten, sondern um Mobilität, sprich ob man gehen kann und um die Schmerzfreiheit in diesem Zusammenhang. Wir haben sicher gestellt, dass bei dem Besuch einer mobilen Pflege im eigenen Heim, insbesondere bei einer Fußpflege oder Physiotherapie, kein Test notwendig ist. Gerade im ländlichen Raum müssen Menschen oft weite Wege zurücklegen, um sich testen lassen zu können – oftmals eine unüberwindbare Herausforderung. Es wäre der Gipfel der Schildbürgerstreiche, wenn gerade nicht mehr so mobilen Menschen es untersagt wäre, ohnehin getestete Pflegerinnen und Pfleger unter Verwendung einer FFP2 Maske nicht in die eigenen vier Wände lassen zu dürfen“, stellt Kostelka klar.
In das gleiche Horn bläst Korosec: „Ich erwarte mir, dass der Dienstleister den Test abnimmt. Ich verstehe nicht, warum man hier nicht einlenkt. Ich komme beispielsweise zur Massage, mache einen Test, das ist in zehn Minuten erledigt – ich habe das alles selbst ausprobiert – und sowohl Dienstleister als auch Kunde wissen ob einer möglichen Infektion Bescheid.
Der Kunde hätte den Vorteil, dass er nicht herumlaufen muss um zu schauen, wie er wo zu einem Test kommt. Und auf der anderen Seite weiß der Dienstleister, dass er jetzt einen Test hat, der gerade gemacht wurde, und der nicht 48 Stunden alt ist und vielleicht gar nicht mehr wirksam ist. Aber hier sind wir daran. Ich bin nämlich fest davon überzeugt, dass mit dem Testen vor Ort auch eine Hemmschwelle abgebaut wäre,“ gibt sich Korosec zuversichtlich.
Keine Angst habe, aber weiter diszipliniert und vorsichtig sein
„Wir Seniorenvertreter sind konstruktive Partner und eine Einbindung der Seniorenvertreter bei der Bekämpfung der Pandemie zahlt sich aus. Wir können sehr viel mitwirken. Wir haben beispielsweise x-tausende Ortsgruppen, die eingebunden werden können mit einer entsprechenden Breitenwirkung.“
„Schließlich möchte ich an die Seniorinnen und Senioren appellieren, dass wir weiter diszipliniert bleiben. Alle haben schon so genug von den Einschränkungen und sind schon so müde. Aber Nachlässigkeit und Unvorsichtigkeit wären im Moment die größten Feinde. Wir müssen nicht ängstlich sein, es gibt aber viele Gründe, diszipliniert und vorsichtig zu handeln. Und es gilt: Jetzt haben wir ein wenig geöffnet, jetzt müssen wir testen und dann so rasch wie möglich impfen – und natürlich weiterhin wichtig und nicht zu vergessen: Abstand halten, Hände waschen und FFP2-Masken tragen„, so Korosec abschließend.
(Bilder: Österreichischer Seniorenrat/ APA-Fotoservice/ Ludwig Schedl)