Seit über 20 Jahren appellieren die Österreichische Krebshilfe und die Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie [ÖGGH] an Österreichs Frauen und Männer, die Möglichkeit einer effektiven Darmkrebsvorsorge wahrzunehmen.
„Mit dem Kampagnen-Slogan »Dont’t wait – Warten Sie nicht« wollen wir auch heuer wieder der Bevölkerung deutlich machen, dass es Leid vermeiden und Leben retten kann, wenn die Möglichkeiten einer effektiven Darmkrebsvorsorge genutzt werden. Aber gleichzeitig richtet sich der Slogan auch an die politisch Verantwortlichen, das geplante Darmkrebs-Früherkennungsprogramm rasch umzusetzen.“ – Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda, Krebshilfe-Präsident
Neue Empfehlungen zur Darmkrebsvorsorge ab 45 statt wie bisher ab 50 Jahren
Aufgrund der Evidenzgrundlage und der Empfehlungen des Nationalen Screening-Komitees haben ÖGGH und Krebshilfe die Empfehlungen zur Darmkrebsvorsorge aktualisiert:
- Koloskopie [Darmspiegelung] ab 45 Jahren [statt wie bisher ab 50] alle zehn Jahre oder
- FIT-Stuhltest ab 45 zumindest alle zwei Jahre
„Die eindeutige Evidenzgrundlage zeigt zwei Punkte ganz klar und deutlich auf: Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Darmkrebsvorsorge für Männer und Frauen ab 45 erfolgen soll und zweitens, dass ein organisiertes und qualitätsgesichertes Darmkrebs-Früherkennungsprogramm rasch umgesetzt werden muss. Mit einem organisierten und effektiven Screening wird es möglich sein, häufiger und früher Darmkrebs zu entdecken und so die Sterblichkeit dieser Erkrankung zu senken“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Peter Fickert, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie
Darmspiegelung bei Stellen mit Qualitätszertifikat
Die Darmspiegelung bietet den großen Vorteil, dass Polypen als mögliche Vorstufen eines Darmkrebses rechtzeitig entfernt werden können und so die Entstehung von Darmkrebs verhindert werden kann. Um sicher zu sein, dass sie die Vorsorgekoloskopie in entsprechender Qualität durchgeführt wird, empfehlen Krebshilfe und ÖGGH jene Stellen, die ein „Qualitätszertifikat Darmkrebsvorsorge“ vorweisen.
Eine Auflistung aller Stellen stehen ihnen unter www.krebshilfe.net und www.oeggh.at sowie in der aktuellen Broschüre zur Verfügung.
Im Rahmen des Qualitätszertifikats Darmkrebsvorsorge wurden von November 2007 bis Ende Mai 2021 in Summe 401.915 Vorsorgekoloskopien durchgeführt und dabei 2.943 Darmkrebsfälle sowie 95.335 Vorstufen von Darmkrebs [davon 27.328 fortgeschrittene Vorstufen] entdeckt. 2019 wurden 43.644 Vorsorgekoloskopien im Rahmen des „Qualitätszertifikats Darmkrebsvorsorge“ durchgeführt. Das entspricht 66 Prozent der qualitätsgesicherten Koloskopien.
Die Darmspiegelung ist die wichtigste medizinische Untersuchung zur Früherkennung von Darmkrebs. Bei einer Darmspiegelung kann die Ärztin bzw. der Arzt mithilfe eines Endoskops, auch Koloskop genannt, den gesamten Dickdarm inklusive des Enddarms einsehen. Das Endoskop besteht aus einem beweglichen Schlauch, durch den die Ärztin/ der Arzt mittels einer speziellen Videooptik das Innere des unteren Verdauungstraktes einsehen kann. Während der Untersuchung könne auch kleinere Gewebeproben, sogenannte Biopsien, entnommen und kleinere Eingriffe wie zum Beispiel das Abtragen von Polypen durchführt werden. Auf diese Weise trägt die Koloskopie häufig dazu bei, die Entstehung einer Krebserkrankung schon in ihren Vorstufen zu entdecken.
Neben der wichtige Vorsorgeuntersuchung sind die häufigsten Gründe für eine Darmspiegelung:
- Blut im Stuhl,
- Stuhlunregelmäßigkeiten wie Durchfall/ Verstopfung,
- chronischer Durchfall, Darmentzündungen sowie
- Bauchschmerzen
Krebshilfe-Broschüren „Darmkrebsvorsorge“ und „Darmkrebs“
Die neue Darmkrebs-Vorsorgebroschüre enthält unter anderem eine Auflistung aller Spitalsabteilungen und Ordinationen mit dem „Qualitätszertifikat Darmkrebsvorsorge“. Die Broschüre „Darmkrebs“ informiert Patientinnen und Patienten und Angehörige unter anderem über neueste Therapien und das breite Hilfs- und Unterstützungsangebot.
Beide Broschüren sind kostenlos bei der Krebshilfe unter service@krebshilfe.net erhältlich und stehen als Pdf zum Download unter www.dontwait.at und www.krebshilfe.net zur Verfügung.
Geschlossene Facebook-Gruppe „Darmkrebs Österreich“
Die Österreichische Krebshilfe ist mit der Gründung der geschlossenen Facebook-Gruppe „Darmkrebs Österreich“ dem Wunsch vieler Patientinnen und Patienten nachgekommen und versteht dies als Zusatzangebot zu der täglichen persönlichen, telefonischen oder online-Beratung durch die 63 Krebshilfe-Beratungsstellen. In dieser Gruppe haben Betroffene und Angehörige die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen und über ihre persönlichen Erfahrungen zu reden.
Den Link für Beitrittsanfragen finden sie HIER.
Darmkrebs ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen
Darmkrebs ist eine ernste Erkrankung und sicher nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Trotzdem kann man sich dem Thema durchaus humorvoll nähern. Sehe sie hier eine Sondersendung von „Willkommen Österreich“ mit Dirk Stermann und Christoph Grissemann, die sich ausführlich mit den Themen Darmkrebs und Verantwortungsbewusstsein auseinandersetzt. Sie zeigt neben dem wichtigen Appell zur Vorsorgeuntersuchung auf, warum eine Darmspiegelung auch Spaß machen kann. Wollen sie in sich gehen? Dann machen sie eine Koloskopie!
(Bilder: AdobeStock, Video: Youtube.com)