In Wissenschaftskreisen ist schon längst bekannt, dass unser Lebensstil großen Einfluss auf den Zustand unseres Gehirns hat, Stichwort Demenz. Viele Menschen denken aber, dass Gendefekte für Vergesslichkeit und Persönlichkeitsverlust verantwortlich sind. Dass wissenschaftliche Erkenntnisse oft sehr lange brauchen bis sie in der breiten Bevölkerung ankommen, liegt einerseits an der Komplexität der Materie, aber auch am nur schleppend funktionierenden Wissenstransfer aus den Universitäten in die Gesellschaft.
Wissenslücken schließen
Der Verein gehirngesund hat sich nun zum Ziel gesetzt, Wissenslücken im Zusammenhang mit Gehirngesundheit zu schließen und die Prävention auf diesem Gebiet ankurbeln. Die komplexen Inhalte werden möglichst einfach und verständlich vermittelt und laufend um die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse ergänzt. Auf der Website gehirngesund.at kann ab Januar 2025 aktuelle und verlässliche Information rund um das Thema „Wie bleibe ich gehirngesund“ abgerufen werden.
„Bei unseren Recherchen sind wir auf viel Desinformation im Netz gestoßen. Wir wollen aufklären und ein Medium schaffen, das verlässliche und überprüfbare Information zur Verfügung stellt.“, erklären die Gründer Isolde Kühhas und Philip Reitsperger ihre Initiative.
Expertenteam
Isolde Kühhas ist Spezialistin in Finanzmarktkommunikation und unterstützt seit einigen Jahren Start-ups aus den Bereichen Medizin und Life Science. Sie kennt die Herausforderung, Inhalte für Investoren verständlich aufzubereiten und so Finanzierung für Start-ups zu ermöglichen. Philip Reitsperger ist auf die kreative, visuelle Umsetzung spezialisiert und wurde für seine eigene Website identitylab.at 2023 mit dem Red Dot Design Award ausgezeichnet.
Christine Bandtlow, Vizerektorin an der Medizinische Universität Innsbruck für Forschung und Internationales übernimmt die Wissenschaftliche Leitung von gehirngesund. Die anerkannte Neurowissenschaftlerin koordiniert die Zusammenarbeit mit Ärztinnen und Ärzten sowie Wissenschafterinnen und Wissenschaftern aus den relevanten Bereichen, denen es ein Anliegen ist, einen positiven Beitrag für unsere Gesellschaft zu leisten und ihr Wissen und ihre Erfahrung weiterzugeben.
Prävention das »noch« einzige Mittel gegen Vergesslichkeit und Persönlichkeitsverlust
Da trotz intensiver Forschungsarbeiten noch keine bahnbrechenden Medikamente gegen Alzheimer und andere degenerative Erkrankungen erhältlich sind, ist Prävention das einzige Mittel gegen Vergesslichkeit und Persönlichkeitsverlust. Laut einer aktuellen Publikation der renommierten medizinischen Fachzeitschrift The Lancet sind 45 Prozent der Demenzfälle durch gesunden Lebensstil und die Behandlung von 14 Risikofaktoren vermeidbar.
Auf gehirngesund.at wird in einem ersten Schritt über die Risikofaktoren informiert und erklärt, was einen gesunden Lebensstil ausmacht. Da das entsprechende Handeln Konsequenz und Disziplin erfordert, ist in einem zweiten Schritt ein Motivationsteil geplant, der die Userinnen und User von gehirngesund mit speziellen Tools und Motivatoren bei der Umsetzung der so wichtigen Schritte für die eigene Gesundheit unterstützen wird.
Warnzeichen, auf die man achten sollte
Häufig wird Demenz erst im mittleren Stadium erkannt. Eine frühe[re] Diagnose hilft jedoch dabei, rechtzeitig mit einer Therapie zu beginnen und die Lebensqualität damit maßgeblich zu verbessern.
Immer mehr ältere Menschen sind besorgt, dass die bei ihnen auftretende Vergesslichkeit bereits Frühsymptom der Erkrankung sein könnte. Durch geeignete Gedächtnistests kann einem auch die Sorge genommen werden, an einer Demenz erkrankt zu sein. Bei einem Demenztest handelt es sich um wissenschaftlich erprobte und standardisierte Untersuchungsverfahren, mit denen die Hirnleistung beurteilt werden kann. Die Tests umfassen die zeitliche, räumliche und persönliche Orientierung sowie Prüfungen von Gedächtnis, Ausdrucksfähigkeit, logischem Denken und einfachen Tätigkeiten.
Warnzeichen für eine beginnende Demenz, die auf ein Frühstadium hinweisen, sind
- Vergessen von kurz zurückliegenden Ereignissen
- Verwirrung
- Probleme bei der Ausführung gewohnter Tätigkeiten
- Probleme bei der zeitlichen und örtlichen Orientierung
- Schwierigkeiten beim Fällen von Entscheidungen
- Depression und Rückzug
- Aggressivität und Gereiztheit
- Sprachliche Schwierigkeiten
Mehr als eine halbe Million bis zum Jahr 20250
2020 lebten rund 130.000 Menschen in Österreich mit einer Form einer demenziellen Beeinträchtigung, deren Versorgung jährlich etwa eine Milliarde Euro an Kosten verursacht. Nicht zuletzt aufgrund der demographischen Entwicklungen und der zunehmenden Lebenserwartung ist allerdings von einem Anstieg dieser Zahl auf über 600.000 bis zum Jahr 2050 auszugehen. „Dem müssen wir entgegenwirken, nicht nur wegen der Kosten, sondern auch wegen der enormen Tragweite, die Demenzerkrankungen für Familien und ihr soziales Umfeld haben“ meint Isolde Kühhas und hofft auf viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer bzw. Unterstützerinnen und Unterstützer des Projekts.
(Bilder: AdobeStock (2x), Gehirngesund)