Depressionen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen überhaupt. Mehr als fünf Prozent der Menschen in Österreich leiden aktuell an einer behandlungsbedürftigen Depression – also mehr als 400.000 Personen –, zirka 20 Prozent sind zumindest einmal in ihrem Leben von einer Depression betroffen. Bei Menschen mit chronischen Erkrankungen sind es sogar bis zu 40 Prozent. Laut zahlreicher Studien sind Frauen sogar doppelt so häufig von Depressionen betroffen, wie Männer.
Depressionen sind nicht[!] auf die leichte Schulter zu nehmen
Trotz der immer größer werdenden Zahl an Betroffenen fällt es diesen oft schwer, über ihre Erkrankung zu sprechen oder sich adäquate, psychologische Hilfe zu suchen. Häufig ist es aber auch so, dass Depressionen nicht sofort als solche erkannt werden. Diese Art der psychischen Erkrankung kann verschiedene Formen annehmen, wobei die Übergänge oft fließend sind. Depressionen sind eine ernstzunehmende psychische Erkrankung, die das gesamte Wohlbefinden der Betroffenen stark beeinträchtigt und die einer gezielten Behandlung bedürfen.
Viele unterschiedliche Ursachen
Warum Depressionen entstehen, kann viele unterschiedliche Ursachen haben. In der Regel wirken soziale, psychische und biologische Faktoren zusammen. Auf sozialer und psychischer Ebene können Depressionen unter anderem durch belastende Ereignisse, wie zum Beispiel eine Trennung, den Verlust einer nahestehenden Person, Arbeitslosigkeit oder Stress und Überlastung ausgelöst werden. Auch negative Gedankenmuster und Überzeugungen, wie auch der Aufschub eigener Bedürfnisse, können zur Entstehung einer Depression beitragen. In einigen Fällen gibt es aber auch keinen erkennbaren Auslöser.
Bei den biologischen Ursachen sind sowohl genetische Faktoren [hohes Vererbungsrisiko], als auch biochemische Veränderungen im Gehirn von Bedeutung. Dabei geht die Forschung von einem Mangel an bestimmten „Botenstoffen“ [sogenannten Neurotransmittern] aus. Diese Botenstoffe ermöglichen den Informationsaustausch zwischen den Gehirnzellen und werden bei depressiven Personen nicht in ausreichendem Maße freigesetzt.
Zu den wichtigsten Botenstoffen in Zusammenhang mit Depressionen zählen Serotonin und Noradrenalin. Menschen mit Depressionen können auch erhöhte Entzündungswerte aufweisen. Sie haben ein fast doppelt so hohes Risiko in weiterer Folge eine körperliche Erkrankung zu entwickeln.
Symptome einer Depression
Die Symptome einer Depression können sich auf verschiedenen Ebenen zeigen und das menschliche Erleben und Verhalten auf vielfältige Weise beeinträchtigen. Manchmal verstecken sich Depressionen auch hinter körperlichen Beschwerden. Die wichtigsten Symptome auf psychischer und körperlicher Ebene sind:
Psychische Symptome
- Niedergeschlagenheit, Traurigkeit, Antriebsschwäche, Energie- und Lustlosigkeit
- nahezu ständiges Grübeln und Schuldgefühle
- Konzentrationsschwäche
- vermindertes Selbstwertgefühl
- Hoffnungslosigkeit
- Verlust von Interessen
- sozialer Rückzug/ Isolation
- Suizidgedanken
Körperliche Symptome
- erhöhte Müdigkeit und Erschöpfung
- Schlafstörungen
- Veränderungen im Appetit, Gewichtsverlust oder -zunahme
- Nachlassen des sexuellen Verlangens
- innere Unruhe
- Magen-/ Darmprobleme
- Schmerzen
Die Anzeichen von Depressionen sind bei Männern und Frauen oft unterschiedlich. Bei Männern finden sich unter anderem häufiger Unzufriedenheit, erhöhte Gereiztheit, unangemessene Wut- und Aggressionsausbrüche, riskantes Verhalten und vor allem übermäßiger Alkoholkonsum.
Behandlung von Depressionen
Obwohl Depressionen heutzutage gut behandelbar sind, erhalten nur zirka 25 bis 33 Prozent aller Betroffenen eine adäquate Therapie. Zu den wirksamsten Behandlungsmöglichkeiten zählt eine Kombination aus psychologischer und medikamentöser Therapie mit vor allem Antidepressiva.
Psychologische Beratung
- Vermittlung von störungsspezifischen Informationen und Wissen [Psychoedukation]
- Motivationsaufbau
- Angehörigenberatung
Klinisch-psychologische Diagnostik
- Bestimmung der Faktoren, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Depressionen beitragen
- Erstellen eines individuellen Behandlungskonzepts
- Findung bestehender Ressourcen
- Formulierung von Behandlungszielen
- Identifizierung von Stressoren
Psychologische Therapie/ Klinisch- psychologische Behandlung
Ziele einer Therapie/ Behandlung
- Unterstützung bei der Bewältigung und einem angemessenen Umgang mit den Symptomen
- Wiedergewinnung der Lebensqualität
- Verbesserung der Selbstfürsorge
- Erkennen von und Umgang mit Warnsignalen
Häufig eingesetzte Methoden
- Kognitive Umstrukturierung
- Entspannungstechniken
- Problemlösung und Konflikttraining
- Entwicklung von Selbstsicherheit und sozialen Kompetenzen
- Aktivierung von Ressourcen und Förderung von Resilienz
- Achtsamkeitsbasierte Methoden
Service
Um die Erkrankung zu enttabuisieren und das Bewusstsein der psychischen Gesundheit zu stärken, widmet sich jetzt ein neuer Folder des Berufsverbandes Österreichischer Psycholog•innen [BÖP] dem Thema „Depressionen“. Der Folder liefert unter anderem Informationen zu Hintergründen, Symptomen und Behandlungsmöglichkeiten.
Den Folder können sie HIER als Pdf downloaden oder HIER kostenfrei bestellen.
Wenn sie psychologische Hilfe für sich selbst und/ oder für eine Angehörigen benötigen oder noch Fragen zum Thema Depressionen haben, können sie sich von Montag bis Donnerstag von 9 bis 13 Uhr an die Helpline 01/ 504 80 00 wenden. Oder sie schreiben ein Mail an helpline@boep.or.at.
Psycholog•innen, Klinische Psycholog•innen oder Gesundheitspsycholog•innen in ihrer Nähe finden sie auf www.psychnet.at, der größte Psycholog•innen-Suchmaschine Österreichs.
(Bilder: AdobeStock)