Der Mythos der reinigenden Wirkung von Detox-Kuren hält sich hartnäckig, obwohl wissenschaftliche Belege dafür fehlen. Durch eine spezielle Ernährung, Entspannungsübungen und Bäder sollen Schadstoffe und Gifte im Körper gebunden und ausgeschieden werden. Normalerweise reinigt sich der menschliche Körper selbst und scheidet unerwünschte Stoffe über die Ausscheidungsorgane Leber, Nieren, Darm und Haut wieder aus. In diesem Sinn ist gerade bei sensiblen Personen Vorsicht bei Detox-Kuren geboten, da unter Umständen sogar gesundheitliche Risiken drohen.
Nach dem Fasching ist vor der Fastenzeit
Mit dem offiziellen Ende des Faschings beginnt gleichzeitig die Fastenzeit, die viele Menschen nutzen, um sich wieder auf das Wesentliche zu besinnen. Sie verzichten in den 40 Tagen von Aschermittwoch bis Ostern wahlweise auf Alkohol, Nikotin, Süßes oder auch fett- und generell kalorienreiches Essen. Phasen der Askese sind durchaus dem langfristigen Genussempfinden zuträglich, zunehmend machen Menschen aber auch Detox-Kuren, um sich generell zu entgiften, abzunehmen und das Immunsystem zu stärken.
Der Nutzen solcher Kuren ist für diese Zwecke allerdings fraglich. Das forum. ernährung heute [f.eh] hat daher dem Mythos „Detoxification“ auf den Zahn gefühlt.
Was genau ist mit »Detox« eigentlich gemeint?
„Detox“ liegt im Trend. Aber was ist damit eigentlich genau gemeint? „Eine fachliche Definition des Begriffes gibt es nicht. Vielmehr werden damit verschiedenste Maßnahmen wie Diäten oder Nahrungsergänzungsmittel zusammengefasst. Sie sind jedoch keine medizinischen Ansätze oder Therapien“, so Marlies Gruber, Geschäftsführerin bei f.eh. Auch in der wissenschaftlichen Literatur wird betont, dass eine Entgiftung oder Entschlackung über Detox-Kuren für gesunde Menschen nicht nötig ist.
Zum einen werden im Körper keine sogenannten „Schlacken“ gebildet. Weder Fett und Zucker noch Alkohol, säurebildende Lebensmittel, Umweltgifte und Schadstoffe führen zu deren vermeintlicher Entstehung. Zum anderen ist die Aktivität der Entgiftungsorgane Leber und Nieren bei grundsätzlich gesunden Menschen stets voll im Gange, auch wenn sie auf keine bestimmten Lebensmittel verzichten. Für das Konzept der speziellen Entgiftung oder Entschlackung fehlen schlicht die wissenschaftlichen Belege. Denn unerwünschte Stoffe werden von einem gesunden Körper automatisch über Leber, Nieren und Darm sowie Haut und Lunge ausgeschieden.
Vorsicht vor dem Detox-Jojo und bei Risikogruppen
Als Detox-Programme werden häufig diverse Saft- oder Suppenkuren angepriesen, bei denen über mehrere Tage hinweg nur Wasser, Tee, Obst- und Gemüsesäfte und/ oder Suppen getrunken und/ oder gegessen werden. Das soll auch beim Abnehmen helfen. Warum sich anfänglich ein deutlicher Gewichtsverlust zeigt, hängt allerdings im Grunde nur damit zusammen, dass kaum Kalorien aufgenommen werden und der Körper entwässert. Menschen, die sich zusätzlich dazu auch noch wenig bewegen, bauen zudem Muskeln ab.
„Sobald wieder normal gegessen wird, droht der Jojo-Effekt. Detox-Kuren eignen sich somit nicht, um überschüssige Kilos langfristig loszuwerden„, warnt Marlies Gruber. Vielmehr bergen Detox-Kuren vor allem für sensible Personengruppen mitunter sogar gesundheitliche Risiken. Menschen mit Untergewicht, Immunschwäche oder schweren chronischen Erkrankungen sowie Schwangere sollten auf Saftkuren oder vergleichbare Diäten verzichten. Werden Arzneimittel eingenommen, sollte vorab jedenfalls mit dem behandelnden medizinischen Personal Rücksprache gehalten werden. Denn bei einem hohen Kaloriendefizit kann der Körper mitunter anders auf Medikamente reagieren und deren Wirkung verstärkt sein.
Detox-Kur als Startschuss für einen »gesunden« Lebensstil
„Ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung und körperlicher Aktivität ist für den Körper jedenfalls sinnvoller als eine Detox-Kur„, so die Ernährungsexpertin. „Fasten-Kuren können aber ein Ausgangspunkt sein. Am Ende einer solchen Kur nimmt man etwa Gerüche und Geschmäcker wieder intensiver wahr, genießt das Essen und Trinken bewusster und achtet mitunter stärker auf körpereigene Signale wie Hunger und Sättigung. Oftmals plant man mehr Bewegung und Sport, aber auch Ruhephasen ein. Behält man bewusstes Genießen und einen aktiveren Lebensstil langfristig bei, kommt das der eigenen Gesundheit auf jeden Fall viel besser zugute als die eine und andere Detox-Kur.“
Fazit: Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht spricht nichts dagegen, mehr Gemüse, Obst, Salat und Vollkorn zu essen. Als „Wundermittel“ zum Entgiften des Körpers eignen sich Detox-Kuren allerdings nicht. Und spätestens wenn man danach wieder das gleiche isst wie davor, hat sich der ganze Aufwand mit Sicherheit nicht gelohnt.
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