Unter dem Motto „Diabetes im Tauziehen zwischen Innovationen und Ressourcen“ widmete sich die Frühjahrstagung der Österreichischen Diabetes Gesellschaft [ÖDG] den neuesten Technologien und Therapieansätzen und der immer größer werdenden Problematik der Begrenzungen im Versorgungssystem.
Bei der Tagung wurden bahnbrechende neue Technologien wie automatisierte Insulinpumpen und Smartpens, die die abgegebenen Insulineinheiten automatisch dokumentieren, präsentiert. Spannende Zukunftstherapien, wie ein einmal wöchentlich zu spritzendes Insulin, eine 2-mal jährliche Blutdrucktherapie oder eine einmalige Infusion, die zu einem lebenslang niedrigen Cholesterinspiegel durch Einsatz von Gentherapie führt, wurden beleuchtet. Die gesellschaftlich relevante Problematik der Adipositas wurde im Rahmen der Tagung ebenfalls diskutiert. Ein Paradigmenwechsel in der Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 zeichnet sich ab. Auf Grund vieler neuer Substanzen in der Behandlung, sind hervorragende, nie dagewesene Ergebnisse in der Gewichtsreduktion zu erzielen. Daher heißt es in Zukunft umso mehr: Diabetesmanagement = Gewichtsmanagement!
Eingeschränkte Verfügbarkeit von Diabetestherapien
Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Fasching, MBA, Präsident der ÖDG und Abteilungsvorstand der 5. Medizinischen Abteilung mit Endokrinologie, Rheumatologie und Akutgeriatrie der Klinik Ottakring der Stadt Wien, erklärt: „In der Diabetologie gelingen große technologische und therapeutische Fortschritte, die Leben verlängern und Lebensqualität von Menschen mit Diabetes verbessern können. Gleichzeitig stoßen wir immer öfter an Grenzen in der Versorgung der Patientinnen und Patienten. Es beginnt bei der aktuell eingeschränkten Verfügbarkeit von wichtigen Diabetestherapien und endet in der Personalknappheit unserer Gesundheitssysteme. Als neuer ÖDG Vorstand legen wir einen starken Fokus auf die konstruktive Zusammenarbeit mit allen relevanten Stakeholdern im Gesundheitswesen. Dazu fand auch ein Treffen zwischen ÖDG-Vertreter•innen und der Dachorganisation der Diabetes Selbsthilfe Österreich „wir sind Diabetes“ im Rahmen der Frühjahrstagung statt.“
Innovation in die Ordination
Fasching weiter: „Insbesondere soll die Vernetzung mit dem niedergelassenen Bereich, einschließlich Primärversorgungseinheiten [PVEs], Internist•innen und Allgemeinmediziner•innen, forciert werden. Dazu gehört auch verstärkt niedergelassene Ärzt•innen für diabetesrelevante Zusatzausbildungen zu gewinnen. Dies ist entscheidend für eine integrierte Versorgung von Menschen mit Diabetes.“
Priv.-Doz.in Dr.in Gersina Rega-Kaun, erste Sekretärin der ÖDG und Leiterin der Lipidambulanz an der 5. Medizinischen Abteilung der Klinik Ottakring, ergänzt: „Diabetes ist eine der großen Gesundheitsherausforderungen in unserem Land. Da jede zehnte erwachsene Person in Österreich an Diabetes erkrankt ist, werden in jeder Ordination für Allgemeinmedizin oder Innere Medizin und auch in jeder PVE Menschen mit Diabetes behandelt. Die Österreichische Diabetesgesellschaft will den aktuellen Wissensstand zur Erkrankung vermitteln und alle Behandler•innen dabei unterstützen, Menschen mit Diabetes optimal zu versorgen.“
Therapie Aktiv
Als ein geeignetes Tool zur Vernetzung sieht die ÖDG das Disease Management Programm [DMP] „Therapie Aktiv – Diabetes im Griff“. Dieses soll in Kooperation und im Austausch mit den Gesundheitskassen ausgebaut und für Ärzt•innen attraktiver werden, damit jeder Mensch mit Diabetes die Chance hat, im Rahmen dieses Programmes betreut zu werden. Ein Ausschuss der ÖDG überarbeitet das DMP, um es für Anwender•innen im niedergelassenen Bereich aber auch für Menschen mit Diabetes attraktiver zu machen. Dazu gehören vor allem auch Schulungsangebote für Betroffene. Die Vorsorge, um Folgen des Diabetes zu vermeiden bzw. rechtzeitig zu entdecken und einer Therapie zuzuführen, steht dabei an vorderster Stelle.
Konzentrierte Expertise
Rega-Kaun gibt Einblick in die Arbeitsweise der ÖDG: So wie der DMP-Ausschuss leisten alle Ausschüsse der ÖDG ehrenamtlich eine hervorragende Arbeit. Beispielsweise wird im Technologieausschuss gerade ein Positionspapier zum Umgang mit den neuen Technologien im Diabetesbereich erstellt. Im Science-Ausschuss werden wissenschaftliche Projekte koordiniert, um österreichische Daten zu generieren und auch der Öffentlichkeit zu präsentieren. Der Ausschuss der Young Diabetologists fördert die Vernetzung junger Diabetolog•innen und arbeitet an Hospitations- und Mentoring-Programmen. In unseren Ausschüssen wird jene Arbeit geleistet, die dafür sorgt, dass die Diabetologie in Österreich auf dem neuesten Stand bleibt.“
Über die Österreichische Diabetes Gesellschaft [ÖDG]
Die Österreichische Diabetes Gesellschaft [ÖDG] ist die ärztlich-wissenschaftliche Fachgesellschaft der österreichischen Diabetes-Experten•innen. Ordentliche Mitglieder der Gesellschaft sind Ärzt•innen und wissenschaftlich einschlägig orientierte Akademiker•innen. Assoziierte Mitglieder sind Diabetesberater:•nnen und Diätolog•innen.
Die ÖDG sieht es als ihre Aufgabe, die Gesundheit und Lebensqualität von Menschen mit Diabetes mellitus zu verbessern. Sie setzt sich daher für die Anliegen der Betroffenen ein. Sie fordert und fördert die stetige Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Diabetes mellitus. Sie unterstützt die Forschung und verbreitet wissenschaftliche Erkenntnisse aller den Diabetes berührenden Fachgebiete sowohl zur Verbesserung der medizinischen Betreuung als auch zur bestmöglichen Vorbeugung von Neuerkrankungen.
Informationen über die Aktivitäten der ÖDG finden sie unter www.oedg.at
(Bilder: AdobeStock, Wild und Team Salzburg (2x))