Seit bald einem Jahr leiden wir alle unter den Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Besonders darunter zu leiden haben alte und/ oder pflegebedürftige Menschen in Alten- und Pflegeheimen. Denn Heimbesuche sind seit Monaten nur sehr eingeschränkt möglich. Die sich daraus ergebende Isolation der älteren Menschen in den Heimen hat zum Teil dramatische Konsequenzen. Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec mahnt sogar: „Auch der soziale Tod ist ein Tod – und den müssen wir verhindern“.
In diesem Sinn fordert sie gemeinsam mit Dr. Peter Kostelka, Präsident des Pensionstenverbandes [PVÖ], eine rasche Umsetzung der Erleichterungen für Heimbesuche. Die Besuchseinschränkungs-Verordnung müsse umgehend neu gemacht werden, so die beiden unisono.
Fünffach-Schutz muss Isolation beenden
Der PVÖ hat die derzeit gültige Besuchseinschränkungen in Pflege- und Seniorenheimen als „unmenschlich, unerträglich und nicht mehr länger zumutbar“ kritisiert. Gleichzeitig verlangt der PVÖ, dass bei einem Fünffach-Schutz mit Impfung, negativen Tests, FFP-2-Masken, Abstand halten und Desinfektion/ Hände waschen mehr Besuche möglich sein müssen. „Endlich reagiert auch die Bundesregierung auf den Aufruf des Pensionistenverbandes. Denn die seelische und psychische Situation der Betroffenen ist erschütternd. Es geht hier um ältere Menschen, die seit Monaten ihre Kinder, Enkelkinder oder Urenkerln nicht mehr persönlich gesehen haben. Das ist eine schlimme Qual, denn die Besuche sind eine der wenigen Freuden in ihrem Alltag,“ erklärte dazu PVÖ-Präsident Kostelka.
Kostelka: „Sicherheit hat selbstverständlich allerhöchste Priorität. Aber mit einem Fünffach-Schutz, also wenn die Heimbewohnerin oder der Heimbewohner geimpft ist, die Besucherin oder der Besucher einen aktuellen negativen Test hat, beide eine FFP2-Maske tragen und Abstand halten sowie Desinfektionsmaßnahmen vorgenommen haben, muss es doch möglich sein, öfter als nur einmal pro Woche einen Besuch machen zu können. Ebenso sollte es kein Problem darstellen, wenn auch mehrere Personen pro Woche kommen.“
„Wer geimpft ist, muss raus aus der Isolation!“
In das gleiche Horn bläst Seniorenbund-Präsidentin Korosec: „Seit Wochen kämpfe ich hartnäckig dafür, dass Pflege- und Altenheimbewohnerinnen und Bewohner ihre Lieben wieder öfter sehen dürfen. Neben vielen internen Gesprächen habe ich mich auch in einem persönlichen Brief an Gesundheitsminister Anschober für baldige Lockerungen der Besuchsregeln stark gemacht. Ich bin froh, dass bereits Anfang März erste Lockerungsschritte gesetzt werden.“ Sie bezieht sich dabei unter anderem auch auf die Ankündigung von Gesundheitsminister Rudolf Anschober, die strengen Besuchsregeln in den Pflegeheimen im Rahmen einer Evaluierung Anfang März zu lockern.
„Die ‚1×1-Regel‘ [Anmerkung: eine Person einmal pro Woche] für Besuche stammt bekanntlich noch aus der Zeit vor dem Start der Corona-Schutzimpfung. Aber jetzt, wo alle impfwilligen Bewohnerinnen und Bewohner der Alten- und Pflegeheime geimpft sind, ist diese Regel schlicht nicht mehr haltbar. Ein Besuch pro Woche ist auf Dauer einfach viel zu wenig,“ betont Korosec und spricht Klartext: „Wer geimpft ist, muss raus aus der Isolation„!
In einem ersten Schritt wünscht sie sich, dass die Bezugspersonen von Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern diese statt einmal pro Woche zumindest zwei- bis dreimal pro Woche besuchen dürfen. Voraussetzungen sollen weiter das Vorliegen eines negativen Coronatests sowie das Tragen von FFP2-Masken sein. „Dafür haben sich die Seniorinnen und Senioren immerhin impfen lassen!“, erinnert Ingrid Korosec.
Heimbesuche müssen wieder möglich sein
Die Immunisierung ganzer Häuser lässt laut Kostelka eine Lockerung der restriktiven Besuchsregelung und wieder mehr Heimbesuche auf jeden Fall zu. Der Pensionistenverbands-Präsident fordert daher ein „Ende der sozialen Isolation„. Kostelka: „Wir müssen die Menschen aus der Vereinsamung wieder herausholen. Es gilt auch auf die psychische Gesundheit zu achten, die ist für ältere Menschen besonders wichtig!“
„Viele Senioren- und Pflegeeinrichtungen haben ein hervorragendes und vor allem sicheres Besuchsmanagement entwickelt. Man muss diesen Einrichtungen nun die Möglichkeit geben, dieses auch umzusetzen. Die Besuchseinschränkungs-Verordnung für Heimbesuche muss jetzt rasch neu gemacht werden,“ so Kostelka
Schließlich mahnt die Seniorenbund-Präsidentin, dass es bei den Lockerungen für Heimbesuche Anfang März nicht nur bei Ankündigungen bleiben darf. Diese müssten zügig umgesetzt werden. „Denn wenn die Impfung der Anfang vom Ende der Pandemie ist, müssen das die Seniorinnen und Senioren auch spüren dürfen! Auch der soziale Tod ist ein Tod – und den müssen wir unbedingt mit einer vorsichtigen und kontrollierten Lockerung der Besuchsregeln verhindern,“ so Korosec.
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