Seit Jahren ist Lachs einer der beliebtesten Speisefische in Österreich. Vor allem in der Weihnachtszeit kommt er – neben dem „Weihnachtskarpfen“ – immer öfters auf den Tisch. Fast alle Lachsprodukte in unseren Supermärkten stammen aus Aquakultur. Doch der gezüchtete Lachs steht häufig in der Kritik. Er sei schlecht für die Umwelt und voll mit Antibiotika. Aber stimmt das wirklich? Wir haben uns die häufigsten Mythen über Zuchtlachs angeschaut. Lesen sie hier, was wir herausgefunden haben.
Lachs ist besonders gesund
Grundsätzlich können wir mal festhalten, dass Lachs besonders gesund ist. Vor allem die langkettigen Omega-3-Fettsäuren, Eicosapentaensäure [EPA] und Docosahexaensäure [DHA]. Es gibt Studien, die davon ausgehen, dass der regelmäßige Verzehr von Lachs – ein bis zweimal pro Woche – sogar zur Prävention von Herzinfarkt und Schlaganfall beiträgt. Die genannten Fettsäuren scheinen nämlich ungünstige Blutfette zu senken und günstige anzuheben, gegen zu hohen Blutdruck zu wirken und die Fließeigenschaften des Blutes zu verbessern.
Neben einem hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren liefert Lachs aber auch noch jede Menge Vitamine, Mineralstoffe sowie Spurenelemente, unter anderem Vitamin A, D, E sowie Kalzium, Magnesium, Jod, Fluor und Selen. Außerdem enthält er keine Kohlenhydrate, dafür aber viel Eiweiß und eigentlich gar nicht so viele Kalorien wie ein derartiger „Fettfisch“ vermuten lassen würde, nämlich nur rund 130 Kilokalorien auf 100 Gramm Lachs. Ernährungsphysiologisch sättigt Lachs aus diesem Grund gut, ohne jedoch dick zu machen.
Gezüchteter Lachs ist voll mit Antibiotika
Diese Annahme hält sich durchaus hartnäckig, ist jedoch falsch. Denn: Nicht nur wir Menschen können mit vorbeugenden Maßnahmen wie Hygiene viele Krankheiten abwenden. Das gleiche gilt auch für die Fischzucht – an dieser Stelle sei angemerkt, dass sich die Qualität von Wild- und Zuchtlachs kaum voneinander unterscheidet.
Der Einsatz von antibakteriellen Medikamenten in der Fischzucht konnte jedenfalls mit diversen Hygienemaßnahmen massiv reduziert werden, bei Lachs aus Norwegen beispielsweise um 99 Prozent. Bei einer aktuellen Untersuchung von Stiftung Warentest konnten keine Rückstände von Antibiotika in den getesteten Zuchtlachsen gefunden werden.
Für ein Kilo Zuchtlachs braucht man fünf Kilo Wildfisch
Diese Zahl ist längst überholt, taucht aber auch immer wieder auf. Heute wird im Durchschnitt weniger als ein Kilo Wildfisch benötigt. Aktuell machen Fischmehl und -öl weniger als 30 Prozent des Futters in der Zucht aus. Viel davon kommt mittlerweile aus Überresten aus der Verarbeitung. Der Rest besteht aus an Land produzierten Zutaten, wie Weizen, Mais und Soja. Auch diese Bestandteile sollten aus verantwortungsvollen Quellen stammen, deswegen enthalten die Standards des Aquaculture Stewardship Councils [ASC] Anforderungen an marine und auch pflanzliche Zutaten.
Lachs ist nur eine von vielen Zuchtarten. Ein Blick auf die gesamte globale Aquakultur zeigt, dass nur 220g Wildfisch für jedes produzierte Kilo Zuchtfisch und Krebstiere verwendet werden.
Lachszucht ist Massentierhaltung unter Wasser
Bei jeder Form der Tierhaltung sollte auf das Tierwohl und somit auf die Bedürfnisse der jeweiligen Tierart Rücksicht genommen werden. Darum geht es auch in der Fischzucht. In norwegischen Lachszuchten dürfen die Fische nur 2,5 Prozent des Platzes im Gehege einnehmen, der Rest ist Wasser. So haben sie reichlich Platz zum Schwimmen. Schwarmfische auf der anderen Seite mögen es kuschliger und bleiben zusammen, auch wenn sie mehr Platz haben.
Lachszucht sorgt für tote Meeresböden
Wie die Lebensmittelproduktion an Land hat auch die Lachszucht im Meer Einflüsse auf den Boden. ASC-zertifizierte Lachszüchter müssen nachweisen, dass sie das Ökosystem unter [und um] ihre[r] Farm erhalten, indem sie chemische und biologische Parameter, wie zum Beispiel die Qualität und Zusammensetzung der am Meeresboden lebenden Tiere und Pflanzen, messen. Zusätzliche Brachzeiten, also Zeiten, in denen die Gehege leer sind, geben dem Meeresboden die Möglichkeit zur Regeneration. So können die Meeresböden und ihre Bewohner geschützt werden.
Die Bekämpfung der Lachslaus schädigt die Umwelt
Lachsläuse sind marine Parasiten, die Lachs und Forellen im Meer befallen – sowohl in der Wildnis als auch in der Zucht. Sie ernähren sich von Haut und Muskeln der Fische, was die Tiere krank macht. Die ASC-Standards erfordern, die Gesundheit der Lachse zu erhalten und die Umwelt nicht zu schädigen. Genau deswegen setzen Züchter vielerorts mittlerweile auf biologische Schädlingsbekämpfung mit Putzerfischen, Lachslausfallen, Luftblasennetze um die Farmen herum und viele weitere nicht medizinische Maßnahmen.
Bei der Lachszucht geht es großen Unternehmen rein um Profit
Wie in fast jeder Branche gibt es auch in der Lachszucht große Unterschiede: von globalen Unternehmen, die in mehreren Ländern Zuchten betreiben bis hin zu kleinen Familienbetrieben, die sich zu Kooperationen zusammenschließen. Was sie gemeinsam haben: Die meisten Lachsfarmen liegen in entlegenen Regionen und sind zusammen mit der Fischverarbeitung die Lebensader und oftmals die einzige Einkommensquelle für kleine Gemeinden, in Norwegen genauso wie in Chile oder Island. Groß ist also nicht immer gleich schlecht. Gerade die großen Unternehmen investieren viel in Forschung, von der die gesamte Branche profitiert.
Alles in allem können wir also festhalten: Gezüchteter Lachs ist jedenfalls besser als sein Ruf. Denn in den letzten Jahren hat sich in der Lachszucht so einiges verbessert. Der Antibiotikaeinsatz wurde zum Beispiel stark reduziert und die Futterzusammensetzung optimiert. Neben Gesetzen sind es vor allem auch Zertifizierungen, wie die des ASC, die Verbesserungen und Innovationen in der Lachszucht vorangetrieben haben.
Über den ASC
Der Aquaculture Stewardship Council [ASC] ist eine unabhängige, gemeinnützige Organisation, die 2010 gemeinsam von dem World Wildlife Fund [WWF] und der Initiative für nachhaltigen Handel [IDH] gegründet wurde, um die Zertifizierung von verantwortungsvollen Fischzuchten auf der ganzen Welt zu betreiben. Die ASC-Standards verlangen, dass die Leistung der Fischfarmen sowohl an ökologischen als auch an sozialen Anforderungen gemessen wird. Die Zertifizierung erfolgt durch unabhängige Gutachter, deren Berichte auf der ASC-Webseite veröffentlicht werden.
Das ASC-Siegel auf der Verpackung zeigt den Verbraucher•innen, dass der Fisch und die Meeresfrüchte, die sie kaufen, mit minimalen Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft gezüchtet wurden.
(Bilder: AdobeStock)