Österreichs Supermärkte könnten einen großen Beitrag dazu leisten, Lebensmittelverschwendung zu verringern. Sie setzen bisher aber nur einen Teil der möglichen Initiativen um. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung von Greenpeace-Marktcheck. Die Umweltschutzorganisation hat zehn Maßnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen definiert und bei neun Supermarktketten nachgefragt, inwieweit sie die entsprechenden Kriterien erfüllen. Alle Supermärkte sind sich der Problematik bewusst, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Von den neun abgefragten Märkten setzt Unimarkt, gefolgt von MPreis und Hofer, die meisten konkreten Maßnahmen um, PennyMarkt die wenigsten.
Kein „zwei zum Preis von einem“
Eine wichtige Maßnahme zur Vermeidung von Lebensmittelmüll ist es, keine Multipacks – etwa zwei Produkte zum Preis von einem – anzubieten, vor allem bei leicht verderblicher Ware. Solche Angebote können dazu führen, dass Kunden mehr kaufen als sie eigentlich brauchen und ihnen die Ware zuhause schlecht wird. Die Supermärkte tragen so indirekt zur Lebensmittelverschwendung bei. Die Alternative wäre ein Preisnachlass schon ab dem ersten Stück. Unimarkt und Hofer sind die einzigen der befragten Supermärkte, die komplett auf Gratis-Angebote verzichten.
20 Prozent schaffen es nicht in den Handel
Doch nicht nur durch ihr Angebot, sondern auch durch ihre Einkaufspolitik können Supermärkte zu weniger Lebensmittelmüll beitragen. Obst und Gemüse, das nicht den hohen optischen Qualitätsstandards entspricht, kaufen die Händler von den Produzenten oft gar nicht an. Diese werfen es dann entweder weg, ackern es wieder ein oder verarbeiten es, im selteneren Fall, weiter. Jene Supermärkte, die auch Obst der Handelsklasse II oder vergleichbare Produkte anbieten, wurden daher von Greenpeace besser bewertet. Geschätzte zwanzig Prozent der Lebensmittel schaffen es nicht einmal in den Handel, obwohl sie bedenkenlos genießbar sind. Die Supermärkte können das ändern.
Auch nach Ablauf der Mindesthaltbarkeit noch gut
Auch den Zugang der Supermärkte zum Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) fragte Greenpeace ab. Das MHD gibt an, bis zu welchem Zeitpunkt der Hersteller garantieren kann, dass die wertbestimmenden Eigenschaften des Lebensmittels, etwa Farbe, Geruch oder Geschmack, bei angemessener Lagerung erhalten bleiben. Sehr oft ist die Ware aber weit über das MHD hinaus bedenkenlos genießbar. Lebensmittelrechtlich dürfen Händler Produkte nach Ablauf des MHD noch verkaufen, wenn sie sich von der Qualität des Produkts überzeugt haben und ihre Kunden eindeutig darauf hinweisen. Leider macht dies kein einziger Supermarkt. Was jedoch zumindest sehr häufig vorkommt, ist ein Abverkauf der Produkte kurz vor Ablauf des MHD und eine Weitergabe betroffener Produkte an Sozialmärkte.
Petition „Beendet die Lebensmittelverschwendung“
Allgemein kritisiert Greenpeace die schlechte Datenlage rund um das Thema. Österreichs Supermärkte verfügen über wenig Information, was Menge und Art des anfallenden Lebensmittelmülls betrifft. Hier ist auch die Politik gefordert. Obwohl insgesamt das Ergebnis des Marktchecks nicht schlecht ausgefallen ist – immerhin wurden sechs Supermärkte mit „Gut“ bewertet – braucht es noch mehr konkrete Vorgaben, auch seitens der Bundesregierung. Greenpeace hat eine Petition gestartet, damit endlich verpflichtende, gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden. HIER geht´s direkt zur Petition.
Weitere Informationen und die Ergebnisse im Detail
Unter dem Titel „Nachhaltigkeit im Test“ nimmt der Greenpeace-Marktcheck regelmäßig das Sortiment des österreichischen Einzelhandels unter die Lupe. Jeweils zu Monatsanfang wird im Hinblick auf die Erfüllung von nachhaltigen Kriterien ein Ranking der größten Supermarktketten in Österreich veröffentlicht. Das Ranking zum aktuellen Thema Lebensmittelabfall, die zugrundeliegenden Kriterien und Gewichtungen sowie Produktinformationen finden Sie unter: greenpeace.at/nachhaltigkeit-im-test.
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