Impfungen leisten – ganz generell – für die Prävention und die Ausrottung von Krankheiten sowie die Verhinderung von Todesfällen einen wichtigen Beitrag, wodurch wir gesünder alt werden. Ihr Effekt könnte aber viel breiter und größer sein, wenn noch mehr Menschen die für sie empfohlenen Impfungen erhalten würden. Ansatzpunkte zur Steigerung der Durchimpfungsraten gäbe es mehrere. Der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller [ÖVIH] befürwortet daher seit Jahren die Einführung eines Impfkonzepts für alle Altersgruppen. Denn davon würden nicht nur die geimpften Personen, sondern auch die Volkswirtschaft und die Gesellschaft an sich profitieren.
Präventionsmaßnahme, mit der wir gesünder alt werden
„Auch wenn die Lebenserwartung in Österreich relativ hoch ist, ist die Anzahl der gesunden Lebensjahre nur durchschnittlich und im europäischen Vergleich eher schlecht“, berichtet ÖVIH-Präsidentin Mag.a Renée Gallo-Daniel. Die Gründe dafür seien vielfältig. Impfungen als primäre Präventionsmaßnahme könnten jedoch viel dazu beitragen, uns gesünder altern zu lassen, zeigt sich die ÖVIH-Präsidentin überzeugt.
„Nehmen wir nur das Beispiel der Infektionen der unteren Atemwege: Laut WHO gehören diese Erkrankungen zu den häufigsten Todesursachen weltweit“, so Gallo-Daniel. „Außerdem können sie auch indirekt zu einer nachfolgenden Sterblichkeit beitragen, indem sie das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere Komplikationen erhöhen.
Wären mehr Menschen zum Beispiel gegen Covid-19, Influenza, Pneumokokken oder RSV* geimpft, kann dies die Sterblichkeitsrate senken. Darüber hinaus wird auch die Krankheitslast beeinflusst. Impfungen können mit hoher Wahrscheinlichkeit einen positiven Einfluss auf die gesunden Lebensjahre haben.“ Zusätzlich würden auch das ohnehin schon stark belastete Gesundheitssystem und die Volkswirtschaft durch geringere Krankheitskosten und damit reduzierte Arbeitsausfälle profitieren. „Positive Effekte werden aber nicht nur von Impfungen gegen Atemwegserkrankungen, sondern durch alle Impfungen erzielt“, betont Gallo-Daniel.
Maßnahmen notwendig
Wie man mehr Menschen dazu bringen könnte, sich impfen zu lassen und damit die Durchimpfungsraten in der Bevölkerung zu steigern, publiziert der ÖVIH in einem regelmäßig upgedateten Aktionsplan. Klar ist: „Um ein breites Impfkonzept für alle Österreicherinnen und Österreicher zu etablieren, muss Impfen auf die gesundheitspolitische Agenda, jetzt und in der Zukunft.“ Das betont auch ÖVIH-Vizepräsidentin Mag.a Sigrid Haslinger.
„Außerdem muss es endlich nationale Impfziele zu den im österreichischen Impfplan empfohlenen Impfungen geben, die regelmäßig evaluiert werden“, so die ÖVIH-Vizepräsidentin. Weiters und ganz konkret bräuchte es unter anderem einen noch niederschwelligeren Zugang zu Impfungen, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene sowie Aufklärungskampagnen durch die öffentliche Hand in Kooperation mit Ärzt•innen und Apotheker•innen.
Wesentlich sei, dass all diese Maßnahmen für alle Altersgruppen gelten. „Impfungen sind schließlich nicht nur für Kinder wichtig, sondern für Menschen jeden Alters“, erklärt Haslinger. „Nicht ohne Grund sprechen alle relevanten Institutionen von WHO bis EU mittlerweile von der sogenannten ‚Life course immunization‘, also dem lebenslangen Impfen.“
Schutz für sich selbst und andere
„Gar nicht oft genug hervorheben kann man, dass Impfungen in vielen Fällen nicht nur die geimpfte Person selbst, sondern auch ihr Umfeld schützen können“, erläutert ÖVIH-Generalsekretär Dr. Christoph Jandl. Krankheiten wie Influenza, Pneumokokken, Keuchhusten oder RSV würden besonders häufig von Kindern auf die Großeltern übertragen, die ganz besonders stark mit den Folgen zu kämpfen hätten. Eine rechtzeitige Impfung beider Altersgruppen kann diesen Kreislauf unterbrechen und Erkrankungsfälle verhindern oder zumindest die negativen Auswirkungen deutlich abschwächen, so Jandl.
Ganz besonders wichtig sind Impfungen aber auch in Bezug auf jene Menschen, die sich nicht selbst impfen lassen oder bei denen die Impfungen nicht ihre volle Wirkung erzielen können. Das sind zum Beispiel Menschen, deren Immunsystem durch Krebs oder andere Erkrankungen geschwächt ist. Jandl erläutert: „Sie kann man nur dadurch schützen, dass möglichst viele andere im Umfeld geimpft sind. Dadurch entsteht ein sogenannter Gemeinschaftsschutz, der auch die nicht impfbaren Personen miteinschließt.“
Daneben gibt es noch Impfungen wie FSME**, bei denen es keinen Gemeinschaftsschutz geben kann, weil die Übertragung der Erreger von den Zecken auf die Menschen durch Zeckenstich erfolgt. „In diesem Fall muss sich jede und jeder selbst schützen und ihre bzw. seine Impfung auch regelmäßig auffrischen lassen“, so der ÖVIH-Generalsekretär. „Helfen würde hier besonders, wenn es – wie vom ÖVIH gefordert – regelmäßige Erinnerungen über den elektronischen Impfpass gäbe.“
Impfen bringt allen was
„Impfungen sind eine Investition in die Zukunft“, fasst Vorstandskollegin Gallo-Daniel zusammen. „Sie tragen zur Gesunderhaltung der Bevölkerung, zur Steigerung der Lebensqualität und zur Stärkung der Volkswirtschaft bei. Ein Impfkonzept für alle Altersgruppen ist daher dringend erforderlich.“
Weitere Informationen auf der neuen ÖVIH-Website
Der ÖVIH bündelt alle Informationen zu impfpräventablen Erkrankungen, zum Aktionsplan und zu weiteren Projekten und Initiativen auf seiner Website www.oevih.at.
* Respiratorisches Synzytial-Virus
** Frühsommer-Meningoenzephalitis
(Bilder: AdobeStock)