Demenz kann mitten im Leben beginnen: Bei einer demenziellen Erkrankung gibt es oft eine mehrere Jahre andauernde Phase, bevor körperliche Einschränkungen auffällig werden. Trotz gewisser Veränderungen und kognitiver Einschränkungen ist ein selbstbestimmtes und eigenständiges Leben in dieser Zeit gut möglich.
Demenz geht uns alle an
In Österreich leiden aktuell rund 130.000 Menschen an Demenz. Prognosen gehen allerdings davon aus, dass im Jahr 2050 rund 240.000 Menschen von der Erkrankung betroffen sein werden – also beinahe doppelt so viele wie heute.
Obwohl es möglich ist, trotz demenziell bedingten Einschränkungen – den Umständen entsprechend – gut zu leben, ist der Alltag für die Betroffenen und deren Angehörige herausfordernd. Die im Auftrag des BMASGK von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) erarbeitete nationale Demenzstrategie „Gut leben mit Demenz“ soll die Lebenssituation von Menschen mit demenziellen Beeinträchtigungen und deren Angehörigen verbessern.
Denn genauso wie die Betroffenen selbst brauchen pflegende Angehörige Aufmerksamkeit und finanzielle Unterstützung. Beides leistet die Volkshilfe mit dem Demenzhilfe Fonds.
„Finanziell benachteiligte Menschen können sich oft die notwendige Unterstützung und Beratung nicht leisten. In solchen Fällen hilft die Volkshilfe als einzige Organisation den pflegenden Angehörigen mit dem Demenzhilfe Fonds unbürokratisch und schnell“, stellt der Direktor der Volkshilfe Österreich Erich Fenninger fest. Mit der Unterstützung können Betreuungsstunden oder eine Demenzberatung finanziert werden. Die Höhe der Förderung ist von verschiedenen Kriterien wie etwa dem Krankheitsbild und den Einkommensverhältnissen abhängig.
Alle Infos dazu finden sie unter www.demenz-hilfe.at.
Gemeinsam Lösungsansätze weiterentwickeln
„Demenz verändert den Alltag der Betroffenen. Um sie möglichst wirkungsvoll zu unterstützen, braucht es nicht ein paar Euro Pflegegeld extra, sondern konkrete Lösungsansätze“, sagt der Wiener Sozial- und Gesundheitsstadtrat Peter Hacker. „In Wien setzen wir auf die integrierte Versorgung von Menschen mit Demenz und die Vernetzung mit der Zivilgesellschaft. Deshalb ist es wichtig, gemeinsam mit den Betroffenen Lösungsansätze weiterzuentwickeln.“
Das Pilotprojekt „Integrierte Versorgung Demenz„, das der Wiener Psychosoziale Dienst gemeinsam mit dem Fonds Soziales Wien und der Wiener Gebietskrankenkasse entwickelt hat, ermöglicht ein rasches und effizientes Ineinandergreifen verschiedener Organisationen. Das reicht von einer möglichst frühzeitigen Diagnose bis hin zur Behandlung von Demenz. Durch die Vernetzung sozialer und medizinischer Angebote sowie pflegerischer Betreuung erhalten die Betroffenen schnell und unbürokratisch die passende Unterstützung.
Gut leben mit Demenz in Wien
„Demenz geht uns alle an. Als Gesellschaft sollten wir im täglichen Miteinander Bewusstsein schaffen, um in schwierigen Situationen richtig reagieren zu können. Der Verkäufer im Einzelhandel, die Polizistin, der Fahrkartenkontrolleur – wir alle können dazu beitragen, alltägliche Barrieren für Menschen mit demenzieller Erkrankung abzubauen“, so Dr.in Susanne Herbek, SeniorInnenbeauftragte der Stadt Wien.
Ihr Team spannt unter dem Titel „Demenzfreundliches Wien“ einen Bogen über alle Initiativen, die sich zum Thema Demenzfreundlichkeit engagieren. Fokus ist dabei die Sensibilisierung der Zivilgesellschaft, so dass Menschen mit einer demenziellen Erkrankung selbstverständlich Teil der solidarischen Gesellschaft bleiben.
Die jeweils richtige Pflege und Betreuung
„Wien bietet eine breite Palette an Pflege und Betreuung, von mobilen Diensten über Tageszentren für Seniorinnen und Senioren bis hin zu rund 90 Wohn- und Pflegeeinrichtungen“, so Anita Bauer, Geschäftsführerin des Fonds Soziales Wien (FSW). „Bei der Leistungsentwicklung achten wir auch auf sich verändernde Bedarfe – und Demenz ist bei unseren Planungen ein wesentlicher Faktor.“
Der FSW bietet Informationen und Beratung für pflegebedürftige Wienerinnen und Wiener an. Case ManagerInnen beraten Betroffene und ihre Angehörigen, um dann mit ihnen gemeinsam individuelle Hilfspakete zu schnüren – unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten und unabhängig von der Ursache des Betreuungsbedarfs.
Zusätzlich stehen speziell für den Schwerpunkt Demenz Beratungsbroschüren, wie „Demenz – Ratgeber für den Alltag“ oder „Sicher und menschenwürdig pflegen – Alternativen zu freiheitsbeschränkenden Maßnahmen in der mobilen Betreuung“ zur Verfügung.
Vor den Vorhang holen – Pflege- und Betreuungspreis mit Schwerpunkt Demenz
Beim Pflege- und Betreuungspreis Luise, der heuer zum zehnten Mal von der Volkshilfe vergeben wird, liegt der Schwerpunkt diesmal auf jenen Menschen, die ihr Leben der Betreuung von dementiell Erkrankten widmen. „Diese HeldInnen des Alltags stellen wir in den Mittelpunkt, holen sie vor den Vorhang. Denn ohne ihr Engagement wäre vieles nicht möglich“, so Volkshilfe Präsident Ewald Sacher.
Die Auszeichnung wird in vier Kategorien vergeben, bis 4. November sind Einreichungen auf www.volkshilfe-pflegepreis.at möglich.
Kategorie 1: Pflegende Angehörige
Kategorie 2: Ehrenamtliche HelferInnen
Kategorie 3: Pflegende Angehörige von an Demenz erkrankten Menschen
Kategorie 4: Pflege- und Betreuungspersonal von an Demenz erkrankten Menschen
Eine Fachjury aus ExpertInnen des Pflegebereichs wählt drei PreisträgerInnen pro Kategorie aus. Bei der feierlichen Veranstaltung am 28. November 2019 werden die PreisträgerInnen mit der von Manfred Wakolbinger gestalteten LUISE geehrt. Zusätzlich werden Sach- und Geldpreise vergeben. Das Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz unterstützt auch heuer wieder den Pflege- und Betreuungspreis.
„Menschen mit dementiellen Erkrankungen haben es verdient, so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Dazu brauchen die betreuenden Angehörigen so viel Unterstützung wie nur möglich, die Volkshilfe ist an ihrer Seite und hilft, unterstützt und berät“, so Präsident Sacher und Direktor Fenninger abschließend.
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