In Deutschland ist sie schon da, und auch in Österreich wurden bereits erste Patientinnen und Patienten wegen ihr im Krankenhaus aufgenommen: Die Rede ist von der Influenza. Höchste Zeit also, sich impfen zu lassen! Das gilt speziell für Personen mit Vorerkrankungen wie Lungen- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Aber auch für gesunde Menschen ist die Influenza-Impfung empfohlen und sinnvoll. In vielen Bundesländern gibt es Gratis-Angebote, für Kinder und Jugendliche ist die Influenza-Impfung bundesweit kostenfrei. Wer will, kann sich die Influenza-Impfung auch gleichzeitig mit der Auffrischungsimpfung gegen Covid-19 holen.
Influenza vor der Tür
In Deutschland hat die Influenza-Welle bereits Ende Oktober begonnen, nachdem sie – wie auch in Österreich – zwei Mal hintereinander ausgefallen ist.[1] In Malta, Portugal und Schottland gibt es bereits weitverbreitete Influenzavirusaktivität. Bei uns wurde Influenza bisher sporadisch nachgewiesen.[2] Allerdings steigt die Zahl der Grippefälle in Österreich laut Gesundheitsministerium rasant. Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit schätzt die Zahl der Erkrankungen an Grippe und grippeähnlichen Erkrankungen derzeit auf 2.700 pro 100.000 Einwohner. Das ist schon jetzt deutlich über dem Maximalwert der beiden letzten Grippesaisonen.
„Mittlerweile können wir davon ausgehen, dass diesmal die Influenza-Saison nicht ausfallen wird“, erläutert Dr. David Totschnig, Infektiologe an der Klinik Favoriten. „Daher ist es umso wichtiger, dass sich jetzt noch möglichst viele Menschen impfen lassen. Denn man darf nicht vergessen, dass es zehn bis 14 Tage dauert, bis der Impfschutz aufgebaut ist, es ist also höchste Zeit.“
Impfung für Risikopersonen besonders wichtig
In den Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums wird die Influenza-Impfung grundsätzlich allen Erwachsenen ans Herz gelegt. Ganz besonders gilt das für Personen ab dem vollendeten 60. Lebensjahr, chronisch Kranke, Personengruppen mit anderen Risikofaktoren sowie Personal im Gesundheitswesen und in der Altenpflege.[3]
Hier gibt es aber noch einigen Nachholbedarf. Das zeigt eine Umfrage im Auftrag des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller [ÖVIH] aus dem Frühjahr 2022. Nur 30 Prozent der Menschen, die nach eigenen Angaben an zumindest einer chronischen Erkrankung leiden, gaben an, in den letzten sechs Monaten gegen Influenza geimpft worden zu sein. Mit 58 Prozent am häufigsten haben sich COPD-Patient•innen impfen lassen, am seltensten Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen.[4] „Gerade diese Personen haben aber ein erhöhtes Risiko, nicht nur für einen schweren Verlauf, sondern auch für eine Verschlechterung ihrer Grunderkrankung“, erläutert Totschnig. „Das sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen.“
Zur Verdeutlichung: 15 von 100.000 Österreicher•innen sterben im Durchschnitt jedes Jahr an Influenza. Das entspricht insgesamt über 1.000 Todesfällen pro Jahr. Die Zahl ist – je nach Virusvariante – stark schwankend. Bei der letzten großen Influenzawelle im Winter 2016/ 17 wurde die Zahl der Todesopfer auf über 4.000 geschätzt.
WHO-Zielerreichung in weiter Ferne
Ähnliches hinsichtlich Durchimpfungsrate gelte für ältere Menschen. Sowohl die WHO als auch die EU haben das Ziel ausgegeben, dass 75 Prozent der Seniorinnen und Senioren gegen Influenza geimpft sein sollten.[5] Auch davon sind wir weit entfernt. Laut Umfrage haben sich letzte Saison nur 25 Prozent der Personen ab 60 und nur 28 Prozent der über 70-jährigen gegen Influenza impfen lassen.[4] „Viel zu wenig“, sagt der Infektiologe. „Gerade bei älteren Menschen ist die Sterblichkeit bei Influenza besonders hoch. Auch wenn bei ihnen eine Influenza-Impfung möglicherweise nicht vor Ansteckung schützt, so kann sie doch in vielen Fällen einen schweren Verlauf und Todesfälle verhindern. Nicht nur kurzfristig, sondern auch mittel- und längerfristig, da jede Influenza-Infektion auch das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöht.“ [6],[7]
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Bereitschaft zur Impfung gesunken. Seit August wurden rund 340.000 Influenza-Impfungen in den e-Impfpass eingetragen. Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es rund 430.000 Influenza-Impfungen. Die tatsächliche Zahl dürfte jeweils höher liegen, weil die Eintragungen nach wie vor nicht lückenlos erfolgen.
Impfangebote annehmen
Der Impfstoff gegen Influenza wird jährlich an die zirkulierenden Viren angepasst. Die bisher durchgeführten Analysen zeigen eine gute Übereinstimmung. Die Influenza-Impfung ist im kostenfreien Kinderimpfprogramm enthalten und steht damit bis zum 15. Lebensjahr gratis zur Verfügung. Ab zwei Jahren kann diese mit dem nasalen Lebendimpfstoff erfolgen. Auch für die Alters- und Pflegeheime stehen spezielle, kostenfreie Impfstoffe zur Verfügung.[3]
Ansonsten gibt es je nach Bundesland unterschiedliche Impfangebote. Genauere Informationen dazu finden sie HIER.
„Ich kann nur dringend empfehlen, die diversen Impfangebote auch anzunehmen“, betont Totschnig. „Jedes Jahr sehen wir auf unserer Intensivstation viele Influenza-Patientinnen und Patienten mit sehr schwerem Verlauf. Wer das einmal erlebt hat, lässt sich danach gerne impfen.“ Und wer ohnehin zur Covid-19-Auffrischung gehen muss, kann sich gleichzeitig auch die Influenza-Impfung verabreichen lassen.[3]
Lesen sie HIER auch, welche Anzeichen und Symptome auf eine Influenza hindeuten.
Quellenangaben
[1] FAZ-Artikel, zuletzt abgerufen am 21. November 2022
[2] MedUni Wien, zuletzt abgerufen am 21. November 2022
[3] BMSGPK, Empfehlung Influenza Impfung („Grippeimpfung“) Saison 2022/2023, Version 1.0, 23.05.2022, zuletzt abgerufen am 21.November 2022
[4] Integral, Studie 7082/22 ÖVIH-Grippe-Impfung Herbst/Winter 2021/22
[5] https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Influenza/FAQ14.html, zuletzt abgerufen am 21. November 2022
[6] Nguyen JL, Yang W, Ito K, Matte TD, Shaman J, Kinney PL. Seasonal Influenza Infections and Cardiovascular Disease Mortality. JAMA Cardiol. 2016 Jun 1;1(3):274-81
[7] Boehme AK, Luna J, Kulick ER, Kamel H, Elkind MSV. Influenza-like illness as a trigger for ischemic stroke. Ann Clin Transl Neurol. 2018 Mar 14;5(4):456-463.
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